Gruppensieg verpasst, trotzdem mit historisch guter Bilanz ins WM-Viertelfinale: Deutschlands Eishockey-Nationalmannschaft könnte mit dem Ertrag des Duells mit der Schweiz zufrieden sein - aber es gab da noch ein Ärgernis, das Bundestrainer Toni Söderholm auch hinterher bewegte.
DEB-Coach fassungslos über Schiri-Duo
Bei zwei Szenen in der am Ende mit 3:4 nach Penaltyschießen verlorenen Partie steckten deutsche Spieler gefährliche Aktionen gegen den Kopf ein, ohne dass es eine härtere Strafe zur Folge hatte - und der finnische Coach machte bei SPORT1 klar, dass ihm dafür jedes Verständnis fehlt. (NEWS: Alles Wichtige zur Eishockey-WM)
Söderholm sprach von einer „katastrophalen Entscheidung“, darüber brauche man „gar nicht diskutieren. Wir reden über genau diese Szenen vor jeder WM. Es ist komplett unverständlich.“
Der 44-Jährige führte aus: „Ich war jetzt vier- oder fünfmal bei den Trainertagungen und das ist genau das, was da immer gezeigt wird. Wir sollten eigentlich fünf Minuten Überzahl spielen und bekommen dann drei Minuten später selbst in Unterzahl das Tor. Ich bin nicht einverstanden mit der Entscheidung der Schiedsrichter.“
Soramies und Gawanke hart am Kopf getroffen
Bei der ersten Aktion in Minute 35 stieß Fabrice Herzog seinen Gegenspieler Samuel Soramies hart in die Bande, zog mit dem rechten Oberarm noch einmal böse nach. (VIDEO: Alle Highlights der Eishockey-WM)
Soramies schlug mit dem Gesicht gegen die obere Kante der Bande und begann an der Oberlippe zu bluten.
Zur Verwunderung auch von SPORT1-Experte Rick Goldmann gaben die Referees Linus Ohlund (Schweden) und Peter Stano (Slowakei) nach Video-Studium nur eine Zweiminutenstrafe.
Bei der zweiten Aktion ging es ähnlich blutig zu - diesmal im dritten Drittel. Der Schweizer Denis Malgin rammte DEB-Star Leon Gawanke in der 46. Minute den Ellenbogen ins Gesicht, der Puck war lange weg.
Gawanke lag benommen auf dem Eis, musste direkt runtergenommen werden. Diesmal schauten sich die Referees die Szene nicht an, die Entscheidung stand fest: Nicht einmal eine Zweiminutenstrafe.
SPORT1-Experten sehen fatales Signal
„Das ist ein Witz. Das kann kein Mensch mehr nachvollziehen“, sagte Basti Schwele im Live-Kommentar auf SPORT1. Experte Goldmann stimmte ihm zu, prangerte die Referee-Urteil als „klare Fehlentscheidung“ an.
Auch nach der Partie holte Goldmann noch mal aus, erklärte, dass Spieler durch die Schiedsrichter geschützt werden müssten. Die Aktion gehe „ganz klar gegen den Kopf. Die Schweiz kann sich nicht beklagen, wenn sie zweimal eine Fünfminuten-Strafe kriegt“.
Goldmann und Schwele wiesen auch auf die fatale Signalwirkung hin, Fouls mit potenziell gefährlichen Folgen - Gehirnerschütterungen und andere Kopfverletzungen - so mild zu bestrafen: „Da geht es nicht um die deutsche Mannschaft, da geht es ums Eishockey.“
Auch DEB-Kapitän Moritz Müller hatte nach dem Spiel bei SPORT1 eine eindeutige Meinung zu der Szene gegen Gawanke: „Wenn man sich die Bilder anschaut, muss man eine Strafe geben. Leon ist in einer verwundbaren Position in dem Moment und der Schweizer geht gegen Kopf. Das ist ganz klar eine Strafe.“
Der deutsche Torschütze Matthias Plachta machte den beiden Schweizer Spieler keinen Vorwurf: „Es ist Eishockey, solche Dinge passieren, da möchte ich keine voreiligen Schlüsse ziehen.“
Söderholm pochte allerdings auf seinen Standpunkt, dass die Schiris härter hätten durchgreifen müssen: „Ich bin damit überhaupt nicht einverstanden. Aber man kann es nicht ändern, sie haben ihre Entscheidung getroffen“.