Als Mathys Tel am späten Mittwochabend rund eine halbe Stunde vor Mitternacht die Allianz Arena verließ, wirkte er selbst ein wenig ratlos. Auf die Frage eines Reporters, ob es sein letztes Spiel für den FC Bayern gewesen sei, zuckte der Franzose lediglich mit den Schultern. Er wisse es nicht.
Rätsel um Mathys Tel
Dabei wirkte Tel wie jemand, der in den aktuellen Entwicklungen um seine Person nicht mehr auf dem Fahrersitz Platz nimmt, sondern nur noch Passagier ist. Zuvor hatten Szenen in der Arena schon wie ein Abschied ausgesehen.

Die großen Entscheidungen treffen jetzt offenbar andere. Sein Berater zum Beispiel. Und Bayerns Sportvorstand Max Eberl. Der zeigte sich in der Mixed Zone, also jenem Bereich, in dem die Protagonisten auf die Reporterinnen und Reporter treffen, erneut angriffslustig.
Eberl hat Redebedarf
Der 51-Jährige hatte offenkundig einiges klarzustellen. Und das musste er auch, denn in den vergangenen Wochen wirkte es so, als hätten Trainer Vincent Kompany, Sportdirektor Christoph Freund und er selbst keinen wirklichen Plan, ob und wie sie mit Tel planen. Fans und Öffentlichkeit bot sich ein Rätsel.
Alle drei hatten den 19-Jährigen zuletzt überschwänglich gelobt, wünschten sich seinen „Durchbruch“ beim FC Bayern und bescheinigten ihm großes Talent – spielen durfte Tel trotzdem nicht. Stattdessen befindet er sich jetzt auf der Verleih- bzw. sogar auf der Verkaufsliste des FC Bayern. Dieser Widerspruch bedurfte dringend einer Erklärung.
Eberl: Tel will weg
„Es ist eine ganz durchschaubare Causa, weil wir uns schon im Dezember mit ihm hingesetzt haben. Wir saßen an einem Tisch und haben die Hinrunde besprochen - auch damals schon über eine Möglichkeit einer Leihe. Wir haben damals entschieden, Mathys hat entschieden, dass er bleiben und sich durchsetzen möchte. Deswegen haben wir gesagt: Es gibt keine Leihe“, sagte Eberl und schob nach: „Und jetzt kommt Mathys und sagt, dass er sich doch vorstellen kann, etwas zu tun.“
Die Botschaft des Klubs ist klar: Nicht wir wollen den Publikumsliebling loswerden - Tel selbst ist es, der sich dem Konkurrenzkampf nicht mehr stellen will. Eine Lesart, die Raum für Interpretationen lässt. Zudem stellen sich die Fragen, die SPORT1 kurz vor Mitternacht an Eberl richtete: Was ist mit Tel innerhalb weniger Wochen passiert? Warum will er plötzlich nicht mehr kämpfen?
„Das weiß ich nicht, das hat er mir auch nicht gesagt. Er hat nur gesagt, dass die Spielzeit für ihn nicht befriedigend ist. Das kann man ja auch verstehen. Trotzdem hätten wir es gerne gehabt, dass er sich weiter durchbeißt - so wie er es ja im Grunde auch gesagt hat“, versuchte sich der Sportvorstand in einer Erklärung.
Tel bringt Bayern in Not
Hinter vorgehaltener Hand ist in München davon die Rede, dass es vor allem Tels Berater ist, der nach zweieinhalb Jahren beim FC Bayern langsam nervös wird. Er will für seinen Schützling mehr Spielzeit, denn dessen Marktwert ist seit einem Jahr deutlich rückläufig - er sank von einst 50 auf „nur“ noch 30 Millionen Euro.
Was Tel selbst wirklich will, bleibt vorerst im Dunkeln. Wie sich der 19-Jährige aber nach dem Sieg über Bratislava von den Bayern-Fans verabschiedete, spricht Bände. Der Franzose fühlt sich grundsätzlich beim Rekordmeister wohl, bei den Anhängern ist er sehr beliebt.
Entscheidendes Angebot für Tel?
Eberl will derweil keinesfalls den Eindruck vermitteln, als liege man mit Tel über Kreuz: „Da ist kein böses Blut. Es ist eine völlig entspannte Situation, aber die Zeit drängt“, so der Sportvorstand.
Er kann auch deswegen so cool bleiben, weil mögliche Abnehmer für Tel Schlange stehen. „Ehrlicherweise ist es ganz selten, dass so viele Vereine anrufen“, sagte Eberl auf Nachfrage von SPORT1.
Und tatsächlich scheint es nun ganz schnell zu gehen. Französische Medienberichten zufolge ist Tottenham bereit, 60 Millionen Euro für Tel zu zahlen. Eine Einigung unter den Vereinen soll bereits bestehen.