Jérôme Boateng hat sich vor Gericht persönlich zu der gegen ihn erhobenen Anklage geäußert. Beim Auftakt des Prozesses vor dem Münchner Landgericht wies der frühere Weltmeister den im Raum stehenden Vorwurf der vorsätzlichen Körperverletzung gegen seine ehemalige Lebensgefährtin zurück.
Boateng: „Habe Fehler gemacht“
„Mir ist es wichtig, am Anfang zu sagen: Ich misshandle keine Frauen und ich setze meine Partner nicht unter Druck“, sagte Boateng. Er stelle auch „niemandem heimlich nach. Ich bin ein ganz normaler Mensch, mit Stärken und Schwächen.“
Der Fall Boateng wird zum dritten Mal vor Gericht verhandelt. 2021 war der langjährige Abwehrspieler des FC Bayern zu einer Geldstrafe in Höhe von 1,8 Millionen Euro verurteilt worden. Auch damals hatte er zu Beginn ein langes Statement abgegeben.
Boateng: Habe einen Fehler gemacht
Eine Berufungskammer des Landgerichts hatte das Urteil 2022 aufgehoben (Boateng schwieg diesmal) und stattdessen eine Strafe von 1,2 Millionen Euro ausgesprochen. Allerdings mit einer deutlich höheren Anzahl von zu zahlenden Tagessätzen, was ein härteres Urteil bedeutete. Wegen gleich dreier grober Verfahrensfehler wurde auch dieses Urteil aber wieder aufgehoben.
Nun erklärte Boateng sich erneut ausführlich: „Natürlich habe ich in meinem Leben und in meinen Beziehungen nicht immer alles richtig gemacht.“
Er habe auch am 19. Juli 2018, der Gegenstand des Prozesses ist, „einen Fehler gemacht. An diesem Abend kann man mir völlig zu Recht vorwerfen, dass ich es nach dem Streit beim Kartenspiel nicht einfach dabei belassen habe. Hätte ich damals die Ruhe bewahrt und wäre im Bungalow geblieben, so wäre vermutlich gar nichts passiert. Es wäre nicht zu der Rangelei gekommen.“
Boateng und seine ehemalige Lebensgefährtin, die beim Prozessauftakt nicht anwesend war, hatten sich im Karibik-Urlaub befunden, als es zu einem Zwischenfall kam. Boateng behauptete, dass seine Ex-Partnerin ihm die Lippe aufgeschlagen habe. Er habe sich „gegen diesen Übergriff wehren müssen“ und sie weggeschubst.
Boateng macht seiner Ex-Freundin Vorwürfe
Dies sei nicht aus Absicht, sondern als Reaktion auf die blutende Wunde geschehen. „Und das tut mir im Nachhinein natürlich leid. Dafür habe ich mich aber auch schon vor Jahren und das mehrfach bei ihr entschuldigt.“
Explizit erklärte Boateng auch, keine Glaslaterne nach der Frau, mit der er zwei Töchter hat, geworfen zu haben. Genauso wenig habe er auf sie eingeprügelt. Er stellte seine einstige Freundin als „äußerst streitbaren Menschen“ dar, der leider genau wisse, wie sie ihn provozieren könne. Einen Tag nach der Auseinandersetzung habe sie ihm gedroht: „‚Ich möchte einen Deal oder ich gehe wegen gestern zur Polizei und zeige Dich an‘.“
Boateng weiter: Nicht er sei der aggressive Part: „Ich werde allenfalls laut und verteidige mich, wenn ich angegriffen werde.“ Der Fußballer, der jüngst beim LASK in Österreich anheuerte, verwies auf SMS-Nachrichten, in denen ihn die Frau übelst beleidigt haben soll.
Boateng verwies außerdem auf die beruflichen und finanziellen Konsequenzen, die die Vorwürfe für ihn bedeuten. „Ich hätte gerne noch ein paar Jahre Fußball auf höchstem Niveau gespielt. Aber wegen der Vorwürfe und dem anhängigen Gerichtsverfahren habe ich bei den großen Vereinen zuletzt keine Chance mehr erhalten und war lange vereinslos.“
Zudem habe er alle Werbeverträge verloren. Abschließend meinte er: „Ich wünsche mir, dass der seit Jahren andauernde Albtraum endlich ein Ende findet.“
Richterin spricht von medialer Vorverurteilung
Die Anwältin seiner Ex bezeichnete die Boateng-Aussagen als absehbar, sie bediene „sich des immer gleichen Narrativs bei häuslicher Gewalt. Die Frauen lügen alle, wollen nur Geld und seien rachsüchtig. Das höre ich immer wieder.“ Der Prozess soll am 21. Juni fortgesetzt werden, dann wird auch eine Aussage von Boatengs Ex-Freundin erwartet.
Zum Auftakt der Verhandlung hatte die zuständige Richterin Susanne Hemmerich von einer medialen Vorverurteilung gesprochen, die sie in ihren 40 Jahren im Beruf noch nie erlebt habe. Das liege zum Teil an Corona, aber auch an „Versäumnissen der Justiz“, meinte sie.