Die Generalprobe der Dortmunder ist am Samstag gründlich misslungen. Beim Gastspiel in Leipzig (1:4) kamen die Schwarz-Gelben arg unter die Räder und zeigten sich vor allem defensiv sehr anfällig. Das Team müsse im Halbfinale der Champions League gegen Paris St. Germain daher mit einem anderen Gesicht auftreten, forderte Trainer Edin Terzic.
Süle plötzlich wieder wichtig?
Mit der Art und Weise sei der 41-Jährige am Wochenende „überhaupt nicht einverstanden“ gewesen, betonte er auf der Pressekonferenz. „Wenn ich über die Gegentore spreche, war das nicht ein individueller Fehler, sondern es fing an mit einem und dann entstand eine Kette von Fehlern. Die haben wir nicht gestoppt bekommen.“ Dass ihn vor dem so wichtigen Match in der Königsklasse auch noch Personalsorgen in der Abwehr begleiten, macht die Sache kaum besser.
Neben Ramy Bensebaini (Innenband-Verletzung), der sicher fehlen wird, stehen auch hinter Ian Maatsen und Mats Hummels (Risswunde am Schienbein) noch kleinere Fragezeichen - beide sollen für Mittwoch aber einsatzbereit sein. Sollte es für einen der beiden angeschlagenen Spieler aber nicht reichen, würde Süle wohl nach langer Zeit wieder eine echte Bewährungschance bekommen. Zuletzt fiel nämlich auf, dass Terzic gerade in wichtigen Spielen anderen Abwehrspielern vertraut.
BVB will „etwas Großartiges“ erreichen
„Über einzelne Spieler spreche ich ungern in der PK“, meinte Terzic und fügte hinzu: „Ich weiß nur, dass Niki zu 100 Prozent gesund und 100 Prozent fit ist. Er weiß genau um seine Rolle und was wir von ihm erwarten, was der Plan für morgen ist.“ In den beiden Viertelfinal-Partien gegen Atlético Madrid stand Süle keine einzige Spielminute auf dem Feld. Doch um „irgendwelche Befindlichkeiten, ob jemand glücklich oder unglücklich darüber ist“, gehe es nicht.
Jeder müsse laut Terzic erkennen, was „wir für eine Möglichkeit haben, etwas Großartiges zu erreichen. Es geht nur darum, dass sich jeder in den Dienst der Mannschaft und in den Dienst der Aufgabe stellt.“ War Süle von einem Stammplatz zuletzt weit entfernt, könnte er nun wieder auf sich aufmerksam machen.
Denn schon die gesamte bisherige Saison verlief für Süle nicht nach Wunsch. Ausgerechnet gegen Paris, als der BVB zum Abschluss der Gruppenphase ein 1:1 holte, sorgte der Verteidiger aber für ein großes Highlight, welches ihn noch lange begleiten dürfte.
Unvergessene Süle-Grätsche gegen PSG
Was war passiert? Wegen eines Stellungsfehlers ermöglichte es Süle dem französischen Superstar Kylian Mbappé in der 18. Minute, allein auf das Dortmunder Tor zuzulaufen. Dieser umkurvte Keeper Gregor Kobel auch und schoss aufs Tor. Doch plötzlich tauchte wieder Süle auf, rutschte über den Rasen, zog das Bein dabei weit in die Höhe und spitzelte den Ball gerade noch vor der Torlinie weg.
Sportdirektor Sebastian Kehl bezeichnete Süles Aktion damals als „sensationell“. Terzic meinte: „Mbappé hat sich sehr erschrocken, dass der Ball nicht drin war.“ Und Emre Can erklärte auf der PK am Dienstag: „Die Grätsche war Weltklasse von Niklas.“
Eine Szene, die sicherlich in jedem Jahresrückblick landen dürfte. Noch schöner wäre es für die BVB-Fans allerdings, wenn Süle noch weitere Heldentaten folgen lässt - und den Traum vom Champions-League-Finale in Wembley am Leben hält.