Der Darts-Boom in Deutschland zieht immer weitere Kreise - und hat auch die Rheinmetropole Köln nachhaltig erfasst.
Ally Pally? „Das wäre ein Flash“
Am Samstag steigt zum zweiten Mal das Großevent Köllepally, bei dem gemischte Teams aus Amateuren und Promis im Gloria-Theater miteinander wetteifern, unter ihnen Eko Fresh, Janine Kunze (Hausmeister Krause), Jana Wosnitza - und Peter Brings.

Der kölsche Kultsänger - der sich gerade auch auf das große Open-Air-Konzert „Schicht am Schacht“ in der ehemaligen Zechenstadt Hückelhoven am 5. September vorbereitet - hat sich mit SPORT1 vorab im Studio der Band für ein Exklusivinterview getroffen.
SPORT1: Herr Brings, wann sind Sie zum Darts gekommen?
Peter Brings: Ich habe das natürlich in der Kneipe mitbekommen, wenn die Leute gespielt haben, aber das war nicht so mein Ding. So richtig wahrgenommen habe ich Darts, als Flo Hempel bei der WM 2022 in London auflief und unser „Kölsche Jung“ sein Einlauf-Song war. Da ging mein Herz auf - und mein Handy stand nicht mehr still.
SPORT1: Wie haben Sie dann reagiert?
Brings: Ich habe mir mir ein Herz gefasst und Florian angerufen, um mich zu bedanken. Das Allergrößte war: Er ist ein Ossi, der nach Köln gekommen ist. Und dass er sich unseren Song ausgesucht hat – das ist das Größte, was einer Band passieren kann. Er verbindet mit unserem Song Heimatgefühl. Ich war total stolz und dann war er auch noch ein super umgänglicher Typ. Das fand ich schön.
SPORT1: Jetzt wurden Sie zum Köllepally eingeladen. Wie kam es dazu?
Brings: Da will man Ally Pally im Kleinen nachspielen - ich freue mich tierisch darauf. Es ist ein Mix aus Karneval, Party und ein bisschen Sport. Je nachdem, wie spät ich dran bin, muss mir einer das Auge zuhalten, damit ich treffe.
SPORT1: Florian Hempel läuft übrigens bei jedem Turnier mit „Kölsche Jung“ ein.
Brings: Sehr geil! Er kam mal in unseren Proberaum und hatte extra T-Shirts von seinem Sponsor anfertigen lassen, auf denen hinten die Silhouette von Köln zu sehen war. Und drüber stand „Brings“. Jedem von uns schenkte er ein T-Shirt. Das war schon toll.
SPORT1: Was fasziniert Sie noch an Darts?
Brings: Ich werde das am Samstagabend ganz entspannt sehen, denn die sportliche Veranstaltung ist gar nicht so wichtig. Es ist ein gesellschaftliches Ereignis - und das zählt. Man kommt zusammen, und das ist einfach schön. Ich bin ja auch kein richtiger Fußballfan und gehe trotzdem gerne ins Stadion. Die beiden Fanlager mit ihrer Leidenschaft zu erleben, ist großartig. Inzwischen kennen wir auch ein paar Leute beim FC. Es macht einfach Spaß, ins Stadion zu gehen.
Darts in Köln: „Vielleicht gewinne ich das Ding“
SPORT1: Spielen Sie selbst regelmäßig Darts?
Brings: Nein. Und ich würde das auch nicht extra üben vorm Köllepally. Man muss es einfach machen. Man kann an dem Abend 3000 Euro gewinnen, und der Veranstalter wollte meine Kontonummer haben. Ich sagte nur: „Du brauchst keine Kontonummer von mir, ich werde das niemals gewinnen.“ Aber wir spielen als Team zu zweit, und mein Partner kann das richtig gut. Wenn ich Glück habe, einigermaßen Zielwasser getrunken habe und er mir sagt, wie ich werfen muss, dann gewinne ich das Ding vielleicht. Beim letzten Mal hätte eine Frau gewonnen (Mirja Regensburg, d. Red.) - damit hatte keiner gerechnet.
SPORT1: Was machen Sie mit dem möglichen Gewinn beim Köllepally?
Brings: Ich habe die Tafel in Köln angegeben, die das Geld bekommen soll. Die haben es gerade richtig schwer. Und für 3000 Euro kann man eine Menge Essen kaufen. Jetzt wollen wir alle mal beten, dass ich ordentlich treffe.
SPORT1: „Kölsche Jung“ wird sicher laufen - das dürfte Sie doch ordentlich pushen, oder?
Brings: Mein Einlaufsong wird unsere Nummer „Bazille“ sein und nicht „Kölsche Jung“, weil ich das dem Kollegen nicht klauen wollte.
SPORT1: Gibt es Parallelen zwischen Darts und Musik, etwa in Sachen Konzentration und Bühnenpräsenz?
Brings: Ich kann mir vorstellen, dass das ähnlich aufregend ist. So etwas wie bei Köllepally habe ich ja noch nie gemacht. Ich bin sowieso ein Mensch, der schnell aufgeregt ist. Ich werde oft gefragt, warum ich vor Konzerten so viel gähne. Inzwischen weiß ich: Wenn man gähnt, pumpt man sich mit Sauerstoff voll. Die Jungs fragen mich dann immer, ob ich müde bin. Nein, sage ich, ich bin aufgeregt. Das wird am Samstag ähnlich sein.
SPORT1: Ist Darts für Sie ein guter Ausgleich zum Musikerleben?
Brings: Ich finde es gut, dass unsere Musik in Bereiche vordringt, mit denen wir vorher nicht gerechnet haben. Unsere Songs laufen sogar auf Skihütten. Dort kommen Leute aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zusammen. Manche stehen in ihren Skiklamotten auf der Hütte, obwohl sie gar nicht Ski gefahren sind - die wollen einfach nur abfeiern. Dass unser Name jetzt auch beim Darts auftaucht, ist super für uns. Allein der Gedanke, dass in London bei einer Veranstaltung Kölsche Jung läuft, ist doch geil, oder? Und die Leute im Ally Pally haben nicht so getan, als könnten sie mit unserer Mucke nichts anfangen. Sie verstehen den Text nicht – aber ich verstehe den Rest von denen ja auch nicht (lacht laut).
SPORT1: Ist Darts eigentlich ein Thema innerhalb der Band?
Brings: Der Herr Engel (Keyboarder Kai Engel, Anm. d. Red.) kann so etwas meistens. In seiner Stammkneipe hängt immer eine Dartscheibe. Er schaut sich auch gerne Darts im Fernsehen an, wenn er beim Zappen darauf hängen bleibt. Darts ist ein Stimmungs-Event, und im Fernsehen kommt das mit den Klamotten, die dort getragen werden, gut rüber. Vielleicht sollte ich mir doch mal die Regeln durchlesen.
Darts-WM? „Das wäre ein absoluter Flash“
SPORT1: Wäre es ein Traum, beim Ally Pally in London mit Brings zu spielen?
Brings: Das wäre ein absoluter Flash. Ich war noch nie in London. Dorthin zu fahren, durch die Stadt zu ziehen und abends dort zu spielen - darüber müssen wir gar nicht reden. Das ist heiliger Boden. Für jeden Rockmusiker.
SPORT1: Wo liegt Ihre eigene Darts-Stärke auf einer Skala von 1 bis 10?
Brings: Das werde ich am Samstag rausfinden. Ich sag‘ jetzt mal fünf. (lacht)
SPORT1: Wenn Sie gegen einen Promi Ihrer Wahl ein Match spielen könnten, wer wäre das?
Brings: Eko! Er ist mein Kumpel, und wir würden uns beide ganz schön anstrengen, damit keiner verliert. Ich kenne ihn schon lange, und er hat noch nie gesagt: „Das kann ich nicht.“ Eko ist so ein Typ, der immer sagt: „Mal gucken.“ Der Typ hat die Sonne im Herzen. Deshalb wäre er mein Lieblings-Promi an der Scheibe.
SPORT1: Gibt es einen Brings-Song, der mit einer Darts-Metapher beschrieben werden könnte?
Brings: Schwer. Normalerweise sagt man ja: „Amor schießt dir seinen Pfeil mitten ins Herz.“ Vielleicht wäre es dann „Ich schenk dir mi Hätz“ von unserem ersten Album 1991 („Ich schenk dir mein Herz“). So etwas hätte ich jetzt im Kopf.
SPORT1: Wenn Sie die Möglichkeit hätten, ein Exhibition-Match mit den besten Darts-Spielern in Köln zu veranstalten, wer müsste außer Eko Fresh unbedingt dabei sein?
Brings: Florian Silbereisen natürlich, er ist ja der Superstar. Dann würde ich mir auch noch unseren ehemaligen FC-Torwart Toni Schumacher wünschen - ihn mag ich total gern. Er war früher oft mit seiner Frau auf unseren Konzerten. Und natürlich Tommi Engel - er ist nach wie vor einer meiner Helden in Köln. Das bleibt er auch. Er hat so eine Aura, das ist unfassbar. Das sind die richtigen Jungs, die auch immer für die Stadt sprechen.
SPORT1: Was ist Ihr Wunsch für Köllepally?
Brings: Es wäre der Wahnsinn, wenn ich da gewinne und die Kohle spenden kann. Und als Außenseiter das Ding zu rocken, wäre für alle Beteiligten total schön.
SPORT1: Gibt es demnächst mal einen Darts-Song zusammen mit Florian Hempel?
Brings: Gute Idee. Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht, glaube aber, dass Flo offen für alles ist. Ich weiß nicht, ob er singen kann. Aber das konnte Lukas Podolski im Video zu „Kölsche Jung“ auch nicht. Und wir haben das damals auch hinbekommen.