In diesem Bundesliga-Jahr ist Werder Bremen Letzter. An neun Spieltagen, die nach der Weihnachtspause gespielt wurden, gelang ihnen nur ein Sieg. Dazu das Aus im Pokal-Viertelfinale, eine verdiente Niederlage bei Drittligist Bielefeld. Werder? Schämen.
Träumereien ein Virus auf dem Klub
Man könnte die Situation in Bremen, zum Jahreswechsel schnupperten sie ja noch an den Champions League-Plätzen, ganz einfach beschreiben: Sie holten im Herbst viele Punkte, weil Kleinigkeiten für sie liefen, und sie verloren zuletzt einige Spiele, weil genau die Kleinigkeiten jetzt gegen sie liefen. Doch das wäre zu einfach.

Werder Bremen von Europa weit entfernt
Die Wahrheit ist, dass Werder Bremen an den viel zu hohen Erwartungen, die sie auch selbst befeuerten, gescheitert ist. Die romantischen Träumereien, wieder „in Europa“ mitzuspielen, wirken wie ein Virus auf den Klub, der das Immunsystem der Mannschaft seit Wochen heftig durcheinander schüttelt.
Die Bremer, das ist augenscheinlich ein Thema im Verein, können sich seit Mitte Januar, als sie in der Nachspielzeit das 3:3 gegen Heidenheim bekamen, nicht mehr auf das Wesentliche konzentrieren.
Sie sind wie desorientiert und in vielen Situationen auf dem Platz beinahe handlungsunfähig. Sie sind nicht mehr in der Lage, einfach weiter das zu machen, was eben oft dafür sorgte, dass entscheidende Situation in ihre Richtung fielen.
Werder Bremen hat mit einer Bundesliga-Spitzenmannschaft nichts zu tun. Von Spielen in der Champions League, man muss das so deutlich sagen, sind sie so weit entfernt wie die Weser von den Alpen.
Aber, und das ist entscheidend, das ist ja auch überhaupt nicht dramatisch. Sie haben ja auch gar nicht die Mittel, den Kader und die Möglichkeiten eines Top-Teams.
Frankfurt und Freiburg auf Jahre enteilt
Bremen ist vor zweieinhalb Jahren aus der 2. Bundesliga aufgestiegen und steht nach wie vor unter großem wirtschaftlichem Druck.
Es geht darum, sportlich, wieder einen festen Platz in der Bundesliga einzunehmen und so früh es geht nichts mit dem Abstiegskampf zu tun zu haben. Irgendwie in den Europapokal zu stolpern kann, bei aller Party, auch zu relevanten Problemen führen, siehe Heidenheim. Wenn man dafür nämlich nicht bereit ist.
Und dazu kommt das Geschäftliche: Bremen muss sich auch wirtschaftlich konsolidieren. Sie müssen unbedingt große Transfererlöse erzielen, wie es viele und auch vermeintlich kleinere Mitbewerber längst regelmäßig machen.
Klubs wie Frankfurt, Stuttgart oder auch Freiburg, die alle mal auf Augenhöhe waren, sind Werder finanziell auf Jahre enteilt.
Für den Klassenerhalt reicht es bei Werder
Die Bremer Situation in der Bundesliga ist nicht dramatisch. Grundsätzlich haben sie ihren Weg gefunden, der Vorsprung auf die Abstiegsränge ist groß, sie werden wieder genug Punkte holen.
Viele große Traditionsvereine, die ganz andere Probleme haben und seit Jahren weiter unten stottern, würden gerne mit Werder tauschen.
Natürlich müssen sie ambitioniert sein und auch Ziele haben. Aber, und das ist genauso wichtig, sie müssen auch aufhören zu fantasieren.