27 Bundesliga-Spiele stand Manuel Neuer nicht im Tor des FC Bayern.
Tuchels neuer Assistent
Seinen letzten Auftritt im Münchner Trikot hatte er beim 2:0-Sieg gegen den späteren Absteiger Schalke 04. Das war im November letzten Jahres.
Seitdem fehlte Neuer dem deutschen Rekordmeister wegen einer schweren Beinverletzung. Entsprechend groß waren die Zweifel, die das Comeback des mittlerweile 37-Jährigen an Samstag um 15.30 Uhr im Heimspiel gegen Darmstadt 98 begleiteten.
90 Minuten später war klar: Manuel Neuer hat in seiner langen Leidenszeit nichts an seiner Bedeutung für den FC Bayern eingebüßt.
Bei der 8:0-Gala seines Teams gegen in der zweiten Halbzeit bemitleidenswerte Darmstädter zeigte er nicht nur im Tor, wie wichtig er noch immer für die Mannschaft ist. Mit seiner unglaublichen Parade gegen Marvin Mehlem verhinderte er beim Stand von 0:0 den Rückstand.
Tuchel: „Manu denkt einfach zwei Schritte vorwärts“
Sein neuer Trainer Thomas Tuchel aber hob nach dem Spiel eine ganz andere Qualität des alten und neuen Kapitäns hervor.
„Manu führt auf sehr inhaltliche Art und Weise. Der denkt einfach zwei Schritte vorwärts“, sagte Tuchel über Neuer. „Das merkt man in Besprechungen, in taktischem Training. Man merkt es in seinem Coaching, selbst in seinem Torwartspiel. Er erkennt Situationen ganz früh, coacht sie und passt sein eigenes Verhalten daran an.“
Was der Trainer meinte, sahen die 75.000 Zuschauer in der ausverkauften Münchner Arena gleich nach wenigen Minuten.
Kurz nach dem Platzverweis gegen Joshua Kimmich rannte Neuer in einer Spielunterbrechung zu Tuchel an die Seitenlinie und empfing einen Zettel des Coaches, auf dem dieser die geänderte Abwehr-Formation in Folge der Unterzahl aufzeichnete.
Außerdem beruhigte er die Situation, nachdem Tuchel von Schiedsrichter Martin Petersen wegen Meckerns die Gelbe Karte gesehen hatte.
„Er ist auch derjenige, der wissen will, ob wir eine Systemänderung vornehmen, ob wir die Grundordnung verändern, wie wir angreifen und verteidigen“, schwärmte Tuchel. „Das war heute leider ein paar Mal nötig, weil wir von Unterzahl in Gleichzahl in Überzahl gegangen sind.“
Tuchel kann sich sofort auf Neuer verlassen
Gerade in solchen Situationen – das hat bereits das Comeback-Spiel gezeigt – kann sich der Coach auf Neuer verlassen. „Deshalb haben wir uns da schnell ausgetauscht, weil die Nachricht beim nächsten Eckball oder Freistoß schneller von ihm an alle durchkommt als von mir an der Seitenlinie“, berichtete Tuchel, der Neuer eine „sensationelle Leistung“ bescheinigte.
Welch hohe Meinung der Trainer von seinem Kapitän hat, hatte er schon vor dem Anpfiff gegen Darmstadt erklärt.
„Im Training sehe ich ein ganz neues Niveau im Torwartspiel. Er spielt in einer eigenen Liga. Im Training zeigt er ein ganz eigenes Level im Torwartspiel“, sagte Tuchel auf der Pressekonferenz.
Wer sich danach gefragt hat, was der Trainer damit meinte, wusste nach dem Spiel gegen Darmstadt mehr. Mit Neuer ist nicht nur der Stammtorwart zurückgekehrt, sondern auch der Coach auf dem Spielfeld.