Chapeau! Oliver Glasner hat Eintracht Frankfurt mit einer nicht anzunehmenden Rasanz aus der Kellerregion in das obere Tabellendrittel geführt und alle Kritiker Lügen gestraft. „Die Trainerfrage darf kein Tabu mehr sein“ lautete nach einem erneut dürftigen Last-Minute-Remis gegen RB Leipzig die Headline bei SPORT1.
Ich habe mich in Glasner geirrt
Ein Sieg stand nach neun Partien auf der Habenseite, die Hessen waren spielerisch weit entfernt von einer Erfolgsserie. (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)
Harsche Kritik an Glasner nach schwachem Saisonauftakt
Stattdessen lagen die Kritikpunkte offen auf dem Tisch: Zu viele verschiedene Systeme, eine Achse fehlte, die Abhängigkeit von Filip Kostic war zu groß, das Team wirkte überfrachtet von den Ideen des Trainers.
Und die Frage, die sich gestellt hat: Passt das zusammen? Finden Coach und Mannschaft einen gemeinsamen Nenner? Der damals beinahe von mir fast schon komplett gesenkte Daumen, er war ein Irrtum. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)
Es folgte eine von mir kaum erwartete fulminante Antwort von Glasner und seinem Team. Einzug in das Europa-League-Achtelfinale als Tabellenführer, sechs Bundesligasiege in sieben Partien – der Trend zeigt nach oben, die Europapokalträume reifen am Main.
Glasner ist seiner Führungslinie intern auch dann treu geblieben, als die Kritik im Umfeld immer lauter wurde.
Plötzlich rollt der Frankfurter Partyexpress
Er wusste um die besonderen, schwierigen Umstände am Main. Der gesamte Verein befand sich im Krisen- und Umbruchmodus, auf mehreren Ebenen wurde das Personal ausgetauscht.
Glasner strahlte Ruhe aus, auch wenn es in ihm brodelte. Geduld - so sagte er häufiger - zähle nicht zu seinen Stärken. Doch er entwickelte verschiedene Pläne und zeigte sich im Dialog einsichtig. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)
Statt der von ihm kommunizierten kleinen Schritte, die er nach einem glücklichen 2:1 im Kellerduell in Fürth befürchtete, bekamen die Zuschauer seitdem einen Frankfurter Partyexpress zu sehen. In der Formtabelle von Spieltag 11 bis 17 belegt die Eintracht punktgleich mit dem FC Bayern München Platz eins, 17 Treffer bedeuten in diesem Zeitraum die zweitmeisten in der Bundesliga.
Vier Faktoren führen zum Umschwung
Elementar wichtig dafür sind vier Faktoren. Erstens hat Glasner im 3-4-2-1 ein System gefunden, in dem sich die Mannschaft wohlfühlt und entwickeln kann.
Zweitens hat sich dadurch in Kevin Trapp, Makoto Hasebe, Martin Hinteregger, Evan N‘Dicka, Djibril Sow, Daichi Kamada und Filip Kostic eine Achse gebildet, mit deren Hilfe die Neuzugänge Rafael Borre, Jesper Lindström und Kristijan Jakic reifen und zu Leistungsträgern aufsteigen können.
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Drittens wird Kostic häufiger von seinen Kollegen entlastet. Der Serbe ist weiterhin Schlüsselspieler, doch an den vergangenen neun Bundesligatoren war er nicht mehr direkt beteiligt. Viertens wurde durch diese neue Unabhängigkeit eine Variabilität erreicht, die zu einer Unberechenbarkeit mit 13 verschiedenen Torschützen führte.
Glasner hat eine schwierige Aufgabe gemeistert
Glasner hatte eine extrem schwierige Aufgabe zu meistern. Nach 17 Spieltagen lässt sich festhalten, dass er die Aufgabe am Main bislang sehr gut gemeistert, den Stotterstart mitsamt Pokalaus vergessen gemacht – und den SPORT1-Reporter eines Besseren belehrt hat.