Die Erleichterung war den Dortmundern nach dem Auftaktsieg in der Champions League in Brügge ins Gesicht geschrieben. Denn so eindeutig wie das 3:0 klingen mag, war es bei weitem nicht. Doch nicht jeder konnte sich über die ersten drei Punkte in der neuen Königsklassen-Saison freuen. Marcel Sabitzer stapfte nach dem Spiel durch die Mixed Zone und machte ein langes Gesicht.
Potenzial zum Pulverfass
BVB-Star Sabitzer deutlich: „Ist nicht meine Idealposition“
Anders als noch beim vergangenem Ligaspiel gegen Heidenheim, als Sabitzer nach einer anstrengenden Länderspielreise erst eingewechselt wurde, durfte der 30-Jährige beim belgischen Meister wieder von Beginn an ran. Allerdings, wie schon in den Spielen zuvor, auf seiner, wie er zugab, ungeliebten Position, halbrechts in der Offensive. Auf SPORT1-Nachfrage, wo er sich denn wohler fühle, antwortete Sabitzer kurz und knapp: „Sechs ist besser.“
Es schien so, als wäre es Sabitzer kurz nach Abpfiff ein Anliegen gewesen, seinen Unmut kundzutun: „(Es) ist ja schon ein anderes Spiel als im Zentrum. (Es) ist nicht meine Idealposition, aber man spielt da, wo der Trainer einen aufstellt, versucht das Beste und das habe ich heute auch wieder versucht“, erklärte der Österreicher.
Sabitzer weiterhin auf Formsuche
Doch so richtig in Tritt kam Sabitzer, der in der vergangenen Saison noch einer der besten Dortmunder war, bislang nicht. Auch in Brügge wollte ihm nicht viel gelingen (SPORT1-Note 5).
Auch wenn Sabitzer diese Außenposition aus der österreichischen Nationalmannschaft, wo er des Öfteren auf links eingesetzt wird, kennt, fühlt sich der 30-Jährige im BVB-Trikot dort falsch aufgehoben.
Gegen Heidenheim besetzten Karim Adeyemi und Donyell Malen die Außenpositionen, hatten dabei deutlich mehr Einfluss auf das Spiel und belebten die BVB-Offensive. Beide sind aber auch klassische Außenspieler und andere Spielertypen als Sabitzer.
Wird der Konkurrenzkampf zum Pulverfass?
Fakt ist: Sabitzer, der das Spiel gerne vor sich hat, würde gerne zurück auf die Sechs. Die Position, auf der er in der vergangenen Saison einer der besten Dortmunder, gerade im Mittelfeld der verlässlichste und kreativste BVB-Profi, war. Platz gab es in dieser Spielzeit dort allerdings nicht für ihn.
Neuzugang Pascal Groß ist im zentralen defensiven Mittelfeld gesetzt. Daneben spielte bislang Kapitän Emre Can und gegen Heidenheim Felix Nmecha. Gerade für Abräumer Can, der auch schon anmerkte, am liebsten immer spielen zu wollen, gibt es im Dortmunder System wohl keine andere Position.
Ein mögliches Sechser-Duo aus Groß und Sabitzer, die beide ihre Qualitäten in der Spieleröffnung haben, könnte für Sahin möglicherweise zu offensiv sein.
Es scheint so, als gibt es einen Sechser zu viel. Die Situation ist kompliziert und könnte zum Pulverfass werden.
Unzufriedener Sabitzer - Sahin beweist Fingerspitzengefühl
BVB-Sportdirektor Kehl sprach von der „Qual der Wahl“, die Sahin auf dieser Position habe: „Ich bin froh, dass wir so einen Kader haben. Lieber einen unzufriedenen Spieler nach einem 3:0-Sieg, als am Ende dieses Spiel hier zu verlieren“, machte Kehl auf SPORT1-Nachfrage deutlich.
Die Aussagen des unzufriedenen Sabitzers sind zu einem frühen Zeitpunkt in der Saison der erste Gegenwind für Trainer Sahin.
Nervös wurde der junge Coach auf der Pressekonferenz aber keineswegs. Der 36-Jährige moderierte die Situation mit ganz viel Verständnis und Fingerspitzengefühl ab: „Ich weiß, dass Sabi lieber auf der Sechs spielt, das hat er mir schon zehntausendmal gesagt und ich weiß auch, dass Sabi auf der Sechs besser spielt. Aber es gibt Situationen, da brauchen wir Sabi auf der Position und im Moment spielt er jetzt da. Er wird auch sehr viele Spiele auf der Sechs machen.“
Trotz Unmut: Sabitzer ist bei Sahin gesetzt
Trotz Sabitzers Aussagen lässt Sahin kein Blatt zwischen ihm und seinen Spieler: „Sabi steht absolut außer Diskussion bei mir. Er ist ein sehr, sehr wichtiger Spieler für uns. (…) Ich weiß aber, dass die ideale Position für Sabi auf der Doppelsechs ist. Und da wird er auch Spiele für uns machen und richtig gut spielen.“
Diese Worte dürften Sabitzer Hoffnung machen. Bedarf für ein erneutes Gespräch sieht der Österreicher nicht: „(Wir sind) immer wieder im Austausch, aber nicht so im Detail. Er ist der Trainer, er entscheidet und das gilt es zu respektieren.“
Feststeht: Egal wo - Sabitzer ist bei Sahin gesetzt.