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"Bayern hat eine der spannendsten Torwart-Perspektiven"

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„Es gibt keinen ‚nächsten Neuer‘“

Ex-Bayern-Keeper Stefan Wessels spricht im exklusiven SPORT1-Interview über die Torwartstrategie des Rekordmeisters.
Manuel Neuer war der erste Spieler, mit dem der FC Bayern den Vertrag verlängern konnte. Er reagiert auf mögliche Auswirkungen auf andere Stars.
Reinhard Franke
Stefan Kumberger
Ex-Bayern-Keeper Stefan Wessels spricht im exklusiven SPORT1-Interview über die Torwartstrategie des Rekordmeisters.

Die Torwartsituation beim FC Bayern ist eine besondere - und das schon seit Jahren. Alexander Nübel wurde als Erbe von Manuel Neuer geholt, doch auch für ihn erwies sich die Aufgabe beim Rekordmeister als kompliziert.

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Zuletzt verpflichtete der FC Bayern den 21-jährigen Jonas Urbig vom 1. FC Köln. Nun stehen mit Neuer, Daniel Peretz, Sven Ulreich und Urbig vier Torhüter im Kader der Münchner. Nübel ist bis 2026 an den VfB Stuttgart verliehen.

Stefan Wessels ist Torwarttrainer der deutschen U20-Nationalmannschaft
Stefan Wessels ist Torwarttrainer der deutschen U20-Nationalmannschaft

Stefan Wessels, früherer Bayern-Torwart und heutiger Torwarttrainer der deutschen U20-Nationalmannschaft, kennt eine solche Situation aus eigener Erfahrung. 1998 wurde er Profi bei den Münchnern, doch der Durchbruch blieb ihm verwehrt. 2003 wechselte er schließlich zum 1. FC Köln.

Im SPORT1-Interview spricht der 45-Jährige über die Torwartstrategie beim Rekordmeister.

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SPORT1: Herr Wessels, wie trainiert es sich im Schatten einer Legende?

Stefan Wessels: Als junger Torwart ist es eine unglaubliche Chance, mit solchen Legenden auf dem Platz zu stehen. Man kann jeden Tag von ihnen lernen - nicht nur technisch, sondern auch, was Professionalität, Mentalität und Führungsqualitäten angeht.

Wessels bei Bayern an der Seite von Kahn

SPORT1: Da konnten Sie beim FC Bayern sicher einiges mitnehmen.

Wessels: Absolut. Ich habe selbst erlebt, wie es ist, an der Seite von Oliver Kahn zu arbeiten, und für Jonas Urbig ist das eine spannende Situation mit Manuel Neuer. Wenn du die richtige Einstellung hast, saugst du alles auf und machst enorme Fortschritte.

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SPORT1: Ergibt es Sinn, frühzeitig zum FC Bayern zu gehen oder gibt es eine Art „Mindestalter“?

Wessels: Für mich gibt es kein allgemeingültiges Mindestalter. Es kommt immer auf den Spieler an. Ich denke, dass Jonas sehr talentiert und mental stark ist, sodass er sich diesen Schritt jetzt zutraut. Wenn man sich das Umfeld, die Trainingsqualität und die Entwicklungsmöglichkeiten in München anschaut, dann kann dieser Schritt ein echter Karrierebooster sein. Klar, Spielpraxis ist sehr wichtig, aber wenn du dich bei Bayern durchsetzt, dann bist du schon auf dem höchsten Level.

„Gibt klaren Plan, der mit Neuer abgestimmt wurde“

SPORT1: Viele wundern sich aber, weil der Wechsel von Urbig früh kommt. Er wird doch zunächst keine Spielpraxis sammeln können.

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Wessels: Natürlich wird Jonas zunächst nicht die Nummer eins sein, aber er trainiert auf höchstem Niveau und kann von den Besten lernen. So wie es kommuniziert wurde, gibt es einen klaren Plan für Jonas, der auch mit Manuel Neuer abgestimmt wurde. Zudem hat er mit Michael Rechner einen Torwarttrainer, den ich sehr schätze. Jonas hat alle Möglichkeiten, sich Schritt für Schritt in München zu etablieren.

Stefan Wessels spielte bis 2003 für den FC Bayern
Stefan Wessels spielte bis 2003 für den FC Bayern

SPORT1: Wie blicken Sie auf Ihre Zeit bei Bayern zurück? Sie sind den umgekehrten Weg wie Urbig gegangen.

Wessels: Für mich war die Zeit bei Bayern unglaublich wertvoll. Ich habe viel gelernt und bin als Torwart und als Mensch gewachsen. Ich kann Jonas nur beglückwünschen, dass er sich dieser Herausforderung stellt. Der Konkurrenzkampf auf diesem Niveau formt dich - entweder du wächst daran oder du suchst dir eine andere Lösung. Jonas ist aber jemand, der sich durchsetzen kann.

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SPORT1: Wie denken Sie über Alex Nübel?

Wessels: Alex ist ein herausragender Torwart, das beweist er nicht nur in der Nationalmannschaft, sondern auch in Stuttgart und vorher in Monaco. Er hat sich kontinuierlich entwickelt, ist spielerisch stark, extrem reaktionsschnell und hat ein super Stellungsspiel. Ich bin sicher, dass er in den nächsten Jahren eine sehr wichtige Rolle im deutschen Fußball spielen wird.

„Es gibt keinen ‚nächsten Neuer‘“

SPORT1: VfB-Legende Karlheinz Förster hat bei SPORT1 über Nübel gesprochen und glaubt fest daran, dass er der nächste Neuer wird. Wie sehen Sie es?

Wessels: Ich glaube, es gibt keinen „nächsten Neuer“, so wie es auch keinen „nächsten Kahn“ gab. Jeder Torwart hat seinen eigenen Stil. Aber Alex hat das Potenzial, seine erfolgreiche Karriere auf allerhöchstem Niveau weiterzugehen. Er hat sich bewusst für einen Weg entschieden, bei dem er viel Spielpraxis bekommt, und das zahlt sich aus.

SPORT1: Welchen Ansatz muss Urbig in München wählen? Demut oder Selbstbewusstsein?

Wessels: Eine Mischung aus beidem. Du brauchst Demut, um zu lernen, dich weiterzuentwickeln und von den besten Spielern zu profitieren. Aber ohne Selbstbewusstsein geht es nicht.

SPORT1: Was raten Sie Urbig?

Wessels: Jonas muss zeigen, dass er sich nicht versteckt und dass er bereit ist, sich der Konkurrenz zu stellen. Wenn er diesen Weg mit Geduld und Ehrgeiz geht, wird er sich seine Chancen erarbeiten.

SPORT1: Bei seiner ersten Pressekonferenz gab sich Urbig noch sehr zurückhaltend. Er sprach davon, dass er sich mit den anderen Torhütern entwickeln, erstmal ankommen und adaptieren wolle. Das klang nicht gerade selbstbewusst.

Wessels: Jonas ist ein reflektierter, professioneller junger Spieler. Ich denke, er weiß, dass er in ein neues Umfeld kommt und sich zunächst einmal orientieren muss. Das heißt aber nicht, dass er sich nicht authentisch zeigt – im Gegenteil. Es zeigt, dass er klug ist, sich nicht in den Vordergrund drängt und sich bewusst ist, dass er sich seinen Platz erarbeiten muss.

„Urbig wird eine echte Alternative sein“

SPORT1: Hat sich Bayern mit Urbig eine Baustelle geschaffen, die noch für Probleme sorgen kann?

Wessels: Das kann ich aktuell nicht beurteilen. Bayern hat sich eine der spannendsten Torwart-Perspektiven in Deutschland gesichert. Natürlich gibt es Konkurrenz, aber das ist in einem Topklub normal. Jonas bringt viel mit und wenn man ihm die Zeit gibt, sich zu entwickeln, dann wird er früher oder später eine echte Alternative sein.

Jonas Urbig wechselte in diesem Winter von Köln nach München. Sportvorstand Max Eberl, Sportdirektor Christoph Freund und der Keeper selbst freuen ich auf die Zusammenarbeit.
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Jonas Urbigs erste Worte als neuer Bayern-Keeper

SPORT1: Was sind die sportlichen Vorzüge von Urbig?

Wessels: Jonas ist ein sehr kompletter und top ausgebildeter Torhüter. Dazu hat er eine sehr gute Spielauffassung, was im modernen Torwartspiel immer wichtiger wird. Aber das Wichtigste ist seine Mentalität: Er ist fokussiert, lernwillig und bringt die richtige Einstellung mit, um sich auf höchstem Niveau durchzusetzen.

SPORT1: Sie haben den Wechsel von Urbig als „guten Deal“ bezeichnet. Warum?

Wessels: Weil Jonas ein Torwart ist, der alle Anlagen mitbringt, um auf höchstem Niveau zu spielen. Bayern hat ihn frühzeitig gesichert und gibt ihm jetzt die Chance, sich in diesem Umfeld weiterzuentwickeln. Langfristig kann sich dieser Transfer für beide Seiten als ein sehr kluger Schachzug herausstellen.