Der Auftakt war vielversprechend. Vor knapp sechs Wochen in Darmstadt (3:0) wurde Jadon Sancho in der 55. Minute eingewechselt. Exakt 22 Minuten später legte der Winterneuzugang seinem Kumpel Marco Reus den Treffer zum zwischenzeitlichen 2:0 auf. „Das Zusammenspiel mit Marco ist ein Traum“, schwärmte Sportdirektor Sebastian Kehl damals nach dem Spiel.
Sancho legte die Messlatte zu hoch
Der 23-Jährige weckte durch seinen ersten Auftritt im BVB-Trikot seit seinem Abgang im Sommer 2021 Erinnerungen an die glorreichen Dortmunder Zeiten, in denen Sancho wie kaum ein anderer für Spektakel und erfolgreichen Zauberfußball (u.a. Pokalsieg), stand. Sancho legte die Messlatte hoch – zu hoch?
Sancho mit durchwachsenen Leistungen – Tiefpunkt Eindhoven
Nach seinem Auftakt gegen Darmstadt folgte sein Startelf-Debüt in dieser Saison. Beim 4:0-Sieg in Köln steuerte er eine weitere Vorlage bei. Bei diesen beiden Torbeteiligungen blieb es allerdings bislang.
Die BVB-Verantwortlichen wollten ihn von Anfang an langsam aufbauen. Dass das nach knapp sechs Monaten ohne Pflichtspiel nicht von heute auf morgen klappen würde, war jedem klar. Doch Sancho baute immer mehr ab.
Beim 1:1 in Eindhoven am Mittwoch-Abend absolvierte er sein mit Abstand schlechtestes Spiel im BVB-Trikot. Er hatte enorme Schwierigkeiten, Bälle anzunehmen, hatte ein schlechtes Timing in seinen Pässen und das Durchsetzungsvermögen gegen giftige PSV-Verteidiger ging gegen Null.
„Jadon war bemüht, er hat viel versucht, war aber vielleicht an der ein oder anderen Stelle etwas unglücklich. Ihm sind einige Bälle versprungen“, analysierte BVB-Boss Kehl und schob hinterher: „Ich glaube, man hat immer den höchsten Anspruch an diesen Jungen, den haben wir, den hat er an sich, das weiß ich.“
Ein Anspruch, der aktuell zu hoch gegriffen ist.
Sancho als Sinnbild für die BVB-Saison
„Jadon hat es, so wie wir alle, heute nicht geschafft, an sein Leistungsmaximum zu kommen“, meinte auch BVB-Trainer Edin Terzic nach dem Spiel und trifft damit ins schwarz-gelbe Mark. Denn dass Sancho, genauso übrigens wie viele andere BVB-Spieler, außergewöhnliche Fähigkeiten besitzt, ist kein Geheimnis.
Nur abrufen konnten sie es in der Gemeinschaft in dieser Saison, mit ein paar sehr wenigen Ausnahmen, wie in der Vorrunder der Champions League oder in der Liga gegen Freiburg (3:0), nicht wirklich. Oft sind es dann einzelne Spieler, wie Torwart Gregor Kobel, Mats Hummels, Niclas Füllkrug oder Donyell Malen, die Schlimmeres verhindern oder durch Einzelaktionen glänzen und ein Spiel entscheiden.
Sanchos BVB-Rückkehr: Das Lachen ist zurück, die Leistungen nicht
Sanchos Leistungsmaximum blieb in den vergangenen zweieinhalb Jahren unerreicht. Das hatte natürlich auch mit seiner Rolle zu tun. In Manchester verkrachte er sich so sehr mit Trainer Erik ten Haag, dass er seitdem nur noch auf der Bank schmorte, zuletzt nicht mal mehr mit der Mannschaft trainieren durfte. Ausgemustert bei United, versuchte der BVB es bei Sancho mit viel Liebe und Einfühlsamkeit. Nach sechs Einsätzen steht fest: Das Lachen bei Sancho ist zurück, die Leistung noch nicht.
BVB-Trainer Terzic sieht „Luft nach oben“
Dennoch sind die Verantwortlichen und auch viele Fans davon überzeugt, dass der Knoten bei Sancho noch platzen wird. „Wir sind froh, dass er da ist. Wir wissen, dass er sich noch steigern wird und dass er besser spielen kann als heute, das wissen wir auch“, versprach Kehl nach dem Spiel in Eindhoven.
Auch Terzic glaubt an seinen Flügelspieler: „Wir wissen, dass da noch Luft nach oben ist und dabei werden wir ihn unterstützen.“
Mindestens 13 Spiele hat Sancho, der im Sommer den Verein wieder verlassen wird, beim BVB noch Zeit, um an seinem vielversprechenden Auftakt zu Jahresbeginn anzuknüpfen. Die Zeit zugestehen muss ihm wohl erstmal noch jeder BVB-Fan.