Eine Trainerdebatte wollte niemand beim FC Bayern aufkommen lassen. „Da ändert sich gar nichts“, sagte Vorstandschef Jan-Christian Dreesen und meinte die Situation von Thomas Tuchel nach dem erschütternden 0:3 (0:1) bei Bayer Leverkusen.
Muss Tuchel zittern? Das sagt Dreesen
Als er nach den Gründen für die Niederlage gefragt wurde, sagte er: „Woran das genau liegt, da gibt es dann einen Experten, da müssen wir den Trainer fragen! Es war das Spiel, auf das ganz Fußball-Deutschland seit Wochen hingefiebert hat. Und wir haben verdient verloren - leider.“
Über die kontroverse Aufstellung von Tuchel wolle er „jetzt gar nicht groß spekulieren. Leverkusen war einfach besser. Wir haben verdient verloren, das müssen wir einfach so akzeptieren. Wir haben zum Glück noch 13 Spieltage und werden auf den einen oder anderen Patzer von Leverkusen hoffen.“
Müller nimmt Team in die Pflicht
Er glaube weiter an den Titel, erklärte Dreesen noch: „Wer wäre ich, dass ich nicht Optimist wäre bis zum Schluss. Wir geben nicht auf, wir müssen da sein, wenn Leverkusen patzt. Nach so einem Spiel wie heute muss man sich sammeln und nach vorne schauen.“
Aber eben nicht den Trainer zur Debatte stellen: „Ich mag mich ungern wiederholen, es bleibt, wie ich es gerade gesagt habe“, sagte Dreesen zu einer entsprechenden Nachfrage.
„Da braucht man nicht schießen“, sagte zudem Routinier Thomas Müller, der Coach solle nun nicht zur Zielscheibe werden.
Für dieses so wichtige Topspiel hatte Tuchel die Grundordnung der Bayern geändert, eine Dreier-Abwehr aufs Feld geschickt, wollte den Gegner überraschen - wurde dann aber selbst von seinem Gegenüber Xabi Alonso auf dem falschen Fuß erwischt. Der Spanier schickte unerwartetes Personal ins Rennen, und das Coaching-Duell ging ziemlich klar an ihn.
Er übernehme „die Verantwortung für die Taktik“, sagte Tuchel später, „wir werden aber nie beweisen können, was mit einer anderen Taktik passiert wäre.“ Und nicht nur Müller nahm eher die Mannschaft in die Pflicht. „Wenn das, was mir fehlt im Training da ist und der Trainer spricht diese Lücken an, dann müssen wir auch mal die Spieler anpacken“, sagte er bei Sky: „Es waren genügend Spieler von internationalem Format dabei und da braucht man nicht die Schuld beim Trainer zu suchen.“
Kimmich mit bitterem Eingeständnis
Auch Joshua Kimmich, wie Müller zunächst nur auf der Bank, hat ein grundsätzliches Problem ausgemacht. Im Training laufe alles nach Wunsch, doch "generell ist im Spiel wenig zu sehen von Spielfreude, Kreativität, Leichtigkeit, Freiheit. Wir haben echte Probleme damit, uns Chancen zu erarbeiten."
Eine "Verkopftheit im Spiel mit dem Ball" nannte es Müller, es fehle die Selbstverständlichkeit: "Wir spielen da von A nach B, von B nach C - und keiner hat die Freiheit, einfach zu zocken." Das habe er dafür beim Gegner gesehen, die Leverkusener "zocken einfach, die spielen Fußball".
Das eigentlich doch bayerische Selbstverständis, das „Mia san mia“, also nur auf der anderen Seite - für die Münchner ist das im Titelrennen die wohl schlechteste Nachricht. Schlechter noch als die nun fünf Punkte Rückstand.
--- mit Sport-Informations-Dienst