Gut elf Monate ist es her, da weckten Jadon Sancho und Ian Maatsen Hoffnungen auf eine spektakuläre Rückrunde des BVB. Am Ende standen die Dortmunder mit ihren beiden Winter-Neuzugängen im Finale der Champions League und schafften, wenn auch mühsam, die Qualifikation für die Königsklasse.
Diese Kehl-Aussagen irritieren
Sancho und Maatsen sind Musterbeispiele, wie wertvoll und wichtig Kurskorrekturen im Sinne von Winter-Neuzugängen, wenn auch nur per Leihgeschäft, werden können.

Der Glaube an einen ähnlichen Verlauf bröckelt in diesem Jahr in Dortmund gewaltig. Bis kommenden Montag ist das Transferfenster noch geöffnet. Die Uhr tickt.
Kehl irritiert mit Transfer-Aussagen
„Wir diskutieren Möglichkeiten im Markt, aber ich glaube, dass wir ruhig bleiben“, meinte Sportdirektor Sebastian Kehl nach dem 3:1-Sieg gegen Donezk. Natürlich werde man die nächsten Tage nutzen, um vielleicht noch etwas tun, „es kann aber auch sein, dass wir gar nichts mehr tun. Wir müssen komplett davon überzeugt sein und das alles werden wir mit Niko (Kovac; Anm. d. Red.) gemeinsam analysieren“, sagte der 44-Jährige.
Diese Aussagen sind insofern überraschend, als die Dortmunder, aufgrund der aktuellen sportlichen Situation, dringend handeln wollten. Am liebsten wäre es den Bossen gewesen, dass bereits Anfang Januar Neuzugänge zum Verein stoßen.
Der Wunschzettel war lang: Ein linker Außenverteidiger sollte her, genauso ein „Achter“ und, nach dem Abgang von Donyell Malen, auf jeden Fall auch einer für den Flügel. Dazu sollte auch der Kader in der Breite verstärkt werden.
Eigentlich waren sich alle einig: Quantitativ und, beim Blick auf die Tabelle, qualitativ reicht das nicht für die hohen Ansprüche, die der Verein hat, aus.
Dortmund fehlt es an Kaderbreite
Doch Neuzugänge suchen Fans in Dortmund, abgesehen von Salih Özcan, dessen Leihgeschäft nach Wolfsburg vorzeitig abgebrochen wurde, bislang vergeblich.
Im Gegenteil: Durch den Abgang von Donyell Malen und die Verletzungen von Felix Nmecha und Niklas Süle stehen dem zukünftigen Trainer Niko Kovac aktuell sogar noch weniger Spieler zu Verfügung als vor der Saison.
Im Sommer ging der BVB dieses Risiko ein – eine bewusste Entscheidung. Ex-Coach Nuri Sahin bevorzugte einen kleineren Kader.
Die Verantwortlichen betonten die Variabilität im Kader und die Entwicklungs-Chancen der jungen Talente, die dadurch den nächsten Schritt gehen könnten. Eine große Rolle spielen die im Sommer hochgelobten Talente um Kjell Wätjen, Filippo Mané, Almugera Kabar, Cole Campbell und Co. bislang allerdings nicht.
Durch zahlreiche muskuläre Verletzungen sowie eine Grippewelle stand Sahin zwischenzeitlich sogar nur noch mit elf gestandenen Profis da. Bei der Aufstellung der Mannschaft musste er dabei mehrmals eine Menge Fantasie beweisen.
Was ist mit Veiga, McAtee, Rashford?
„Ich kann die Erwartungshaltung ein Stück weit nachvollziehen, möchte aber auch daran appellieren, dass wir einen sehr guten Kader haben“, erklärte Kehl und weiter: „Ich glaube, dass der Kader deutlich stärker ist, als wir in der Bundesliga abgeliefert haben und was tabellarisch zu sehen ist. (…) Es gilt, die Spieler, die da sind, besser zu machen, insgesamt die Qualität zu erhöhen. Wenn wir das Gefühl, dass ein zusätzlicher Transfer uns dabei helfen wird, dann ja.“
Namen gab es zu Beginn des Jahres einige, doch die Überlegungen versandeten.
Renato Veiga wechselte vor wenigen Tagen zu Juventus Turin. James McAttee ist heißer Kandidat in Leverkusen und Marcus Rashford ist, trotz großer Unzufriedenheit in Manchester, auch noch nicht in Dortmund gesichtet worden. Ohnehin ist der Engländer und dessen üppiges Gehalt wohl zu teuer und der Deal deshalb nicht realisierbar.
BVB-Nebenschauplätze erschweren Transferaktivitäten
Klar: Der Wintertransfermarkt ist ein hartes Geschäft. Gute Spieler sind kaum verfügbar, stehen mit ihren jeweiligen Vereinen mitten in der Saison. Passende Kandidaten haben oftmals das Problem verletzt zu sein oder in ihrem Klub keine Rolle zu spielen. Die so dringend benötigte Soforthilfe stellen auch sie kaum da.
Doch auch die Nebenschauplätze im Verein und in der Führungsetage erschweren die Situation. Die Herangehensweise wirkt unprofessionell. Sven Mislintat wagt noch immer Alleingänge, zu viele Meinungen erschweren die Entscheidungsfindung.
Dazu kam Trennung von Nuri Sahin zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Denn natürlich möchte ein Coach bei der Kaderplanung mitwirken. Es ist auch absolut sinnvoll, ihn in diese Prozesse miteinzubeziehen und sich abzusprechen.
Dass die Bosse sich erst am Mittwoch-Abend mit Kovac einigen konnten, erzeugt nun zusätzlich Druck. Denn die Zeit drängt.