So ganz sicher war sich Mats Hummels am Montag in Paris nicht mehr, wie es im Frühjahr 2013 vor dem Spiel bei Real Madrid abgelaufen war.
Besonderer BVB-Geist macht sich breit
„Mats hat gerade gesagt, dass er damals auch vor dem Halbfinal-Rückspiel bei der PK saß“, meinte Borussia Dortmunds Trainer Edin Terzic während der Pressekonferenz vor dem entscheidenden Duell in der Champions League mit Paris Saint-Germain am Dienstag (ab 21 Uhr im Liveticker), musste dann aber auf Hinweis seines Innenverteidigers lachend einschränken: „Glaubt er, er ist sich nicht sicher.“
Es wäre wohl die unbedeutendste Parallele zwischen dem märchenhaften Finaleinzug des BVB vor elf Jahren und der möglichen Wiederholung im Mai 2024 - denn der Geist von 2013 steckt in diesen Tagen in vielen Details rund um die Borussia!
„Die größte Parallele ist, dass wir auch damals eine Gruppenphase hatten, in der zumindest viele Leute gesagt haben, da kommt ihr nicht raus - und das haben wir beide Male sehr beeindruckend als Erster geschafft“, erinnerte Hummels. Setzte sich der BVB in der aktuellen Saison gegen PSG, Milan und Newcastle durch, waren es 2013 Real Madrid, Ajax Amsterdam und Manchester City gewesen.
BVB vor PSG-Hit: Kantersieg trotz B-Elf
Womit bereits die nächste Parallele klar ist: Erneut treffen die Schwarzgelben im Halbfinale (mit einem 1:0 aus dem Hinspiel im Rücken) auf den Gegner, den sie in der Gruppenphase hinter sich gelassen hatten - und wie 2013 müssen Hummels und Co. dabei im Rückspiel auswärts ran.
Das Polster gegen Real war nach dem furiosen 4:1 im Hinspiel in Dortmund (Viererpack von Robert Lewandowski!) ungleich größer, gezittert werden musste in Madrid nach zwei späten Toren von Karim Benzema und Sergio Ramos dennoch gehörig - und nichts anderes als ein Zitterspiel dürfte dem BVB nun auch am Dienstagabend im Parc des Princes bevorstehen.
Kurios: Auch 2013 hatte der damalige Trainer Jürgen Klopp vor dem entscheidenden Champions-League-Rückspiel in der Bundesliga gegen Fortuna Düsseldorf auf sage und schreibe zehn Positionen rotiert, genau wie es Terzic am vergangenen Wochenende gegen Augsburg machte.
Terzic könnte es wie Klopp machen
Damals war nur Hummels in der Startelf aus dem Hinspiel gegen Real verblieben, diesmal stand einzig und allein Torhüter Gregor Kobel in beiden Partien auf dem Platz. Erfolgreich war der BVB in beiden Fällen: War 2013 auswärts bei der Fortuna ein 2:1 gelungen, siegte die vermeintliche Dortmunder B-Elf diesmal bekanntlich gar mit 5:1 gegen den FCA.
Gut möglich auch, dass Terzic am Dienstagabend für die nächste personelle Parallele sorgt: Klopp setzte 2013 in Hin- und Rückspiel gegen die Königlichen auf exakt dieselbe Startelf - und auch der aktuelle BVB-Trainer hat nach dem Auftritt in der vergangenen Woche wenig Anlass zu Veränderungen.
Von jener Startelf aus dem Halbfinale 2013 standen übrigens vier Protagonisten auch elf Jahre später beim Dortmunder Abschlusstraining in Paris auf dem Rasen - nimmt man die damalige Ersatzbank hinzu, waren es sogar gleich sechs. Hummels und Marco Reus sind immer noch als Spieler aktiv und versuchen ihre Erfahrungen an die heutigen Mitspieler weiterzugeben, wie der Verteidiger berichtete.
„Der Tenor war vor allem, dass die Jungs wissen, dass ein Champions-League-Halbfinale nichts Selbstverständliches ist“, verriet Hummels: „Ich muss zugeben, damals 2013 dachte ich auch, da kommen jetzt noch ein Haufen davon. Jetzt kommt elf Jahre später das dritte erst für mich, deswegen muss man wissen, dass es auf dem Level nie selbstverständlich ist, so weit zu kommen.“
Diese Erfahrung mussten auch Sven Bender und Nuri Sahin machen, die inzwischen als Co-Trainer von Terzic tätig sind. Sebastian Kehl (Sportdirektor) und Roman Weidenfeller (Vereinsbotschafter) komplettierten das Sextett von 2013, das dem Abschlusstraining im Parc des Princes beiwohnte.
Großkreutz beschwört BVB-Fans
Einige Kilometer entfernt bereitete sich derweil in Kevin Großkreutz ein weiterer BVB-Held von vor elf Jahren auf den letzten Schritt in Richtung Finale vor - diesmal in der Rolle des Fans. Als solcher hatte Großkreutz auch das Champions-League-Endspiel 1997 erlebt, wie er in einem emotionalen Instagram-Post verriet.
Und nicht nur er erinnerte vor dem Duell mit PSG an die Saison, in der die Borussia anders als 2013 am Ende den Henkelpott in den Himmel recken durfte, sondern auch Terzic.
Mit Blick auf die Halbfinal-Duelle mit Real Madrid 2013 und Manchester United 1997 meinte der BVB-Coach: „Was bei beiden Spielen war: Das Rückspiel war bei beiden Spielen extrem eng, gegen absolute Top-Mannschaften damals.“
Eben genau so, wie es am Dienstagabend erneut laufen könnte - und mit Blick darauf äußerte Terzic am Tag vor dem Spiel schon mal einen Wunsch: „Ich hätte gerne die Parallele, dass wir ins Finale einziehen. Und dann hätte ich gerne die Parallele aus dem Jahr 1997 und nicht aus dem Jahr 2013.“
Ricken als gutes Omen?
Aber auch dafür hat der BVB ja schon den richtigen Mann mit an Bord: Lars Ricken, seit 1. Mai neuer Geschäftsführer Sport - und 1997 mit seinem Jahrhundert-Tor legendärer Final-Torschütze gegen Juventus.