Eigentlich wären die Verantwortlichen von Eintracht Frankfurt nach der Pleite in Berlin rasch zur Tagesordnung übergegangen.
Wut-PK: Was bezweckt Glasner?
Nach Abpfiff folgten aber denkwürdige Minuten von Trainer Oliver Glasner.
Der Österreicher ließ zunächst seinem Ärger bei DAZN freien Lauf und zählte seine Defensive an: „Du könntest in so einem Spiel einmal 0:0 zu spielen – aber das können wir nicht. Das ist auch eine Frage der Qualität.“
Glasner spricht Defensive die Qualität ab
Auf Nachfrage, wie er nun an die Aufgabe herangehen und ob er den Ton verschärfen werde, entgegnete Glasner: „Ich weiß nicht, wie man Qualität trainieren kann.“
Die daran anschließende Pressekonferenz ging knapp vier Minuten und 30 Sekunden. Glasner hielt diese alleine, ohne seinen Kollegen Urs Fischer, ab. Musste der Eintracht-Tross schnell abreisen? Die Gründe sind unbekannt.
Glasner blieb bei seinen Antworten einsilbig, flüchtete sich teilweise in Sarkasmus. Es gab beispielsweise auch kein Lob für eine erste Halbzeit, die nach dem Ausscheiden in der Champions League in Neapel durchaus eine Reaktion war!
Die Eintracht hatte heimstarke Unioner spielerisch und kämpferisch dominiert, hatte einige große Möglichkeiten für einen Treffer.
Was war Glasners Motivation?
Stattdessen wählte der Coach den Weg der knallharten Kritik. Er stellte mit Blick auf seine Defensive die Q-Frage und nimmt Spielern wie Tuta, Hrvoje Smolcic oder Evan N‘Dicka das aktuell dosiert vorhandene Selbstvertrauen weg.
So muss Glasner aufpassen, er sollte die Mannschaft in dieser wichtigen Phase der Saison nicht verlieren.
Es gibt diese öffentlichen Momente, in denen der frühere Profi und hochanerkannte Fachmann an Mikrofonen hochemotional wird. Die Frage nach der Motivation für seinen Wut-Auftritt stellt sich dennoch.
Will Glasner die Mannschaft wachrütteln, damit die Ziele nicht verfehlt werden? Möchte er Sportvorstand Markus Krösche wiederholt wegen der Kaderzusammensetzung kritisieren?
Bastelt Glasner schon an seinem Abgang im Sommer?
Die Zusammensetzung der Mannschaft spielt dabei seit den Abgängen der Zugpferde Martin Hinteregger und Filip Kostic eine zentrale Rolle, auch die in der Winterpause öffentlich forsch formulierte Zielsetzung Krösches, Platz vier verteidigen zu wollen, stieß bei Glasner nicht auf Gegenliebe.
Er stellte daher klar: „Ich habe nie über Champions League gesprochen.“ An einem Strang ziehen die beiden Parteien nicht immer.
Bereitet Glasner so schon Schritt für Schritt den Boden für einen Abgang im kommenden Sommer? Sein Vertrag läuft 2024 aus. Ein Angebot der Eintracht zur Vertragsverlängerung hat er bislang nicht angenommen. Möglichweise lautet der Grund Tottenham Hotspur!
Englischen Medienberichten zufolge steht Antonio Conte nach dem Last-Minute-Remis gegen Southampton vor dem Aus. Übergangscoach bis Sommer könnte Ryan Mason sein. In die neue Saison könnte der Traditionsklub dann mit Glasner starten.
Der Klub soll nach Angaben der Bild bereits Kontakt mit dessen Berater aufgenommen haben. Die Aussagen bei der Pressekonferenz erscheinen so im neuen Licht.
Bastelt Glasner im Hintergrund schon an seiner Zukunft? Andererseits zeigte er noch als Coach von Wolfsburg, dass er sich von solchen Spekulationen nicht vom Weg abbringen lässt und bis zum letzten Tag alles gibt.
Nach Wut-Auftritt folgte eine ruhige Analyse
Für die Eintracht kommen diese Gedankenspiele rund um Glasner dennoch zur Unzeit.
Krösche jedenfalls hat am Montagvormittag SPORT1-Informationen zufolge mit Glasner gesprochen. Ruhig und sachlich analysierte er gemeinsam mit dem Trainer den öffentlichen Auftritt in Berlin.
Der Eintracht-Macher zeigte für den Frust nach der unglücklichen Niederlage teilweise Verständnis, wenngleich eine solch kommunikative Grenzüberschreitung niemandem weiterhilft.
Die Geduld mit Glasner, der sich mit solchen Aussagen intern selber schwächt, ist trotz guter Arbeit und großer Erfolge endlich, weitere verbale Fehltritte sollte es nicht mehr geben. Stattdessen gilt es für alle Beteiligten, den Fokus auf den Endspurt zu richten.
In DFB-Pokal und Bundesliga ist trotz aller Widrigkeiten und Unruhen noch alles möglich für die derzeit schwächelnden Hessen.
Es liegt im Endspurt auch an Glasner, die fehlenden Prozentpunkte aus der Mannschaft herauszukitzeln und die nötigen PS für den Einzug in das internationale Geschäft auf den Platz zu bringen.