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"Dem BVB fehlt ein Erlöser - Atze Schröder im exklusiven SPORT1-Interview

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"Dem BVB fehlt ein Erlöser - Atze Schröder im exklusiven SPORT1-Interview

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„Dem BVB fehlt ein Erlöser“

Atze Schröder ist bekennender BVB-Fan. Im exklusiven SPORT1-Interview spricht der Star-Comedian über seinen Herzensverein und blickt auch auf den FC Bayern.
Der BVB tut sich gegen die TSG Hoffenheim lange Zeit schwer. Ein fast vergessener Offensivkünstler sorgt für die vermeintliche Erlösung - bis ein Ex-Borusse die Schwarzgelben ganz spät schockt.
Atze Schröder ist bekennender BVB-Fan. Im exklusiven SPORT1-Interview spricht der Star-Comedian über seinen Herzensverein und blickt auch auf den FC Bayern.

Atze Schröder zählt zu den bekanntesten Comedians Deutschlands. Mit seinen Shows füllt er regelmäßig die größten Hallen.

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Der 59-Jährige hat gerade sein neues Bühnenprogramm „Der Erlöser“ fertiggestellt, mit dem er im nächsten Jahr auf Tour gehen wird. Neben humorvollen Angriffen auf die Lachmuskeln hat er auch den Fußball stets im Blick - besonders seinen Herzensverein Borussia Dortmund.

Nach 16 Spieltagen belegen die Schwarz-Gelben Platz acht - zu wenig für die Ansprüche des Klubs. Im exklusiven SPORT1-Interview spricht Schröder unter anderem über den BVB, Trainer Nuri Şahin und verrät, wer für ihn der Borusse des Jahres ist.

SPORT1: Atze, wir sitzen hier in der Präsidentensuite des Sofitel in München – quasi die Champions League unter den Hotels. Lassen Sie uns über Ihren Herzensverein Borussia Dortmund sprechen: Ist der Klub noch Champions League?

Atze Schröder: Das ist mittlerweile nur noch eine ganz normale Mannschaft. Ich sehe sie auf Augenhöhe mit Augsburg. Der BVB ist wahrlich kein Spitzenteam mehr.

„Der BVB bringt einen zur Verzweiflung“

SPORT1: Wie bewerten Sie das Jahr 2024 der Schwarz-Gelben?

Schröder: Der BVB bringt einen zur Verzweiflung. Sie schaffen es bis ins Champions-League-Finale und verlieren dann gegen Heidenheim. Was soll man da noch sagen? Da geht mir langsam die Geduld aus.

SPORT1: War der Wechsel Terzic - Sahin ein guter Move?

Schröder: Geht so. Ich fand Terzic richtig cool. Beim BVB wird immer versucht, den Stallgeruch und die Tradition zu unterstreichen. Aber das funktioniert beim BVB nicht mehr. Die Zeiten sind vorbei. Ein Vincent Kompany hätte uns sicher auch gut getan.

SPORT1: Sitzen beim BVB auf der Tribüne zu viele Alphatiere?

Schröder: Ja, das ist ein Problem. Watzke, Sammer, Kehl und Ricken. Ob Kehl der Richtige ist, weiß man auch nicht, und Lars Ricken ist zu kurz im Amt, um sagen zu können, ob er das gut macht. Und auch hier sieht man wieder: Es wird beim BVB nur auf Stallgeruch und Familie gesetzt. Ich weiß nicht, ob das wirklich gut ist, wenn da nicht mal Konstanz reinkommt. Und jede Saison gibt es eine Mannschaft, die sich quasi erst in der Rückrunde findet. Das kann beim BVB richtig ins Auge gehen.

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SPORT1: Hat Nuri Sahin schon auf den Chefsessel geschielt, als Edin Terzic noch da war?

Schröder: (lacht) Das könnte sein. Kompany hätte mir besser gefallen. Er ist ein richtiger Experte, so wirkt es zumindest von außen. Mir gefällt der Junge. Sahin ist bestimmt ein guter Fußballkenner, aber ob er schon die nötige Reife hat, wird sich herausstellen.

SPORT1: Sind Sie eher ein Kompany-Fan?

Schröder: Dass ich noch einmal für einen Bayern-Trainer schwärme… Von der Persönlichkeit und den PK-Auftritten her liegen Welten dazwischen. Hier spricht der Papst, dort der Messdiener. So kommt es mir bei Kompany und Sahin vor.

„Sehe Watzke kritisch“

SPORT1: Warum ist der BVB so wankelmütig? Liegt es an der fehlenden Mentalität?

Schröder: Der BVB ist gar nicht so wankelmütig. Letztendlich ist alles, was passiert, Watzke zuzuschreiben. Und ihn sehe ich kritisch. Terzic war ein Watzke-Kandidat, weil er zur Familie gehört. Und Sahin mit Sicherheit auch. Ich weiß nicht, ob das mit Sahin gut geht. Man sieht an Hürzeler, der jetzt in Brighton ist und den totalen Stallgeruch der Bayern hat. Hürzeler wird irgendwann den FC Bayern trainieren. Aber er verdient sich seine Meriten jetzt erstmal woanders. Ich finde Sahin sympathisch und gönne ihm das, er soll ruhig die Champions League gewinnen. Aber ich weiß es nicht. Ich habe irgendwie ein komisches Gefühl.

SPORT1: Wer ist Ihr BVB-Held 2024? Hummels? Seinen Abschied haben einige nicht verstanden.

Schröder: Nein, da musste die Wachablösung her. Lass uns die Mannschaft mal durchgehen. (überlegt kurz) Ich würde sagen, Kobel (Torwart Gregor Kobel, d. Red.). Er ist ein guter Typ, konstant in seinen Leistungen und Schweizer. Der kann wenigstens mit Geld umgehen. Ich mag den Kobel.

SPORT1: Thema Auswärtsmisere! Woher kommt das? Wie ist das zu erklären?

Schröder: Erst zwei Punkte auswärts… In der Fremde ist der BVB ein Abstiegskandidat. Es fehlt an Leadern, die auswärts auch mal die Ärmel hochkrempeln. Wenn wir die Mannschaft mal durchgehen, frage ich mich: Wer ist das Pils in der Brandung? Um jetzt mal einen Dortmunder Ausdruck zu verwenden. Da ist ja keiner. Selbst auf einen Süle kann man nicht setzen. Gittens (Jamie, d. Red.) ist ein toller Spieler, aber würde man auf ihn setzen? Brandt (Julian, d. Red.) weiß man auch nicht. Ich sehe keinen, der vorangeht, und das fehlt. Da sind wir wieder beim Erlöser. (lacht) Dem BVB fehlt ein Erlöser. Ich bin zu alt, habe die Kondition nicht mehr.

SPORT1: Die Personaldecke ist dünn: Muss der BVB im Winter aktiv werden?

Schröder: Das Zentrum der Macht beim BVB liegt auf der Tribüne. Solange sich daran nichts ändert, wird sich auch im Team nichts verändern. Es gibt kein Alphatier auf dem Platz. Einen Spieler, der sowohl der Drecksack als auch das Hirn zugleich ist, vermisse ich.

Can? „Im fehlt die Persönlichkeit“

SPORT1: Ist Emre Can der Richtige für die Binde? Ein Erlöser?

Schröder: Leider auch nicht. Can ist nicht so schlecht, wie er gemacht wird, aber er geht auch nicht voran. Dafür fehlt ihm die Persönlichkeit. Er hat eine gute Frisur, mehr aber auch nicht.

SPORT1: Ist Sahin Teil einer neuen Ära?

Schröder: Ich hoffe es. Vielleicht war es anfangs cool, an ihm festzuhalten. Wenn wir jedoch in die Vergangenheit blicken, wird uns der Fußball-Sachverstand aus der letzten Reihe hinterherrufen: „Das hat noch nie geklappt!“ Und so sieht es wohl aus.

SPORT1: Was sagen Sie zu den Schmähplakaten vom vergangenen Wochenende gegen Jürgen Klopp und RB? Verstehen Sie die Kritik der Fußballfans, die das bedauern?

Schröder: Nein, überhaupt nicht. Da frage ich mich: „Seid ihr so blöd?“ Diese Vorstellung vom Fußball, die durch solche Plakate vermittelt wird, ist doch längst überholt - das liegt gut zwei Jahrzehnten zurück. Heute ist der Fußball ein eiskaltes Geschäft. Klopp wurde immer mit „echter Liebe“ und als „Typ“ in Verbindung gebracht. Aber mal ehrlich: Es gab keinen, der mehr Werbeverträge hatte als Klopp.

Ich halte Klopp nach wie vor für einen guten Typen, aber man muss anerkennen, dass er immer darauf geachtet hat, gutes Geld zu verdienen. Klopp hat das Geschäft vielleicht besser verstanden als viele andere. An dieser Stelle sollten die Fans mal genauer hinschauen. Die Zeiten der Fußballromantik sind längst vorbei. Ich kann Klopps Entscheidung für RB absolut nachvollziehen.

SPORT1: Sie sagten 2010 einmal: „Über Lothar Matthäus mache ich keine Witze mehr!“ Gilt das noch?

Schröder: Matthäus muss man durch zwei Paar Augen sehen. Er ist ein absoluter Fußball-Experte und hat mit Sicherheit die Expertise, die vielen fehlt - einschließlich mir, der trotzdem ab und zu eine Kolumne für den kicker schreibt. Matthäus hatte kein glückliches Händchen, was das Private angeht. Ich habe auf Mallorca einmal neben ihm gesessen, und das war echt ein bisschen peinlich. Ich weiß gar nicht, wie die Frau an seiner Seite hieß. Aber er scheint ein guter Typ zu sein. Alle, die mit ihm zu tun haben, lassen nichts auf ihn kommen.