Knapp drei Wochen nach seinem Ableben wurde Trainer-Legende Christoph Daum bei einer Gedenkfeier im Kölner RheinEnergie Stadion emotional verabschiedet. Der als Moderator agierende Thomas Helmer beschrieb in seiner Eröffnungsrede Daum als „Vorbild“ sowie einen „Menschen mit einem wahnsinnig großen Herzen“ und hatte dabei bereits Tränen in den Augen. Anschließend trat die Kölner Kultband „De Höhner“ vor 5000 Fans mit ihrem Lied „Echte Fründe“ auf.
Tränenreiche Trauerfeier für Daum
Für einen der emotionalsten Momente sorgte Pierre Littbarski, dem bei der Liebeserklärung an seinen Freund die Stimme versagte. „Danke, dass ich in deinem Leben sein durfte“, sagte die FC-Ikone in Richtung seines ehemaligen Trainers und schluchzte: „Ich hab dich lieb!“
Die Fußball-Welt erwies dem verstummten „Lautsprecher der Liga“ im Rahmen der rührenden, gut zweistündigen Trauerfeier gebührend die letzte Ehre. Dr. Werner Wolf, Präsident des 1. FC Köln, würdigte Daum als „einen begnadeten, akribischen Trainer, einen Taktiker, einen Mann mit Visionen“. Wolf erinnerte daran, dass Daums Karriere als Trainer einst in Müngersdorf begonnen hatte, später hatte er seiner Frau Angelica sogar im Mittelkreis des Platzes das Ja-Wort gegeben.
In Köln hatte Daum 18 Jahre lang als Trainer und Spieler unter Vertrag gestanden und von der Seitenlinie aus einen Bundesliga-Aufstieg wie auch zwei Vize-Meisterschaften angeleitet.
„Spieler gingen für ihn durchs Feuer, liefen über Scherben“
„Unsere Klubs und der Fußball haben Christoph Daum viel zu verdanken“, betonte der FC-Präsident abschließend. „Seine Arbeit war stets geprägt von Zuversicht. So ist er auch den Kampf gegen Krebs angegangen. Dass er mit erst 70 Jahren gehen musste, tut unendlich weh.“ Auf den großen Leinwänden liefen in der Folge Bilder aus Daums abwechslungsreichen Karriere - hinterlegt mit einem seiner Lieblingssongs: „Streets of Philadelphia“ von Bruce Springsteen.
DFB-Präsident Bernd Neuendorf, der im Anschluss das Wort übernahm, hob vor allem Daums „unstillbare Leidenschaft, seinen unstillbaren Enthusiasmus“ hervor und sprach in den höchsten Tönen vom Menschenfänger Christoph Daum, der am 24. August infolge einer Krebserkrankung verstorben war.
„Das Feuer, das in im loderte, entfachte auch in anderen Begeisterung. Ich durfte das bei einem Treffen kurz vor seinem Tod nochmal erleben. Was für eine Energie, was für eine Hingabe - und das bis zuletzt. Seine Spieler gingen für ihn durchs Feuer, sie liefen sogar über Scherben. Diesen Enthusiasmus zu vermitteln, das war die einzigartige Gabe des Meistertrainers Christoph Daum.“
Ex-Köln-Manager Meier versagt mehrfach die Stimme
Einen besonders emotionalen Moment lieferte Kölns ehemaliger Manager Michael Meier, der schon mit zitternder Stimme ans Mikrofon trat: „Christoph, ich möchte einige Versäumnisse nachholen, nach dem Motto: Was ich Dir schon immer mal sagen wollte.“
Anschließend drückte er dem Verstorbenen seinen Dank dafür aus, dass er den 1. FC Köln im Herbst 1986 während einer schweren Krise als Interimstrainer übernahm, wobei ihm mehrfach die Stimme versagte, woraufhin die Zuschauer applaudierten.
„Ich erreichte Dich damals in Deinem neuen Haus in Efferen. Du warst dabei, das Wohnzimmer zu tapezieren“, erinnerte sich Meier an die Gespräche vor knapp 40 Jahren. „Deine Antwort auf meine Frage, ob Du das Traineramt annehmen würdest, lautete: ‚Wer tapeziert jetzt mein Wohnzimmer?‘“
Das Kölner Stadion bot einen würdigen Rahmen, pünktlich zu Beginn um Punkt 15.30 Uhr strahlte die Sonne. Im Mittelkreis lag eine große Plane, auf der Daum neben der klassisch-kölschen Verabschiedung „Mach et joot, Christoph“ abgebildet war.
Auf dem Rasen waren die Fahnen vieler Bundes- und Zweitligisten verteilt, wobei die von Daums Ex-Klubs Köln, VfB Stuttgart und Bayer Leverkusen einen besonders prominenten Platz erhielten. Auf der Tribüne hingen die Flaggen seiner ausländischen Stationen wie Fenerbahce und Besiktas in Istanbul.
Völler und Calmund unter den Tribünengästen
Auf den Rängen versammelte sich die geballte Prominenz des Sports sowie zahlreiche Freunde und Fans, um dem verstummten „Lautsprecher der Liga“ gebührend die letzte Ehre zu erweisen. Zu den Tribünengästen zählten auch DFB-Sportdirektor Rudi Völler und Daums langjähriger Weggefährte Reiner Calmund.
Über 5000 Fans wohnten der Verabschiedung bei, bereits in den Tagen zuvor hatte sich eine Vielzahl in das vor dem Stadion ausgelegte Kondolenzbuch eingetragen. Neben den zahlreichen Reden, auch von Bundesminister Cem Özdemir, sorgten die Kölner Kultband „Höhner“ sowie das „Turkish Chamber Orchestra and Choir“ für die passende musikalische Untermalung.
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)