Egal, wo sich die Liga und ihre Verantwortlichen dieser Tage auch treffen, ein großes Tuschelthema ist die Lage bei RB Leipzig. Das schlimme Abschneiden in der Champions League, Vorrundenaus mit sieben Niederlagen aus acht Spielen, hat nicht nur unter den Fans, sondern auch in der Konzernspitze für schwere Enttäuschung gesorgt. Kein Ranking im Klubfußball hat weltweit eine vergleichbare Strahlkraft wie die neue Tabelle der Champions League. Platz 32 war ungenügend.
Leipzig droht Horrorszenario
Das Problem: Auch in der Bundesliga, die zwar international nicht von so großer Bedeutung ist, hängt Leipzig durch. Konstante Leistungen auf hohem Niveau bekommen sie seit Monaten nicht mehr hin. Als hätten sie den Fokus komplett verloren, als fehle der Ansporn, ohne die große Bühne in der Champions League und ohne die Möglichkeit im Bundesliga-Titelkampf mitzumischen. 20 Punkte Rückstand auf die Tabellenspitze, im Februar. Schon wieder. Viel zu wenig für den Kader, den Anspruch und vor allem den Etat, den die Leipziger zur Verfügung haben.
Extremer Druck bei RB Leipzig
An den letzten sieben Bundesliga-Spieltagen gelang nur ein Sieg. Und jetzt warten nacheinander Mainz (H), Freiburg (A) und der BVB (H). Dass RB im Mai einen der vier Plätze einnimmt, die den Klub für die europäische Königsklasse qualifizieren, ist momentan eher unwahrscheinlich. Und genau das erzeugt extremen Druck.
Ohne Champions League stünden die Leipziger vor großen Problemen. Nicht wirtschaftlich, da sind sie gut gepolstert, aber im Aufbau ihres Top-Kaders. Eigentlich denken sie bei RB an einen Strategiewechsel. Die Spitzenspieler sollen zukünftig nicht mehr in erster Linie verkauft, sondern gehalten werden - um die Mannschaft wirklich nachhaltig zu stärken. Wie es absolute Top-Klubs machen.
Bisher stand RB ja vor allem dafür, Supertalente nach Leipzig holen und diese, sobald auf Spitzenniveau, dann superteuer weiterzuverkaufen. Ein gutes Geschäftsmodell, das auch klasse funktionierte. Vor dieser Saison nahmen sie fast 100 Millionen Euro ein, im Sommer davor waren es über 240 Millionen, unter anderem für Josko Gvardiol, Dominik Szoboszlai und Christopher Nkunku.
Bleiben Sesko und Simons?
Wenn Leipzig die alle noch im Kader hätte, dazu Dani Olmo, nach der EM nach Barcelona gewechselt, sie wären sportlich auf einem anderen Level. Jetzt im Sommer geht es um Benjamin Sesko, den viele Großvereine auf dem Zettel haben, und um Xavi Simons.
Will RB wachsen, als Fußballmannschaft, müssen sie die beiden halten. Ohne Champions League wird das nahezu unmöglich. Dann, da herrscht Einigkeit in der Branche, würde ein Neustart anstehen. Der erste große Kickoff, bei dem Jürgen Klopp als Fußballchef des RB-Imperiums das Sagen hätte. Und bei dem mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch Marco Rose als Trainer ersetzt würde. Er ist verantwortlich, er kommt nicht richtig voran. Der Output ist nicht ausreichend.
Der DFB-Pokal, Wolfsburg kommt nach Leipzig (Mittwoch, ab 20.45 Uhr im LIVETICKER), ist extrem wichtig jetzt für RB. Ein Aus im Viertelfinale ist keine Option, dafür sind die Chancen viel zu groß, im Mai dort einen Titel zu holen. Wie belastbar dieser Rettungsanker aber wirklich ist? Schwierig einzuschätzen. Wahrscheinlich ist: Sie wissen es selbst noch nicht so genau.