„Ein Schuss, kein Tor - die Bayern!“ Der Rekordmeister hat ein Sturm-Problem. Und die Bosse werden deutlich!
Bayerns komplizierte Stürmer-Suche
„Uns fehlt der Torjäger, der die Dinger reinmacht“, stellte Bayern-Präsident Herbert Hainer nach dem Aus in der Champions League gegen Manchester City fest. „Es ist offensichtlich, dass wir im Moment zu wenig Tore machen!“
Der entscheidende Unterschied in beiden Duellen mit City war die Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor: Pep Guardiola konnte sich auf seine „unglaubliche Maschine“ Erling Haaland verlassen, die Bayern hingegen haderten nach beiden Spielen mit der Chancenverwertung.
Haaland stellt Bayern-Stars in den Schatten
Haaland kommt auf 48 Treffer in dieser Saison und scheint das fehlende Puzzleteil für City auf dem Weg zum lang ersehnten Champions-League-Titel zu sein. Zum Vergleich: Der norwegische Top-Star hat öfter getroffen als die drei besten Bayern-Stürmer zusammen. Eric Maxim Choupo-Moting (17), Jamal Musiala (15) und Leroy Sané (13) kommen auf 45 Tore.
Seit April, dem Start der heißen Saisonphase, offenbaren die Bayern enorme Schwächen in der Offensive. Seit dem BVB-Spiel gab es keinen einzigen Stürmer-Treffer mehr. Die letzten vier Torschützen: Dayot Upamecano, Matthijs de Ligt, Benjamin Pavard und Joshua Kimmich.
„Wir hätten gegen Freiburg mehr Tore machen können, wir hätten gegen Dortmund mehr Tore machen können. Das ist das, was uns im Moment fehlt“, bilanzierte Hainer. Auch gegen City gelang den Angreifern um Sané, Choupo-Moting und Kingsley Coman trotz bester Chancen kein Tor. Einzig Kimmich traf nach einem umstrittenen Handelfmeter zum 1:1.
Kahn mit Bemerkung zu Haaland – Salihamidzic genervt
Die Bayern haben seit dem Abgang von Robert Lewandowski ein Neuner-Problem. Dieses Problem sollte durch die Breite des Kaders aufgefangen und auf mehrere Schultern verteilt werden, betonten die Verantwortlichen über ein halbes Jahr lang. Doch jetzt liefert B-Lösung Choupo-Moting, auch aufgrund körperlicher Wehwehchen, nicht mehr beständig. Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic gehen die Argumente aus.
„Wir haben im Vorfeld der Saison alles versucht, die Neun nachzubesetzen. Auch mit einer Neun, die wir ja heute gesehen haben – nur leider nicht bei uns“, gestand Kahn nach dem Duell mit City. Die Bayern-Bosse hätten Haaland gerne im Sommer von Dortmund nach München geholt, doch im Kampf mit den Skyblues fehlte dem Rekordmeister laut Salihamidzic das „nötige Kleingeld“.
Der Sportvorstand wehrte sich am Mittwochabend gegen Kritik an seinem Kader. Auf eine entsprechende Reporter-Frage reagierte der Sportvorstand genervt: „Mit Sadio Mané haben wir einen Spieler neu verpflichtet, der auch auf der Neun spielen kann. Im Nachhinein darfst du natürlich der Schlaue sein und sagen: Das ist nicht so. Serge, King, Leroy, Sadio, Tel, Choupo, Thomas, Jamal – das sind alles Topspieler.“
Doch Fakt ist auch: Diese „Topspieler“ liefern in der entscheidenden Saisonphase keine Tore. Das hat auch der neue Trainer Thomas Tuchel zur Kenntnis genommen.
Holt Bayern eine neue Neun? Tuchel entscheidet mit!
Die Entscheidung, wer in der kommenden Saison für die Bayern stürmen wird, beeinflusst auch er. Dem neuen Bayern-Trainer erhält nach SPORT1-Informationen ein großes Mitspracherecht bei der Gestaltung des Kaders für die neue Saison. Das betrifft nicht nur Zu-, sondern auch Abgänge.
Als Nachfolger von Julian Nagelsmann, der seine Transfer-Wünsche ebenfalls äußern durfte, sieht auch Tuchel Bedarf auf der Neuner-Position. „Wir beschäftigen uns jeden Tag mit dieser Position“, versicherte Kahn, räumte jedoch ein: „Wir können nicht eine Nummer Neun wie Robert Lewandowski einfach irgendwo finden. Das ist dann auch eine Preisfrage.“
In den vielen englischen Wochen seit dem Antritt von Tuchel gab es noch keine Zeit, um über Personalfragen zu diskutieren. Dies wird in der Woche nach dem Ligaspiel gegen Mainz 05 (Samstag, 15.30 Uhr, im SPORT1-Liveticker) erstmals geschehen, konkretere Gespräche werden unmittelbar nach dem Saisonende folgen.
Auf dem aufgeheizten Transfermarkt haben die Bayern Probleme, mit der internationalen Konkurrenz mitzuhalten. Folgende Spieler stehen dennoch auf der Liste:
Victor Osimhen (SSC Neapel)
Der Nigerianer ist der Spieler, der Haaland in Sachen Präsenz, Robustheit und Torgefahr momentan am ehesten das Wasser reichen kann. Der wuchtige Angreifer der SSC Neapel steht durch seine 26 Treffer in der Serie A und der Champions League auf den Zetteln zahlreicher Top-Klubs.
Osimhen präferiert zwar einen Wechsel in die Premier League, kann sich nach SPORT1-Informationen einen Wechsel in die Bundesliga und zum FC Bayern aber ebenfalls gut vorstellen.
Über seine Zukunft will der 24-Jährige jedoch erst entscheiden, sobald die sich anbahnende Meisterschaft mit Neapel in trockenen Tüchern befindet. Im SPORT1-Interview vor einem Monat kündigte er Gespräche mit den Süditalienern an, die nach wie vor hoffen, ihn zu halten.
Fakt ist: Osimhen wäre wohl die teuerste Lösung. 100 Millionen Euro werden wohl nicht reichen, zumal Neapel-Boss Aurelio de Laurentiis als unangenehmer Verhandlungspartner gilt, der auch nachträglich gerne noch die eine oder andere Million draufpackt.
Randal Kolo Muani (Eintracht Frankfurt)
Kolo Muani hat sich binnen einer Saison vom Nobody zum Top-Stürmer geschossen. Die Bayern haben den spielstarken Eintracht-Profi (20 Tore und 14 Vorlagen in 39 Einsätzen) auf ihrer Liste. Und: Das Interesse beruht auf Gegenseitigkeit!
Nach SPORT1-Informationen würde Kolo Muani gerne nach München wechseln! Die Bayern reizen ihn mehr als England oder Frankreich. Aber auch die Eintracht würde einen stattlichen Preis für ihn aufrufen. SGE-Sportchef Markus Krösche verlangt mindestens einen hohen zweistelligen Millionenbetrag. Da Kolo Muanis Vertrag am Main noch bis 2027 gültig ist, kann die SGE bedenkenlos pokern.
Harry Kane (Tottenham Hotspur)
Seit Monaten kursieren Gerüchte um Harry Kane. Doch die Spur nach London ist momentan nicht mehr heiß, ein Transfer des 29-Jährigen nach München immer unwahrscheinlicher.
Die Bayern warten noch auf Feedback von der Kane-Seite, die sich nach wie vor in Vertragsgesprächen mit den Spurs befindet. Die aktuelle Tendenz geht in Richtung Verlängerung des noch bis 2024 laufenden Vertrags. Tottenham-Boss Daniel Levy will Kane im Falle eines Verbleibs eine Statue bauen.
Mit Paris Saint-Germain hat sich derweil aber auch noch ein prominenter Konkurrent in den Poker um den Stürmer von Tottenham Hotspur eingeschaltet. Le Parisien zufolge sucht der Hauptstadt-Klub nach einem Mittelstürmer – und hat dabei in erster Linie Kane im Visier!
Weitere Kandidaten
Neben den drei Hauptkandidaten stehen noch weitere Stürmer auf der nicht allzu kurzen „Shortlist“ des Rekordmeisters. Rasmus Höjlund (20/Atalanta Bergamo) und Jonathan David (23/OSC Lille) wurden jüngst ins Spiel gebracht. Konkretes Interesse besteht nach SPORT1-Informationen bei diesen Alternativ-Kandidaten allerdings nicht. Auch die Gerüchte um Goncalo Ramos (21/Benfica Lissabon) und Dusan Vlahovic (23/Juventus Turin) sind nicht heiß.
Salihamidzic betonte nach dem Champions-League-Aus gegen City im Gespräch mit SPORT1: „Ich werde jetzt keine Namen diskutieren. Aber wir werden schauen, was sich der Trainer vorstellt, wer in Frage kommt, wie die finanziellen Möglichkeiten sind – und dann entscheiden!“