Viel Schwung, wenig Ertrag - doch am Ende schießt die Konkurrenz den 1. FC Köln nach Europa: Die Mannschaft von Steffen Baumgart ist im Endspurt der Bundesliga überraschend gestolpert, wird in der kommenden Saison aber dennoch international spielen, was die Fans zu einem Platzsturm animierte, um die Spieler zu feiern.
Platzsturm! Wilde Szenen in Köln
Der FC unterlag am vorletzten Spieltag dem VfL Wolfsburg mit 0:1 (0:1) und rutschte damit auf Rang sieben ab. (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)
Weil aber die TSG Hoffenheim nicht gegen Bayer Leverkusen gewann, kann sie die Kölner am letzten Spieltag nicht mehr überholen. Der siebte Rang wird für die Conference League genügen. Auch ein Europa-League-Platz ist für den FC noch möglich, hier muss er nun aber auf die Konkurrenz schauen. „Ich glaube, wir haben die Stadt stolz gemacht und die Fans, es gibt nichts Schöneres“, erklärte Mark Uth bei Sky.
Modeste und Co. werden gefeiert
Anthony Modeste wurde nach Schlusspfiff von den Fans in guter Tradition auf Händen getragen, der am Boden sitzende und enttäuscht wirkende Jonas Hector wurde gar von den Fans überrumpelt, auch der Rasen des Kölner Stadions und die Tornetze waren vor den Fanmassen nicht sicher.
Die Bilder glichen dramatisch denen vom 20. Mai 2017, als der 1. FC Köln nach 25 Jahren ins internationale Geschäft zurückkehrte. „Das ist was Schönes, lieber das, als getreten werden“. scherzte Modeste. „Ist ein tolles Bild. Ich habe das erlebt vor fünf Jahren, dieses Jahr wieder.“
Thomas Kessler, der Sportliche Leiter der Kölner, zeigte sich zwar „enttäuscht über die Niederlage, weil ich glaube, dass unsere Mannschaft heute wieder ein richtig gutes Spiel gemacht hat, dann sieht man diese Bilder bei uns im Stadion. Das ist einfach der Lohn der ganzen Saison, was die Mannschaft auf den Platz gebracht hat. Da sind wir sehr stolz drauf.“
„Wenn die erste Enttäuschung über die Niederlage weg ist, können die Jungs sich heute ein bisschen belohnen“, führte Kessler, der sich vor fünf Jahren noch als FC-Profi ausgiebig von den Fans im Stadion feiern ließ, weiter aus.
Zumindest diese Bilder wiederholten sich am Samstag nicht: Die Mannschaft verschwand schnell in der Kabine, sie wolle sich auf das letzte Bundesligaspiel am kommenden Samstag beim VfB Stuttgart konzentrieren, verkündete Stadionsprecher Michael Trippel.
Ex-Kölner Gerhardt trifft für Wolfsburg
Für die Pleite sorgte ein Ex-Kölner: Yannick Gerhardt (43.) traf für Wolfsburg und beendete die Serie der Gastgeber nach vier Siegen. (Das Spiel zum Nachlesen im Liveticker)
„Für mich ist es perfekt: Ich habe selber getroffen und trotzdem spielt der FC wieder europäisch“, sagte Gerhardt.
Dass Baumgarts Team sich nun aber für das europäische Geschäft qualifiziert hat, ist bemerkenswert: Im Mai des vergangenen Jahres hatte die seither kaum veränderte Mannschaft erst in der Relegation den Abstieg verhindert. Sogar die Champions League war noch drin vor dieser Partie, was sich mit der Pleite erledigt hat, was Baumgart jedoch überhaupt nicht interessierte.
„Wenn wir jetzt schon wieder anfangen über das, was wir verloren haben, dann muss ich sagen, schauen Sie sich die Saison an, was wir alles gewonnen haben“, erklärte der Trainer. „Nur das zählt. Und nicht Champions League hätte, wenn und aber. Ich glaube, wir haben eine überragende Saison gespielt, und den Jungs sollte man ein Riesenkompliment machen.
Seit Tagen schon hatte daher die ganze Stadt diesem Spiel entgegengefiebert, der Klub hätte nach eigenen Angaben 200.000 Tickets verkaufen können. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)
50.000 kamen letztlich rein, die Südkurve thematisierte mit einer Choreo schon mal künftige Europa-Reisen - und die Organisatoren hatten vorsichtshalber Zäune rund um das Spielfeld installiert, um einen Platzsturm nach Schlusspfiff zu verhindern, was aber nicht gelang, da die euphorisierten Fans ihre Mannschaft unbedingt feiern wollten.
In der Anfangsphase wurde dann schnell deutlich, welche der beiden Mannschaften in dieser Saison noch ein echtes Ziel vor Augen hat. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)
Schmitz trifft nur den Pfosten
Köln drückte vom Anpfiff an, Wolfsburg kam zunächst überhaupt nicht im Spiel an, die ersten zehn Minuten fanden fast ausschließlich im und um den Strafraum der Gäste statt.
Zweimal hätte Köln auch bereits treffen können: Modestes Kopfball entschärfte Pavao Pervan im Wolfsburger Tor (3.), Benno Schmitz‘ Schuss klatschte an den Pfosten (6.).
Erst nach zwanzig Minuten zeigte sich auch Wolfsburg hin und wieder vor dem Tor, ohne dabei allerdings gefährlich zu werden.
Dennoch war das Spiel nun ausgeglichener, als die Pause näher kam, wirkte Köln nach der schwungvollen Anfangsphase plötzlich gar müde - und Wolfsburg traf.
Der Ex-Kölner Gerhardt musste nach starker Kombination nur einschieben und verzichtete auf ausschweifenden Jubel.
Köln lässt viele Chancen liegen
Die Pause half den Kölnern dann, neuen Schwung aufzunehmen, denn auch in der zweiten Halbzeit rannten sie an.
Florian Kainz (53./59.) und Modeste (69./74.) scheiterten je zweimal knapp.
Das Spiel war zeitweise wieder so einseitig wie in der Anfangsphase, das Publikum stand - wartete aber weiter auf das Tor.
Alles zur Bundesliga bei SPORT1:
-----
Mit Sport-Informations-Dienst (SID)