In einem kleinen Café in Schwabing fing alles an - inzwischen ist der FC Bayern die beste Adresse des deutschen Fußballs und eine Weltmarke.
Was nicht jeder über Bayern weiß
Am 27. Februar 1900 wurde der Klub gegründet, eine beispiellose, aber auch von vielen Turbulenzen begleitete Erfolgsgeschichte folgte. Zum 125. Geburtstag des deutschen Rekordmeisters ein Überblick über die bewegte Bayern-Historie - mit bekannten und weniger bekannten Wegmarken.

Die Gründung:
Elf junge Männer, angeführt vom ersten Präsidenten Franz John, einem Berliner, gründeten am 27. Februar 1900 im Schwabinger Café Gisela den FC Bayern München. Es war eine Abspaltung vom Männer-Turn-Verein (MTV), in dem der Fußball als neumodischer, englischer Sport belächelt wurde.
Aus Platzproblemen und wirtschaftlichen Erwägungen schlossen sich die Bayern 1906 dem Münchener Sport-Club an, behielten aber ihre Selbständigkeit. Einzige Bedingung war das Tragen der MSC-Trikots mit roter Hose und weißem Hemd - diese Farben blieben dem FC Bayern bis heute.
Die Schale:
1932 holten die Bayern ihren ersten Meistertitel. Es dauerte 37 Jahre bis zur zweiten Meisterschaft, ehe die Münchner ihre Vormachtstellung im deutschen Fußball nach und nach ausbauten. 1987 lösten die Bayern den 1. FC Nürnberg mit dem 10. Titel als Rekordmeister ab, heute sind es 33 Meisterschaften. Dazu kommen 20 DFB-Pokal-Siege.
Der Henkelpott:
1967 machten die Bayern mit dem Triumph im Europapokal der Pokalsieger international erstmals auf sich aufmerksam. Es folgten goldene 1970er-Jahre mit drei Triumphen im Europapokal der Landesmeister. Drei Mal gewannen die Bayern seitdem die Champions League, einmal den UEFA-Cup sowie je zwei Mal die Klub-WM und den Weltpokal.
Das Trauma:
Es war alles angerichtet für den ganz großen Triumph. Das „Finale dahoam“ 2012 in der Allianz Arena sollte die vorläufige Krönung der Klub-Historie werden - es folgte gegen den FC Chelsea im Elfmeterschießen das bekannte „Drama dahoam“, nochmal einen Tick bitterer als das Last-Minute-Trauma gegen Manchester United 1999.
Am 31. Mai 2025 könnten die Bayern im heimischen Stadion beim Endspiel in der Champions League eine zweite Chance bekommen - mit dem „Titel dahoam“?
Der FC Hollywood:
Der FC Bayern war schon immer für die eine oder andere Schlagzeile gut. Doch was in den 1990er-Jahren passierte, übertraf alles. Lothar Matthäus gegen Jürgen Klinsmann, Mario Basler gegen alle, der Absturz von „König“ Otto Rehhagel oder die legendäre Flasche-leer-Ansprache von Giovanni Trapattoni: Der FC Hollywood war geboren, erst vor kurzem erinnerte eine vielgelobte ZDF-Doku an die wilden Jahre. „Disco, Nachtleben, alles war damals plötzlich dabei. Es hat den Leuten offensichtlich extrem gut gefallen“, sagt Uli Hoeneß im kicker über die wilden Jahre.
Die Macher:
Franz John war einer der Gründerväter. Präsident Kurt Landauer vollzog bis 1933 den Wechsel zu einem professionell geführten Verein. Es folgten ein Robert Schwan oder allen voran ein Uli Hoeneß, die den Verein nachhaltig prägten. Seit 1979 ist Hoeneß erst als Manager, dann als Präsident, jetzt als Aufsichtsrat der Patron des Klubs. Der heute 73-Jährige führte die Bayern in die Beletage des Weltfußballs. Auch Franz Beckenbauer trug nachhaltig als Spieler, Trainer und Präsident zum Ruhm des Klubs bei.
Die Stars:
Stars? Die gab es in der einmaligen Geschichte zuhauf. Erster Nationalspieler der Bayern war 1910 Max „Gaberl“ Gablonsky. Doch die Spieler, die inzwischen jeder Fan kennt, kamen erst Jahrzehnte später.
Den größten Einfluss auf die Historie hatten wohl „Kaiser“ Franz Beckenbauer und „Bomber“ Gerd Müller. Und sonst: Dank Uli Hoeneß, Karl-Heinz Rummenigge, Paul Breitner, Lothar Matthäus, Bastian Schweinsteiger, Philipp Lahm, Arjen Robben, Robert Lewandowski oder Franck Ribéry bis hin zu Thomas Müller und Manuel Neuer hat der FC Bayern seine Strahlkraft erlangt.
Die Trainer:
Alles fing an mit Dr. Willem Hesselink, der den FC Bayern von 1902 bis 1905 trainierte. Charles Griffith (1911/1912) war erster hauptberuflicher FCB-Coach, Richard Dombi (1930-1933) der erste Meistertrainer.
Es folgten Legenden: „Tschik“ Cajkovski, Dettmar Cramer, Udo Lattek, Jupp Heynckes, Franz Beckenbauer, Giovanni Trapattoni, Ottmar Hitzfeld, Carlo Ancelotti, Pep Guardiola und, und, und... Am effektivsten war jedoch Hansi Flick, der 2020 und 2021 sieben Titel mit den Münchnern gewann. Derzeit soll es Vincent Kompany richten.
Die Wirtschaftskrise:
Als Hoeneß den Klub übernahm, schrieb der FC Bayern Schulden. Heute steht der Verein wirtschaftlich so gut da wie wohl kaum ein Fußballklub auf der Welt. Der Gesamtumsatz belief sich zuletzt auf mehr als eine Milliarde Euro, das Eigenkapital betrug 571 Millionen Euro. Die Allianz Arena ist längst im vollständigen Besitz des Rekordmeisters.
Die Mitglieder:
1920 hatte der FC Bayern 700 Mitglieder. Zu seinem 125. Geburtstag verzeichnet der FC Bayern München einen neuen Mitglieder-Rekord: Ganze 400.000 Mitglieder zählt der Verein der Welt zum 27. Februar 2025. Nur Benfica Lissabon hat genauso viele.
Der Krieg:
Die Ära unter Landauer fand mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten ein jähes Ende. Der jüdische Präsident musste 1933 wegen der politischen Verhältnisse sein Amt niederlegen - das dunkelste Kapitel der Klubgeschichte.
Profifußball lehnten die Nazis als „jüdische Angelegenheit“ ab, die Bayern galten als „Juden-Klub“. Dies hatte auch sportliche Folgen: In den Jahren nach Kriegsende versank der FC Bayern kurzzeitig sogar in der Zweitklassigkeit. Erst 1957 meldete sich der FC Bayern mit seinem ersten Pokalsieg zurück.
Der 1961 verstorbene Landauer wird heute von Fans und Verein in Ehren gehalten, 2013 wurde er posthum zum Ehrenpräsidenten ernannt.
Der Rückschlag:
Bei Gründung der Bundesliga war der FC Bayern nicht dabei. Platz 3 in der Oberliga Süd 1963 hinter Lokalrivale 1860 und dem 1. FC Nürnberg reichte nicht: In einer komplizierte 12-Jahres-Wertung der Südklubs, die als Kriterium herangezogen wurde, war Bayern zu weit hinten platziert.
Zwei Jahre später stiegen die Bayern jedoch auf - und nie wieder ab.
Das Stadion:
Der Umzug vom Grünwalder Stadion ins große und damals moderne Olympiastadion 1972 war für die Bayern ein Wendepunkt. Ein zweiter sollte 2005 mit der Fertigstellung der Allianz Arena folgen.
Die Verantwortung:
Die Mitglieder schauen, „wie wir denken, handeln, uns verhalten. Also kann man eine gesellschaftliche Bedeutung nicht verleugnen“, sagt Uli Hoeneß zum Jubiläum. Mit Aktionen wie „Rot gegen Rassismus“ kommt der Klub seiner Verantwortung nach. Man wolle, so Präsident Herbert Hainer, „nachhaltig für Vielfalt, Diversität und Inklusion sensibilisieren“
Der Leitspruch:
„Mia san mia“ ist das berühmte Motto des FC Bayern - ursprünglich eine Umschreibung des bayerischen Selbstverständnisses aus dem späten 19. Jahrhundert, die sich der Klub aber erst viel später einverleibte.
Im Jahr 2008 beauftragte Uli Hoeneß eine Arbeitsgruppe um den Berater Marc Kosicke - bekannt vor allem als Agent von Jürgen Klopp - mit der Erarbeitung eines Leitbilds für den Klubs. Der Slogan rückte in den Fokus und ist mittlerweile allgegenwärtig.
„Mia san mia“, sagt Präsident Herbert Hainer, sei „ein Gefühl und eine Kultur. Das saugt man auf, wenn man bei Bayern München spielt.“
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)