Es sollte ein denkwürdiger Abend werden, dieser Bundesliga-Restart des FC Bayern am Freitag gegen die TSG Hoffenheim. Zwar besiegte der Rekordmeister die Kraichgauer mit 3:0 - und doch fächerte sich das Themenspektrum breit auf.
“Man kann sich nur verneigen...“
Der Glanz-Auftritt von Jamal Musiala samt Doppelpack, die Assist-Serie von Leroy Sané und der Hinrunden-Torrekord von Harry Kane bestimmten das Spiel - das bevorstehende Trainingslager in Portugal, Neuzugang Eric Dier und die emotionale Würdigung des „Kaisers“ Franz Beckenbauer das Rahmengeschehen.
SPORT1 fasst die Stimmen von DAZN, Sat.1 und aus der Mixed Zone eines besonderen Abends in der Allianz Arena zusammen.
Thomas Tuchel - Trainer FC Bayern
… zum Spiel: „Wir hatten so eine gute Trainingswoche - auch vom Esprit her. Wir kriegen diese Lust, die Freude und die Gier noch nicht auf den Platz. Deshalb war es kein Schmankerl. Am Ende ist es ein 3:0 und der Job erledigt.“
… zu Jamal Musiala: „Jamal war heute unser absolut bester Spieler. Er hatte als einziger die Freiheit und die Lust und die Freude, etwas anzustellen. Wir hatten viele Balleroberungen in der gegnerischen Hälfte - es war ja nicht alles schlecht. Leroy hatte nicht seinen besten Tag und war doch entscheidend. Harry hatte nicht seinen besten Tag und war doch entscheidend. Zum Glück war das die Belohnung dafür, dass wir ihn draufgelassen haben.“
… zur schwachen Phase: „Ich muss es mir noch im Detail anschauen, aber es kam – mehr oder weniger – aus dem Nichts. Ich hatte eigentlich das Gefühl, wir kamen in der zweiten Halbzeit besser ins Spiel und spielen mehr Torchancen raus. Plötzlich haben wir zwei, drei Torchancen hergegeben, wo wir auch durchaus den Ausgleich kassieren können. Da hat uns Manu im Spiel gehalten. Das ist natürlich etwas, was wir überhaupt nicht wollen. Da haben wir mal kurz komplett die defensive Kontrolle verloren. Und doch konnten wir noch einmal den entscheidenden Angriff setzen und 2:0 in Führung gehen.“
… zu Leroy Sané: „Ja, er ist stabiler als je zuvor und extrem spielentscheidend. Und trotzdem muss er wieder körperlicher spielen. Er hat in der allerletzten Phase der Hinrunde und auch heute das körperliche Potenzial, die Sprints ständig zu wiederholen. Darauf kann er aber nicht verzichten, sonst ist mir das zu wenig. Wenn er das macht, dann kann er die Gegner in der Liga und auch in Europa körperlich dominieren. Wenn er das macht, wird sein Spiel auch ruhiger und dann wird es spielentscheidend. Dann kann er die Zahlen produzieren, die er hat. Da gibt es im Moment Luft nach oben.“
… zu Leon Goretzka: „Rapha (Guerreiro, Anm. d. Red.) hat es zuletzt auf der linken Position der Sechs gut gespielt. Leon hat in Basel Innenverteidiger gespielt. Deshalb war es eine Nasenlänge für Rapha. Leon hat aber auch gut trainiert und gut gespielt. Er hätte es auch verdient gehabt. Es war ganz knapp, genau wie bei Müller und Coman auch.“
.. zur Atmosphäre des Abends: „Ich glaube, es war noch Stimmungsboykott wegen DFL, Investoren, Drama, Krimi, was auch immer – keine Ahnung. Es wird mal wieder Zeit für ein Heimspiel mit Enthusiasmus. Das hätte sich auch Franz Beckenbauer gewünscht. Dass es ein Fußballfest wird, auch von den Rängen. Aber gut, es ist, wie es ist.“
... zum Tod von Franz Beckenbauer: „Es war die ganze Woche über Thema. Die Mannschaft wollte dann unbedingt gewinnen. Einlauf-Trainingsanzüge und alles, alles, alles war darauf ausgerichtet, auch hochverdient. Dann war noch Stimmungs-Boykott wegen Investoren-Drama in der DFL, deswegen hat es sich komisch angefühlt am Anfang und uns nicht geholfen, den Drive im Offensivspiel zu finden. Über Franz Beckenbauer steht es mir gar nicht zu, zu sprechen, er ist viele Stufen drüber und Lichtjahre entfernt. Das ist einzigartig. Ich habe ihn selber nicht spielen sehen, deshalb habe ich mir vieles angelesen. Aber es ist unheimlich beeindruckend, er war ein Vorreiter, eine Ikone. Man kann sich nur verneigen.“
... zu Neuzugang Eric Dier: „Er wird morgen mit uns trainieren, dann gehe ich davon aus, dass er nach dem Trainingslager spielbereit ist. Er kommt total fit, das haben wir heute beim Leistungstest gesehen. Er hat jedes Training mitgemacht, ist komplett unverletzt, hat zwar ein halbes Jahr nicht viel gespielt, aber davor hat er sehr regelmäßig gespielt, bei allen Trainern. Deshalb wird er von der Persönlichkeit, der Professionalität, als Person, durch seinen Charakter, mit seiner Spielerfahrung eine wertvolle Ergänzung in der Innenverteidigung sein. Er kann uns in einzelnen Spielen auch mal in der Dreierkette helfen – wenn wir es brauchen. Er hat viele Jahre auf der Sechs gespielt, aber zuletzt immer nur noch in der letzten Reihe. Wir kriegen dadurch auch Leon frei für das Mittelfeld. Er wird erstmal Innenverteidiger, von da schauen wir weiter.“
... zum bevorstehenden Trainingslager: „Wir hatten eine außergewöhnliche Trainingswoche, daran wollen wir anknüpfen. Wir werden das heutige Spiel für eine Videoanalyse hernehmen und alle Dinge, die unser Spiel ausmachen, trainieren. Wir haben eine bessere Witterung, können länger und taktisch detaillierter trainieren, weil nicht jeder sofort auskühlt. Es wird uns helfen, Eric Dier wird mit dabei sein, und dann sind wir bereit für das nächste Heimspiel.“
... auf die Frage, ob im Trainingslager entspannt Golf gespielt werde: „Die werden geknechtet! (lacht)“
... zu einer möglichen Rechtsverteidiger-Verpflichtung: „Im Trainingslager glaube ich noch nicht, aber wir gucken noch, ob noch was geht. Vielleicht ein zweikampfstarker Außenverteidiger. Nus (Noussair Mazraoui Anm. d. Red.) ist beim Afrika-Cup, an Konny als Außenverteidiger haben wir uns alle gewöhnt, obwohl er eigentlich ständig aushilft. Wir würden gerne was machen. Wenn nicht, dann ist es so, wie es jetzt ist.“
Jamal Musiala - Offensiver Mittelfeldspieler FC Bayern
... zum Spiel: „Es war ein super Spiel. Ich habe richtig viel Spaß gehabt. Jetzt geht‘s weiter einfach (lacht).“
... auf die Frage, ob das Ergebnis zu hoch ausgefallen sei: „Ne, ich glaube wir hatten viel Ballbesitz und sind gute Konter gefahren, aber wir hätten noch mehr Chancen kreieren können und das ein oder andere Tor erzielen können. Aber wir sind hungrig auf mehr – wichtig ist, dass wir hinten die Null gehalten haben und drei Punkte mitgenommen haben.“
... zu seinem ersten Treffer: „Da geht das gesamte Lob an Anthony Barry (Co-Trainer des FC Bayern, Anm. d. Red.), er hat immer super Ideen. Wir haben es im Training einstudiert, es hat gut geklappt heute.“
... zur Zusammenarbeit mit Leroy Sané: „Wir sind richtig gute Freunde. Wir haben eine gute Connection. Wir mögen es, zusammen zu zocken. Wir sind beide mit dem Ball sehr stark, ich glaube wir kombinieren sehr gut zusammen. Es macht richtig Spaß zusammen zu spielen.“
... zum Tod von Franz Beckenbauer: „Er ist eine Legende beim FC Bayern. Wir wollten den Sieg auch für ihn holen, aus Respekt. Er war vor meiner Zeit, aber anhand der Videos und dem, was ich gehört habe, steht fest: Er ist eine Legende!“
... zu seinem Neustart: „Die Pause hat nach den Verletzungen gut getan. Ich hatte ein wenig Zeit für meine Beine. Ich kann noch Schritte nach vorne machen. Ich habe mich sehr locker gefühlt, habe Spaß gehabt und war aggressiv in Richtung Tor. Nach dem ersten Tor hatten wir viel den Ball. Dann kann ich viel in Dribblings gehen. Wenn ich den Rhythmus habe, dann fühlt sich alles sehr leicht an. Dann kann ich mit Leroy, Harry und Thomas kombinieren. Das hat viel Spaß gemacht - obwohl es ein bisschen kalt war.“
Thomas Müller - Offensiver Mittelfeldspieler FC Bayern
... auf die Frage, was sein Fazit des Spiels sei: „Erstmal positiv. Wenn du 3:0 gewinnst, dann ist das immer gut. Aber, was das Fußballerische angeht, gibt es in den 90 Minuten Themen, die nicht perfekt waren, die Leichtigkeit fehlt noch etwas. Mitte der zweiten Halbzeit haben wir dann Manuel Neuer gebraucht, aber dann war er auch da. Mich freut es für ihn, dass er sich auch auszeichnen konnte. Da kam das jugendliche Lächeln kurz zum Vorschein. Er war einfach bereit, aber es sind natürlich Szenen, da kann es echt in die Hose gehen – dann steht es auf einmal 1:1, in einem Spiel, in dem Hoffenheim kaum gefährlich wurde. Aber hinten raus war es ein verdienter Sieg, ganz klar.“
zur besonderen Atmosphäre des Abends: „Irgendwie komisch. Jeder weiß, dass auch Franz Beckenbauer jemand war, der das Spiel nicht nur geliebt hat, sondern auch jemand, der sagte: ‚Komm, lasst‘s euch nicht ärgern, habt Spaß.‘ Trotzdem hat man diesen Respekt, nicht nur vor der FC-Bayern-Familie und jedem, der es mit dem FC Bayern hält, sondern auch vor Franz. Ich glaube, jeder auf diesem Planeten hat ihn gewürdigt. Es ist einfach auch schön zu sehen, was er für uns gemacht hat. Ich weiß gar nicht, wie der FC Bayern ohne ihn ausschauen würde. Dementsprechend kann man nur ‚Danke‘ sagen und es ist nicht leicht die richtigen Worte zu finden.“
… zur Bedeutung von Franz Beckenbauer: „Wenn es heute um Franz geht, dann geht es auch um die Freude am Leben und am Fußball und am gemeinsamen Gewinnen. Man soll es nicht zu ernst nehmen und trotzdem soll man da sein, wenn es brennt. Da war der Franz ein gutes Vorbild. Auch wenn ich mit ihm leider wenig Kontakt hatte. In dem Fall bin ich zu jung.“
Matthijs de Ligt - Abwehrspieler FC Bayern
... zum Spiel: „Die drei Punkte sind am wichtigsten. Heute hatten wir die große Hilfe von Manu, der sehr gute Paraden gemacht hat. Wir können es natürlich aber viel besser spielen.“
… zu seiner aktuellen Form: „Mir geht es gut. Es war natürlich mein erstes ganzen Spiel seit zweieinhalb Monaten. Manchmal fehlt noch etwas Kleines. Aber das ist normal. Ich bin zufrieden mit meiner Leistung. Ich glaube, dass es jedes Spiel besser wird.“
… zum bevorstehenden Trainingslager: „Da wartet viel Training und besseres Wetter. Hier war es sehr kalt und hoffentlich haben wir da Spaß.“
… zum Tod von Franz Beckenbauer: „Beckenbauer war eines meiner Vorbilder als ich jünger war. Er ist die Benchmark für Innenverteidiger. Er war auch mit Ball überragend. Ich war geschockt als ich vom Tod gehört habe.“
… zu Neuzugang Eric Dier: „Konkurrenz ist in einem Klub wie Bayern immer. Als ich verletzt war, hatte ich vorher zu viel gespielt, weil wir keinen anderen hatten. Es ist immer wichtig, viele Spieler zu haben, wenn du viele Spiele hast. Eric wird uns weiterhelfen, weil er flexibel ist. Wir haben mit Kim und Mazraoui zwei Verteidiger nicht da. Da wäre es normal, wenn wir zwei Verteidiger holen. Aber das ist nicht mein Job.“
Maximilian Beier - Angreifer TSG Hoffenheim
… zu seinen beiden Chancen: „Bei der ersten habe ich beim Kopfball nur versucht, den Ball aufs Tor zu bringen. Den hält er stark. Bei der zweiten Chance stelle ich mich einfach dämlich an. Den muss ich machen.“