Vier Tage nach dem sensationellen Einzug ins Champions-League-Finale wollte Borussia Dortmund im Auswärtsspiel beim FSV Mainz 05 den Flow fortsetzen - doch bereits nach 23. Minuten lag der BVB mit sage und schreibe 0:3 hinten - es war bereits das Endergebnis.
Wettbewerbsverzerrung vom BVB?
„Mainz war immer einen Schritt schneller, dementsprechend mussten wir uns nicht wundern, dass es zur Halbzeit 3:0 stand“, sagte ein frustrierter Marco Reus nach dem Spiel bei Sky.
Trainer Edin Terzic war nicht weniger betrübt als der zum Saisonende scheidende Star. „Wir haben die Mannschaft ähnlich wie letzte Woche eingestellt, hatten eine ähnliche Formation und es war ein ähnliches Spiel. Nur waren wir dieses Mal die Mannschaft, die immer einen Schritt zu spät kam und in den Duellen unterlegen war. Deswegen war es eine verdiente Niederlage“, sagte Terzic.
„Natürlich müssen wir uns jetzt die Fragen gefallen lassen, aber viel gewechselt hatten wir letzte Woche auch“, konstatierte der BVB-Coach
Wettbewerbsverzerrung? Terzic ist anderer Meinung
Auf die Frage, ob er es nachvollziehen könne, wenn die Mainz-Kontrahenten im Abstiegskampf sauer auf den BVB sein könnten, antwortete Terzic: „Das kann ich nicht. Wenn man letzte Woche sieht, wie wir mit einer ähnlichen Aufstellung ein ganz phantastisches Spiel (beim 5:1 gegen Augsburg, d. R.) gezeigt haben.“
Das Thema sei eher die fehlende Konstanz während der gesamten Spielzeit. „Die Woche davor haben wir im Auswärtsspiel in Leipzig ähnlich gespielt wie heute. Das ist leider das Gesicht, das wir in dieser Saison häufig gezeigt haben.“
Leandro Barreiro (12.) und ein Doppelpack von Jae-Sun Lee (19, 22.) sorgten schon früh für eine komfortable Führung für die Rheinhessen, die im Abstiegskampf jeden Punkt benötigen.
„Bei Dortmund ist bis zum jetzigen Zeitpunkt noch kein Spieler richtig auf dem Platz“, schimpfte Sky-Experte Lothar Matthäus über die bis dahin blamable Darbietung der Westfalen.
Matthäus: „Ein katastrophaler Auftritt der Dortmunder“
In der Halbzeitpause legte Matthäus nach: „Absolut unverständlich, wie sie auftreten. Diese Körpersprache, diese nicht vorhandene Aggressivität. Sie sind sehr passiv, haben keine Konzentration im Aufbauspiel, schenken die ersten beiden Tore mit eigenen Fehlern in der eigenen Hälfte. Ein katastrophaler Auftritt der Dortmunder in den ersten 45 Minuten.“
Dabei hatte Terzic im Vorfeld mehrere Male betont, dass man keineswegs Geschenke verteilen wolle und noch eine Rechnung mit den Mainzern offen habe, die vor einem Jahr die BVB-Meisterschaft am letzten Spieltag verhinderten.“
„Sie haben uns den Sommer versaut. Wir wollen respektieren, dass es für viele Mannschaften noch um viel geht“, sagte Terzic auf der Pressekonferenz am Freitag. BVB-Star Nico Schlotterbeck, der als einziger aus der Stammelf von Paris auch gegen Mainz startete, versprach sogar „110 Prozent“ zu geben.
Fuhrmann: „Zum Fremdschämen“
„Bei Schlotti ist es so, dass er sich nach dem Paris-Spiel sehr gut gefühlt und keine Anzeichen von Ermüdung hatte. Er wollte spielen und deshalb haben wir entschieden, dass er zusammen mit Süle in der Innenverteidigung spielt“, sagte Terzic vor dem Anpfiff bei Sky.
Auf die Frage, ob der Nationalspieler auch im Auftrag seines Bruders Keven, der mit Bochum noch im Abstiegskampf steckt, spiele, sagte der BVB-Coach schmunzelnd: „Es ist gut möglich, dass es da noch einen Auftrag aus dem privaten Umfeld gab - aber es gibt auch einen Auftrag vom BVB. Wir wollen noch sechs Punkte.“
Allerdings zeigte sich Schlotterbeck ähnlich überfordert wie seine Teamkollegen - inklusive Keeper Alexander Meyer, der vor dem 0:2 einen kapitalen Fehlpass spielte.
„Ich habe den BvB gefeiert für Paris. Jetzt ist es absolut zum Fremdschämen“, schrieb der ehemalige Sky-Reporter Rolf (“Rollo) Fuhmann bei X. Taktik-Experte Tobias Escher befand: „Im Sinne des fairen Wettbewerbs ist das natürlich Murks, aber die Bundesliga hätte ein riesiges Problem, wenn der Fünfte der Tabelle mit seiner Reserveelf zwei Spiele am Stück gewinnt. Die Schere ist so schon groß genug.“
Mit dem Sieg gegen den BVB springt Mainz auf den ersten Nicht-Abstiegsplatz.