Pechvogel Niklas Süle hatte die Augsburger WWK-Arena bereits mit traurigem Blick und auf Krücken verlassen, als dieses verrückte Derby noch einmal eine unerwartete Wendung nahm.
Bayern wie zu Klinsmanns Zeiten
Es lief die Nachspielzeit im Duell zwischen dem FC Augsburg und Bayern München, das seinen Abwehrchef Süle wegen einer vermutlich schweren Knieverletzung früh verloren hatte (12.).
Der wieder nur eingewechselte Thomas Müller ließ beim Stand von 2:1 eine riesige Konterchance aus. Dann schlug FCA-Joker Alfred Finnbogason zu (90.+1) - und die Bayern hatten plötzlich nicht nur Süle verloren.
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Bayern-Bosse bedient
Nach dem enttäuschenden 2:2 (1:1) schlichen Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge und Präsident Uli Hoeneß mit betretenen Mienen in die Gästekabine. (LIVETICKER zum Nachlesen)
Reporter: "Herr Hoeneß, haben Sie Zeit für ein Gespräch?" Hoeneß: "Leider nicht." Gleiche Frage an Rummenigge. Antwort: "Ich habe Zeit, aber ich rede nicht."
Serge Gnabry fasste die Gemütslage bei Sky treffend zusammen: "Wir haben es vergeigt." (Service: SPIELPLAN der Bundesliga)
Bayern sorgt sich um Süle
Die Begegnung hatte für die Bayern schon mit einem doppelten Schock begonnen. Nach Zusammenspiel mit Rani Khedira traf Marco Richter volley nach nur 27 Sekunden gegen die unsortierte Münchner Abwehr zur FCA-Führung.
Dann verletzte sich Süle im Duell mit Florian Niederlechner (9.), den keine Schuld traf. Der Nationalspieler hielt sich mit schmerzverzerrtem Gesicht das Knie, in dem er 2014 einen Kreuzbandriss erlitten hatte. Eine genaue Diagnose gab es zunächst nicht, laut Trainer Niko Kovac könnten aber die Kreuzbänder betroffen sein.
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Die Münchner Lebensversicherung Robert Lewandowski glich per Kopf nach Flanke des starken Gnabry aus. Damit hat der Pole wie zuvor nur der frühere Dortmunder Pierre-Emerick Aubameyang (2015/16) an jedem der ersten acht Spieltage mindestens einmal getroffen. Süle wurde derweil in der Kabine behandelt und verließ mit dick bandagiertem Knie das Stadion.
Müller als tragische Figur
Als er in ein bereitstehendes Auto stieg, hörte er Jubel aus dem Gästeblock: Gnabry brachte den Rekordmeister mit einem sehenswerten Schlenzer in Führung (49.). Danach wurde das Spiel immer einseitiger, die Bayern vergaben Chance um Chance. "Wir sind selber Schuld, wir waren zu fahrlässig. Das müssen wir besser machen", schimpfte Gnabry später.
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Das galt vor allem für Müller, der freistehend vor FCA-Torwart Tomas Koubek vergab (90.). Auch im sechsten Pflichtspiel hintereinander war nur auf der Bank Platz gewesen für den Rio-Weltmeister.
Er wurde von den Gäste-Fans gefordert - und kam spät (80.). "Wir sind beim FC Bayern und leben in einer Leistungsgesellschaft mit großem Konkurrenzkampf", sagte Kovac: "Ich sehe da überhaupt kein Problem."
Grusel-Statistik wie unter Klinsmann
Große Probleme aber hat seine Mannschaft in der Defensive. Im vierten Pflichtspiel in Serie gab es zwei Gegentore - das war zuletzt 2004 der Fall. Zehn Gegentreffer nach acht Bundesligaspielen musste der FCB zuletzt in der dunklen Ära von Jürgen Klinsmann (2008/09) hinnehmen. "Das ist nicht Bayern-like", sagte Kapitän Manuel Neuer.
Augsburg feierte das Remis dagegen wie einen Sieg. "Wir hatten einen geilen Start, ein geiles Ende - und zwischendrin einen sehr geilen Torwart", sagte Khedira.
Keeper Koubek, der nach mehreren Fehlern arg in der Kritik gestanden hatte, wurde von Coach Martin Schmidt nach Schlusspfiff besonders innig geherzt. Auch Schmidt war erleichtert: Der kämpferisch starke Auftritt war die nach dem 1:5 in Gladbach erhoffte Antwort.