Nach Sevilla ist vor Bayern! Die rund 2.000 mitgereisten BVB-Fans stimmten sich nach dem 4:1-Sieg in Andalusien schon mal auf den Bayern-Kracher (Samstag, 18.30 Uhr im SPORT1-LIVETICKER) ein. „Zieht den Bayern die Lederhosen aus!“, riefen die schwarz-gelben Anhänger lauthals.
So bereit ist der BVB wirklich
Beim BVB geht der Blick nach dem so wichtigen Sieg in der Champions League schon wieder nach vorne. In drei Tagen kommt es zum Topspiel im Westfalenstadion gegen die Bayern. „Dieser Sieg tut unglaublich gut“, freute sich BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl am späten Mittwochabend in Sevilla: „Mehr aber auch nicht.“
Es sei nicht alles rosig gewesen, befand der Ex-Profi, um dann den Druck auf die Profis zu erhöhen: „Wir müssen am Wochenende eine bessere Leistung zeigen, um Bayern zu schlagen. Wir hatten auch ein bisschen Glück und müssen sicher eine Schippe drauflegen.“
Wie bereit ist der BVB wirklich für den Bayern-Kracher? Kann die zuletzt katastrophale Serie von sieben (!) punkt- und sieglosen Bundesliga-Spielen in Folge gebrochen werden?
SPORT1 macht den Check:
Offensive kommt rechtzeitig ins Rollen:
Zwei Tore in Köln, vier in Sevilla - vorne läuft es immer besser. Bezahlt gemacht hat sich in Sevilla vor allem der Wechsel um Sturm von Anthony Modeste auf Youssoufa Moukoko. Das Top-Talent traf zwar nicht selbst, beschäftigte aber immer wieder die gegnerischen Abwehrreihen und bereitete das 3:0 überragend vor.
„Er hat ein richtig gutes Spiel gemacht, er war in vielen Offensivaktionen beteiligt“, fand Trainer Edin Terzic. „Youssoufa hätte ein Tor verdient gehabt, konnte sich leider nicht belohnen. Aber das macht nichts. Er wird in dieser Saison noch viele Tore für uns erzielen. Er hat auf der großen Bühne gezeigt, was er kann.“ Im Duell gegen die Bayern winkt dem 17-Jährigen die Startelf!
Abwehr ist immer für einen Patzer gut:
Stand der BVB zu Saisonbeginn defensiv richtig gut, hat die Abwehr nun nachgelassen. Aktuell ist die BVB-Defensive immer für ein paar Patzer gut. Gegen Köln schluckte man drei Tore, in Sevilla dank Kobel-Ersatz Alexander Meyer nur eins. Der Ex-Regensburger hielt überragend und bügelte viele Fehler seiner Vorderseite aus. „Wir hatten viel Glück“, wusste auch Kehl. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)
Vor allem Nico Schlotterbeck fehlt zurzeit die Sicherheit und die letzte Konsequenz. Gegen En-Nesyri hatte der Ex-Freiburger enorme Probleme. Dem Nationalspieler droht jetzt ausgerechnet im Bayern-Kracher die Bank. Mats Hummels drängt nach überstandener Erkältung nämlich in die Startelf und könnte am Samstag gegen seine Ex-Kollegen wieder spielen.
Für den BVB wird es vor allem in der Defensive darauf ankommen, das Zentrum dichtzumachen. Kein Team spielt nämlich häufiger durch die Mitte als die Bayern (34 Prozent aller Angriffe). Die Abräumer Salih Özcan und Emre Can könnten also wichtige Rollen bekommen.
„Big Boss“ Bellingham als Faktor:
Er ist schon längst ein Leader - und das, obwohl Jude Bellingham gerade mal 19 Jahre alt ist. In Sevilla zeigte der Dauerbrenner (verpasste keine einzige Minute in dieser Saison) mal wieder eine Weltklasse-Leistung. Von SPORT1 gab es für seinen Gala-Auftritt mit einem Tor und einem Assist die Note 1. „Ich bin glücklich“, sagte er nach dem Spiel. „Das war definitiv die Reaktion, die wir haben wollten.“
SPORT1 fragte das Mega-Talent, wie man in diesem jungen Alter schon so abgebrüht auf dem Platz sein kann: „Ich weiß nicht, ob ich cool bin“, sagte der Engländer grinsend. „Ich bin auf dem Platz einfach ein Verrückter, der dem Ball und dem Gegner hinterherjagt. Ich versuche einfach nur meinen Job zu machen und der Mannschaft zu helfen.“ Klappt ganz gut! „Big Boss“ Bellingham (schon vier Tore und zwei Assists in dieser Saison) ist längst unverzichtbar und wird auch im Klassiker am Samstag ein wichtiger Faktor sein.
Personallage entspannt sich:
„Wir hoffen, dass der eine oder andere am Freitag ins Training zurückkommen kann“, so Terzic. Mit einem Einsatz von Stammtorwart Gregor Kobel, der in Sevilla abseits der Mannschaft trainierte, ist zu rechnen. Neben Hummels dürfte auch Ex-Löwe Marius Wolf nach überstandener Erkältung und damit zusammenhängenden Kreislaufproblemen wieder dabei sein. Fragezeichen gibt es noch hinter Kapitän Marco Reus. Die Hoffnungen sind beim BVB allerdings groß, dass es der Spielmacher rechtzeitig schafft.
Für Giovanni Reyna dürfte das Match dagegen wohl noch zu früh kommen. BVB-Coach Terzic, der früher als Fan auf der Südtribüne die Daumen drückte, hat ein klares Ziel: „Wir wissen alle, was in den letzten zehn Jahren in Deutschland passiert ist, und in Dortmund gibt es diesen einen großen Wunsch. Es besteht die Chance, dass wir am Samstag drei Punkte vor den Bayern sind. Trotzdem tut das, was gegen Leipzig, Bremen und Köln passiert ist, noch immer weh. Die Ausgangslage hätte anders sein können. Wir wollen jetzt aber das Beste draus machen.“
So könnte der BVB im „Klassiker“ spielen:
Kobel – Guerreiro, Hummels (Schlotterbeck), Süle, Meunier – Can, Bellingham, Özcan – Brandt, Adeyemi (Reus), Moukoko.