Die Schulter und das Knie sind die beiden kompliziertesten Gelenke im menschlichen Körper und damit auch sehr anfällig für Verletzungen. Da im Sport das Laufen ein dominanter Bestandteil fast aller Disziplinen ist, ist das Knie ungleich öfter für schwere Verletzungen verantwortlich als die Schulter.
Knieverletzungen im Sport
Welche Knieverletzungen treten im Sport auf? Und welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es? SPORT1 gibt einen Überblick über die häufigsten Knieverletzungen mit Symptomen und Ursachen und beantwortet die wichtigsten Fragen.
Kreuzbandriss - Symptome, Ursachen, Therapie
Im Knie befinden sich zwei Kreuzbänder – ein vorderes Kreuzband und ein hinteres Kreuzband. Bei einem Kreuzbandriss reißt eines oder beide Bänder. Es wird in der Medizin zwischen einem vorderen und hinterem sowie einem Kreuzbandriss unterschieden. Darüber hinaus kann ein Kreuzband teilweise oder vollständig reißen.
Als Symptom kann im Moment des Unfalls ein heftiger Schmerz im Kniegelenk auftreten. Es ist aber auch nicht ausgeschlossen, dass die Kreuzbandverletzung schmerzfrei ist, vor allem wenn keine Begleitverletzungen auftreten. Dadurch ist es möglich, dass er nicht sofort erkannt wird. Typischerweise geht ein Kreuzbandriss aber mit einem heftigen Verdreh-Trauma, Schwellung, Schmerz und Belastungsunfähigkeit bzw. Instabilität einher. Manchmal wird beim Reißen auch ein lautes Knacken vernommen.
Eine Kreuzbandruptur kann konservativ oder operativ behandelt werden. Bei der konservativen Variante wird das Knie mit einer Schiene ruhiggestellt und stabilisiert. Danach versucht man, es durch intensiven Muskelaufbau zu stabilisieren. Alternativ kann bei einem Kreuzbandriss auch eine Operation erfolgen. Bei einer Arthroskopie wird über einen kleinen Schnitt in der Haut das gerissene Kreuzband durch ein Transplantat - in der Regel durch eine körpereigene Sehne - ersetzt.
Ausführlichere Informationen zum Thema Kreuzbandriss findest du im SPORT1-Artikel "Kreuzbandriss: Ursachen, Symptome, Therapie".
Wie behandelt man einen Meniskusriss?
Beim Meniskusriss nimmt die c-förmige Knorpelscheibe, die im Knie zweimal vorhanden ist und als Stoßdämpfer und Stabilisator dient, Schaden. Man unterscheidet zwischen einem Riss des Innen- und Außenmeniskus, wobei der Innenmeniskus deutlich häufiger von Verletzungen betroffen ist. Die häufigsten Ursachen sind ein Verdrehen des gebeugten Kniegelenks und der Verschleiß der Knorpelstrukturen als natürliche Begleiterscheinung im Alter. Schnappende und knacksende Geräusche sowie Schmerzen und Schwellungen deuten auf die Knieverletzung hin.
Der Meniskusriss kann durch Spritzen in das Kniegelenk mit einem Schmerzmittel sowie mit Physiotherapie behandelt werden. Allerdings hilft diese Therapieform nur, die Schmerzen zu lindern, und hat keinen Einfluss auf die stoßdämpfenden Eigenschaften des Knorpels. Zur Anwendung kommt das besonders bei älteren Patienten mit verschleißbedingten Veränderungen des Meniskus.
Bei schwerwiegenderen Verletzungen wird der beschädigte Knorpel bei einer Arthroskopie geglättet oder genäht. Der Arzt versucht hierbei, möglichst viel Knorpelgewebe zu erhalten.
Was tun bei einer Kniescheibenverrenkung?
Die Kniescheibe macht das Strecken des Kniegelenks einfacher und sorgt dafür, dass es nicht zu einer Reibung zwischen der Oberschenkelstreckmuskulatur und dem Kniegelenk kommt. Springt die Kniescheibe seitlich aus ihrer Führung, spricht man von einer Kniescheibenverrenkung oder auch Patella-Luxation. Ursache dafür kann ein Sturz auf das Knie sein oder schlichtweg ungünstige Umstände im Gelenk.
Bemerkbar macht sich die Knieverletzung durch erhebliche Schmerzen. Auch eine Verformung des betroffenen Knies kann erkennbar sein, wenn sich die Patella zur Außenseite hin verschiebt. Weitere Symptome können Bewegungseinschränkungen und ein Gelenkerguss sein.
Je nach Ausmaß der Kniescheibenluxation reicht meist eine konservative Behandlung aus. Der Arzt renkt die Kniescheibe wieder ein und stabilisiert das Knie anschließend für einige Wochen mit einem Gips, einem Verband oder einer speziellen Schiene. Eine operative Therapie wird meist verwendet, wenn ein erneutes Auskugeln der Kniescheibe verhindert werden soll. Es werden abgebrochene Knochenfragmente oder Knorpel aus dem Knie entfernt oder auch wieder angebracht, Risse in der Gelenkkapsel genäht oder auch die Kniekapsel behandelt.
Die Kniescheibe kann allerdings nicht nur auskugeln, sondern auch zerbrechen. Zu solch einer Kniescheibenfraktur kommt es in der Regel durch einen Sturz auf das gebeugte Kniegelenk auf einer harten Oberfläche. Handelt es sich bei der Fraktur um einen unverschobenen Längsbruch, reicht eine konservative Therapie normalerweise aus. Das Knie wird für kurze Zeit ruhiggestellt. Anschließend erfolgen eine rasche Mobilisierung und die Einnahme entzündungshemmender Medikamente.
Bei Quer- und Mehrfachfrakturen ist eine Operation notwendig, um die Patella anatomisch zu rekonstruieren. Die Bruchstücke werden mit Schrauben und Drähten fixiert und müssen nach vollständiger Abheilung in einer zweiten OP entfernt werden.
Was ist ein Läuferknie?
Beim Läuferknie - in der Medizin auch als Tractussyndrom oder Ilio-tibiales Bandsyndrom (ITBS) bezeichnet, handelt es sich um Knieschmerzen, die durch eine Überbeanspruchung des Kniegelenks hervorgerufen werden. Gerade bei Laufsportlern ist das Syndrom weit verbreitet. Oft haben Sportler, die mit dem Läuferknie zu kämpfen haben, stechende Schmerzen an der Außenseite des Kniegelenks, die während dem Laufen so stark werden können, dass das Training abgebrochen werden muss.
Verursacht wird das Läuferknie durch übermäßige und falsche Beanspruchungen. Der Tractus iliotibialis, eine Sehnenplatte, die vom Becken über den äußeren Oberschenkel bis zum Schienbeinkopf verläuft, scheuert über die Knochen, wodurch es zu einer Entzündung des Gewebes kommt. Neben zu hohen Trainingsumfängen können auch angeborene Fehlstellungen, mangelndes Aufwärmen oder zu harte Untergründe Auslöser sein.
Zu den wichtigsten Behandlungsmaßnahmen gehört das Kühlen und die Einnahme von Schmerzmitteln. Außerdem sollte das Knie geschont und eine Sportpause von rund zwei bis drei Monaten eingelegt werden.
Was versteht man unter "Unhappy Triad"?
Übersetzt bedeutet "Unhappy Triad" so viel wie "unglückliche Triade", was die Verletzung, die dahinter steckt, gut beschreibt. Es handelt sich dabei um eine Kombinationsverletzung: das Innenband, der Innenmeniskus und das vordere Kreuzband sind geschädigt.
Die Verletzung entsteht meist durch sogenannten Valgusstress, also wenn sich das Bein in einer X-förmigen Stellung befindet und das leicht gebeugte Knie bei stehendem Unterschenkel nach außen rotiert wird.
Ursache für die "Unhappy Triad" sind oft Sportunfälle. Besonders gefährdet sind Skifahrer, aber auch beim Fußball oder Handball tritt die Verletzung auf. Die Diagnose erfolgt über ein MRT, das auch das Ausmaß der Verletzung zeigt.
Zerrung, Entzündung und Co. - Welche Knieverletzungen gibt es noch?
Bei ruckartigen Bewegungen können Muskeln oder Sehnen schnell überdehnen. In der Folge treten Zerrungen, Verstauchungen oder Bänderrisse auf. Das Knie sollte direkt geschont, gekühlt, hochgelagert und mit einem Verband umwickelt werden. Das lindert nicht nur die Schmerzen, sondern verringert auch die Schwellung.
Wenn Sehnen zu stark beansprucht werden, können Entzündungen entstehen. Auslöser sind nicht nur Fehlbelastungen, sondern beispielsweise auch das falsche Schuhwerk. Auch hierbei sollte schnell die PECH-Regel zur Anwendung kommen. Außerdem helfen bei Sehnenentzündungen Ultraschallbehandlungen, Kinesiotapes, Stoßwellentherapie oder eine Therapie mit Hyaluronsäure.
Eine weitere Verletzung im Knie, die häufig durch Sport hervorgerufen wird, ist die Schleimbeutelentzündung. Schleimbeutel verhindern, dass Muskeln, Sehnen und Knochen aneinander reiben. Wenn ein Schleimbeutel zu stark beansprucht wird, kann es zu einer Entzündung kommen. Sie ist erfahrungsgemäß äußerst schmerzhaft und schränkt die Beweglichkeit ein.
Erste Hilfe: Die PECH-Regel
Um den Schaden so gering wie möglich zu halten, sollte direkt nach einer Verletzung die PECH-Regel als Erste-Hilfe-Maßnahme angewendet werden.
Die PECH-Regel
P-ause: direkt nach dem Unfall mit dem Sport aufhören und das betroffene Knie ruhigstellen
E-is: Das Kniegelenk kühlen, um einem möglichen Hämatom vorzubeugen
C-ompression: Die Blutzufuhr in das Kniegelenk durch Druck verringern, um eine Schwellung zu stoppen
H-ochlagerung: Die betroffene Stelle hochlagern, um eine Einblutung aufzuhalten
Die Behandlung nach dem PECH-Schema soll verhindern, dass es zu Komplikationen oder einer verzögerten Heilung kommt. Gerade bei stumpfen Verletzungen wie Prellungen, Zerrungen oder Verrenkungen kann eine schnelle erste Hilfe den Leidensweg deutlich verkürzen.