Ohne tierisches Eiweiß zu Höchstleistungen, geht das?
Vegane Ernährung bei Profisportlern
Zahlreiche prominente Sportler ernähren sich mittlerweile vegan. Natürlich stellt sich da die Frage, ob sich eine solche Ernährung mit Leistungssport vereinbaren lässt. Die Beispiele sprechen dabei für sich.
Lewis Hamilton, siebenfacher Formel-1-Weltmeister, verzichtet seit 2017 auf tierische Produkte und beweist, dass Sportler trotzdem extrem leistungsfähig sein können. Im Gespräch mit Optionstheedge.com erklärte der Brite einmal: „Fleisch als einzige Proteinquelle ist absoluter Müll. Ich kann genauso viel trainieren und genauso viele Wiederholungen machen, wenn nicht sogar mehr.“
Im Jahr 2019 habe er sogar fünf Kilogramm zulegt – und das bei einer voll veganen Ernährung. Die Vorteile seien laut Hamilton immens: Er habe klarere Haut, ein stabileres Energieniveau und eine fokussiertere Denkweise. „Ich kann nicht in Worte fassen, wie viel besser ich mich fühle“, machte der WM-Zweite der abgelaufenen Saison deutlich.
Hamilton: Umweltschutz durch vegane Ernährung
Doch Hamilton treiben nicht nur gesundheitliche Gesichtspunkte an. Dem Mercedes-Piloten geht es in erster Linie um den Schutz der Umwelt. „Die vegane Ernährung ist der einzige Weg, unseren Planeten wirklich zu retten“, schrieb der 36-Jährige 2019 bei Instagram.
Im Interview mit BBC führte er seine Gedanken noch weiter aus. „Was die Menschheit der Welt antut... Die Menge an Treibhausgasen, die von der Masse an Kühen produziert wird, ist einfach unglaublich. Man sagt, es ist mehr als alle Autos und Flüge zusammen, das ist verrückt. Das möchte ich nicht unbedingt unterstützen und ein gesünderes Leben führen.“
Und weiter: „Jede Person, die ich getroffen habe und die sich vegan ernährt, hat gesagt, dass es die beste Entscheidung ist, die sie je getroffen hat.“
Djokovic ernährt sich pflanzenbasiert
Tennis-Star Novak Djokovic ernährt sich ebenfalls pflanzenbasiert. „Ich glaube, dass das der Grund ist, warum ich so gut regeneriere. Ich habe keine Allergien mehr und das gefällt mir“, sagte der Weltranglistenerste.
In seinem Buch „Serve to Win“ schreibt er, dass er auf Bohnen, Nüsse, Samen, Kichererbsen, Linsen und gesunde Öle setzt. Für Djokovic sei es mehr als eine Diät, „es ist ein Lebensstil. Es ist etwas, auf das ich wirklich stolz bin.“
Ähnlich wie Hamilton verfolge er mit seiner Ernährung auch ethische Ziele: „Das Schlachten von Tieren und die Landwirtschaft und alles andere, das hat natürlich auch einen großen Einfluss auf den Klimawandel“, so der 20-fache Grand-Slam-Sieger.
Williams wegen Autoimmunerkrankung vegan
Die Gründe für eine Ernährungsumstellung können vielfältig sein. Venus Williams verzichtet beispielsweise aufgrund einer Autoimmunerkrankung auf Fleisch, Milchprodukte und Co. – und das mittlerweile seit zehn Jahren. „Ich wollte meine Leistungsfähigkeit auf dem Court erhalten. Nachdem ich damit begonnen hatte, habe ich mich in das Konzept verliebt, meinen Körper bestmöglich durch rohes veganes Essen zu versorgen“, sagte die Tennis-Olympiasiegerin dem Health Magazine.
Gegenüber insider.com erklärte die US-Amerikanerin, dass sie gegen die Autoimmunerkrankung Sjögren-Syndrom zwar eine Menge Medikamente einnehmen könne, das aber nicht wolle. „Daher ist es ein Geschenk des Himmels, dass ich durch meine Ernährung so viel wie möglich kontrollieren kann.“
Williams ist eine überzeugte Verfechterin einer pflanzlichen Ernährung und gehört zudem zu den prominenten Unterstützern von „Veganuary“, einer gemeinnützigen Organisation, die Menschen weltweit motiviert, im Januar und darüber hinaus vegan zu leben. Mit der Neujahrs-Challenge soll ein wichtiger Betrag zum Klimaschutz geleistet werden.
Studien zeigen: kein Nachteil durch vegane Ernährung
Auch empirisch konnte nachgewiesen werden, dass für Hochleistungssportler kein Nachteil durch eine rein vegane Ernährung entsteht, wie eine Studie der Universität Leipzig gezeigt hat.
Allerdings muss die pflanzliche Ernährung ausgewogen sein und kommt nicht komplett ohne Ergänzungsmittel aus. Das Vitamin B12 erhält der Körper in ausreichender Menge nur aus tierischen Lebensmitteln, hier muss mit Präparaten nachgebessert werden.
Laut einer Studie der Universität von Quebec im Montreal/Kanada können vegane Sportler sogar eine etwas besser Ausdauer haben als ihre fleischessenden Konkurrenten. Junge Frauen, die sich vegan ernährten, hatten im Vergleich zu Omnivoren signifikant bessere Sauerstoffwerte.
Ausgewogene Ernährung ist entscheidend
Laut Professor Dr. David C. Nieman seien „alle Arten von Ernährung mit der Leistungsfähigkeit vereinbar.“ Der US-Amerikaner hat an der Appalachian State University in North Carolina/USA die Erholungsphase von Athleten nach 90-minütiger starker Belastung untersucht, die entweder Erbsen- oder Molkeproteine zu sich genommen haben.
Entscheidend sei in jedem Fall eine Ausgewogenheit: „“Wenn man sich nur von Crackern, veganem Käse und anderen verarbeiteten Lebensmitteln ernährt, ist das keine gute Wahl. Damit eine vegane Ernährung gesund ist und für Spitzensportler funktioniert, muss sie eine solide Grundlage aus Gemüse und Obst, Hülsenfrüchten, Vollkorngetreide, Nüssen und Samen haben“, erklärte er gegenüber Healthline.
Und: „Eine pflanzliche Ausrichtung ist das Herzstück aller gesunden Essgewohnheiten.“ Ganz gleich, für welche Ernährungsform man sich letztendlich konkret entscheidet.