Das Halbfinal-Rückspiel in der Champions League zwischen Real Madrid und dem FC Bayern mutierte zu einem Drama besonderen Ausmaßes. 20 Minuten lang führten die Münchner und standen kurz vor dem Einzug ins Finale, dann drehte Real Madrid im heimischen Estadio Bernabéu die Partie.
„Einfach lächerlich. Einfach Real“
Alles andere als unbeteiligt dabei: Referee Szymon Marciniak, der einen vermeintlichen Treffer von Bayern-Star Matthijs de Ligt kurz vor dem Ende durch einen verfrühten Pfiff aberkannte. In den spanischen Medien werden die Madrilenen gefeiert, in anderen Ländern kassiert der Schiri viel Kritik. SPORT1 fasst die internationalen Pressestimmen zusammen.
SPANIEN
Marca: „Real Madrid erlaubt keine Rivalen. Seit zwei Wochen wurde behauptet, dass die Bayern Real Madrid am nächsten stehen, und als es darauf ankam, gingen die stolzen Bayern wie alle anderen in die Knie, als sie sich im Finale sahen.“
El País: „Ja, das ist es. Wieder Real Madrid. Wieder der tote Mann, der inmitten des kollektiven Deliriums des Bernabéu aufersteht. Madrid fand sich nach einem dominanten Spiel mit einem Rückstand auf der Anzeigetafel wieder, während die Bayern, die alte europäische Hierarchie, die legendäre Bestie des Wettbewerbs, die Nacht verschlief. Dabei spielte es keine Rolle, dass auf der Bank Tuchel saß, der schon vor zwei Jahren mit Chelsea in einer solchen Partie war. Das magische Schicksal Madrids ist unausweichlich, auch wenn man es kommen sieht, auch wenn man es weiß.“
El Mundo: „Ave, Cäsar von Europa: Madrid bringt die Herrschaft des Glaubens nach Wembley. Die Madrilenen denken nie an den Tod, nicht einmal mit beiden Beinen auf dem Schafott, wie gegen die Bayern, denn ihr einziges Memento mori ist der Sieg.“
El Mundo Deportivo: „Real Madrid reist mit Kontroversen nach Wembley. Wie konnte der Schiedsrichter in der 103. Minute Abseits pfeifen?“
ABC: „Nach einem Hinspiel, in dem die Madrilenen seltsamerweise einige Minuten lang den Respekt vor ihrem Lieblingswettbewerb vermissen ließen, zogen sich Ancelottis Spieler im Bernabéu ihre Sonntagshemden an und gehen nun gut aussehend und parfümiert ins Finale in London, wie es sich gehört.“
ENGLAND
The Sun: „Es ist ein Desaster. Fans behaupten, dass die Champions League manipuliert ist, nachdem Real Madrid gegen Bayern mit einer riesigen Kontroverse endet, weil den Deutschen ein Tor verwehrt wird.“
Daily Mail: „Bayern-Wut auf die Schiedsrichter. Thomas Tuchel ist über das ‚absolute Desaster‘ der Entscheidung sauer, das Bayern München einen späten Ausgleich gegen Real Madrid bei einer dramatischen Champions-League-Niederlage verwehrt, und gibt zwei Unparteiischen die Schuld.“
The Mirror: „Harrys Herz ist gebrochen. Real Madrid schafft es in noch ein weiteres Champions-League-Finale, weil der frühere Stoke-Star Joselu spät doppelt trifft und Bellingham ein Wiedersehen mit Dortmund beschert.“
Guardian: „Einfach lächerlich. Einfach Real Madrid. Das Team, das diesen Wettbewerb zu beherrschen scheint, das einen mystischen Einfluss darauf hat und den Pokal 14 Mal in die Höhe gehalten hat, ist wieder im Finale, weil, nun ja, weil das eben so ist.“
The Independent: „Real Madrid findet einen neuen Weg, ein weiteres undenkbares Champions-League-Comeback zu schaffen. Der späte Doppelschlag von Joselu brachte den 14-maligen Titelträger ins Champions-League-Finale gegen Borussia Dortmund im Wembley-Stadion.“
The Telegraph: „Joselu ist der unwahrscheinliche Held: Real Madrid schlägt Bayern München und erreicht das Champions-League-Finale.“
FRANKREICH
L‘Équipe: „Das unsterbliche Real.“
Le Parisien: „Joselu macht die Madrilenen unsterblich und sichert ihnen das Ticket für Wembley. Zunächst von den Bayern überrascht, schoss Real Madrid in der Schlussphase zwei Tore und sicherte sich so den Einzug ins Finale der Champions League.“
DEUTSCHLAND
Der Spiegel: „Eine tote ‚Bestia Negra‘ – und ein umstrittener Schiedsrichter. Für die Bayern war der Einzug ins Champions-League-Finale gegen Dortmund zum Greifen nah. Dann leistete sich Manuel Neuer einen seltenen Patzer – und ein Ex-Hannoveraner traf doppelt. Am Ende stand der Referee im Fokus.“
rtl.de: „Traum vom deutschen Finale geplatzt – Bayern am Boden.“
Frankfurter Allgemeine: „Real Madrid zerstört den Traum des FC Bayern. Zwanzig Minuten lang wähnt sich der FC Bayern München auf dem Weg ins Champions-League-Finale nach London. Doch ein Patzer des Torhüters und zwei Tore von Joselu beenden die Münchner Hoffnung.“
ITALIEN
Gazzetta dello Sport: „Real stirbt nie! Wende in der 91. Minute, sie fahren nach Wembley. Bayern-Wut auf die Schiedsrichter. Das übliche Real Madrid. Die üblichen europäischen Nächte von Ancelottis Teams.“
Tuttosport: „Joselu, der König für eine Nacht: Real mit einem weiteren unglaublichen Comeback und Ancelotti im Finale. Die Blancos kippten das Ergebnis gegen Bayern in den letzten Minuten und gewannen dank eines späten Doppelschlags des spanischen Stürmers mit 2:1. Real Madrid gibt nicht auf.“
La Repubblica: „Die Mystik des Bernabeu kann alles, sogar einen 34-jährigen Stürmer, der für eine Million (und die Ablöse kostet anderthalb, wohlgemerkt) von einem abstiegsbedrohten Verein, Espanyol, ausgeliehen wurde, um einen kleinen Teil des riesigen Lochs zu stopfen, das der Weggang von Benzema nach Arabien hinterlassen hat, märchenhaft überdecken.“
SCHWEIZ
Blick: „Schiri-Bonus für Real Madrid? „Skandal-Szene“ lässt die Bayern toben.“
NIEDERLANDE
De Telegraaf: „Madrid dreht das Spiel in drei Minuten komplett um. Real Madrid zieht nach verrücktem Finale gegen Bayern ins Champions-League-Endspiel ein. Die Champions League wird nun doch kein „deutsches“ Finale bekommen. Bis zur 88. Minute hatte Bayern die Aussicht auf einen Platz im Endspiel, doch dann kam Joselu.“
ÖSTERREICH
Kurier: „Matchwinner war ein Mann namens Jose Luis Sanmartin Mato, alias Joselu, der im Starensemble der Königlichen von Real Madrid ein Niemand ist. Der gebürtige Stuttgarter mit spanischen Wurzeln war vom Rekordmeister im vergangenen Sommer nur aus der Not verpflichtet worden.“
Kronen Zeitung: „Falscher Abseitspfiff versetzt Bayern in Rage! Riesenaufregung im Lager des FC Bayern: Weil Schiedsrichter Szymon Marciniak kurz vor dem Ende der letztlich 15 Minuten währenden Nachspielzeit einen ihrer Angriffe abgepfiffen hat, sieht man sich im Lager von Deutschlands Rekordmeister zumindest um eine Verlängerung im Champions-League-Halbfinale gegen Real Madrid gebracht!“