In großer Offenheit hat Ottmar Hitzfeld über den aufreibenden Job als Trainer des FC Bayern und sein Burnout-bedingtes vorzeitiges Aus beim Rekordmeister anno 2004 gesprochen.
Hitzfeld: Guardiola hat sich abgenutzt
"Sechs Jahre waren vielleicht zwei zu lang und haben sich angefühlt wie 15", sagte der 67-Jährige in der TV-Sendung "Blickpunkt Sport" im Bayrischen Rundfunk.
Und er verglich seine Abnutzungserscheinungen mit denen von Pep Guardiola, der nach drei Jahren von München weiter zu Manchester City zog - angeblich, da er unbedingt auch mal in der Premier League arbeiten wollte.
"Guardiola hat den Substanzverlust gespürt"
Hitzfeld stellt den Weggang des langjährigen Barca-Erfolgstrainers dagegen so dar: "Guardiola hat gesagt, er habe bei Barcelona ein Jahr zu lange gearbeitet. Jetzt musste er halt nach drei Jahren schon gehen, weil er gespürt hat, dass ein gewisser Substanzverlust da ist. Man nutzt sich hier auch ab mit der Mannschaft, man kann den Fußball ja nicht neu erfinden."
Die vorzeitige Trennung bei seiner eigenen ersten Amtszeit beim FC Bayern hatte Uli Hoeneß herbeigeführt - bereits 2011 hatte Hitzfeld bei SPORT1 bekannt, dass er keine Kraft mehr gefunden habe, selbst zurückzutreten.
"Es war eine ziemliche Erlösung, als Uli mir gesagt hat: Es ist besser, wenn wir uns trennen", meint er nun.
Die sich anbahnende titellose Saison 2003/04 habe ihre Spuren hinterlassen. "Dann hat man schlaflose Nächte, ich habe Rückenprobleme gehabt, bin immer zu [Teamarzt Hans-Wilhelm] Müller-Wohlfahrt gegangen und habe Spritzen gekriegt in alle Gelenke", erinnert sich der siebenmalige deutsche Meistercoach. "Es ging richtig tief in mich hinein. Ich hatte die Freude am Fußball verloren, es war knochenhart."
"Hat Rummenigge nicht begriffen"
Das viel diskutierte Aus sei jedoch keineswegs unwürdig gewesen, betont er. "Ich muss sagen, dass Bayern sehr fair mit mir umgegangen ist. Ich habe immer mit dem Vorstand ein gutes Verhältnis gehabt, mit Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge. Sie waren offen und ehrlich."
Doch eine Attacke Rummenigges hat er nicht vergessen: 2007 hatte der Vorstands-Chef die Aufstellung der Münchner beim 2:2 gegen die Bolton Wanderers kritisiert, das den vorzeitigen Einzug unter die letzten 32 im UEFA-Cup kostete.
"66.000 Zuschauer haben ein Recht darauf, die beste Mannschaft zu sehen und nichts anderes. Fußball ist keine Mathematik, das finde ich nicht okay", polterte Rummenigge.
"Das hat mir weh getan", gestand der ehemalige Mathematik-Lehrer Hitzfeld nun und setzte einen markigen Konter. "Da habe ich gedacht: Okay, wir sind die ganze Saison über auf dem ersten Platz gestanden, und ich habe viel rotiert. Heute rotieren ja alle Trainer, das hat er zu der Zeit noch nicht ganz begriffen."
Zu Besuch bei Hoeneß im Gefängnis
Zu Hoeneß pflegt der Lörracher " ein großartiges Vertrauensverhältnis", besuchte ihn auch im Gefängnis.
Und begrüßt dessen anstehende Rückkehr ins Präsidentenamt: "Ich freue mich, dass er wieder zurückkommt und mit 99 oder 100 Prozent der Stimmen gewählt wird."