Einst war er ein Top-Talent und John Cenas Erzrivale. Später stoppte ein Sucht-Absturz seine WWE-Karriere.
Das wurde aus WWE-Star Carlito
Heute vor zehn Jahren entließ der Wrestling-Marktführer Carlos Edwin Colón Jr. alias Carlito. Für immer? Oder gibt es womöglich noch ein spätes Zurück?
Alter Rivale von John Cena
Als Carlito Caribbean Cool hatte der Puertoricaner 2004 sein WWE-Debüt gefeiert. Er wurde vorgestellt mit einer Serie kurzer Videos, in denen er sich in Alltagssituationen in seiner Heimat als großes Ekelpaket aufführte und festhielt, dass er Menschen ins Gesicht spucke, die "nicht cool" seien - die Clips erinnerten stark an die legendären Promo-Videos mit denen zwölf Jahre zuvor WWE-Hall-of-Famer Razor Ramon (Scott Hall) bei der früheren WWF einführte.
Das Bespucken der Gegner - vor dem er stets in einen Apfel biss - wurde auch im Ring Carlitos Markenzeichen. In seinem ersten Match durfte er den damals schon auf dem Weg zum Topstar befindlichen John Cena besiegen und ihm dessen US Title abnehmen, eine längere Rivalität folgte.
Während Cena und Generationsgenosse Randy Orton zu großen Stars aufstiegen, blieb Carlitos Karriere an einem gewissen Punkt in Midcard-Fehden gegen Shelton Benjamin, Johnny Nitro (John Morrison), Chris Masters und den noch nicht oben angekommenen Jeff Hardy hängen.
Kritiker vermissten beim "Caribbean Bad Apple" Einstellung und Weiterentwicklung, unvergessen die emotionale Standpauke, die ihm Legende Ric Flair 2007 vor laufender Kamera hielt - die offensichtlich auch auf die reale Person gemünzt war, nicht nur auf seinen Charakter.
Carlito - wurde später Tag-Team-Wrestler an der Seite seines jüngeren Bruders Primo (Eddie Colón), ehe er am 21. Mai 2010 gefeuert wurde - mit dem bemerkenswert offenen Verweis darauf, dass er bei einem Verstoß gegen das "Wellness-Programm" der Liga erwischt wurde und gehen musste "wegen seiner Weigerung, in eine Entzugsklinik zu gehen".
Entlassen wegen Schmerzmitteln
Carlitos Vater, der legendäre Carlos Colon, bestätigte das kurz darauf, Carlito wäre abhängig von Schmerzmitteln gewesen.
In einem offenen Einblick hinter die Kulissen des Geschäfts nannte Vater Colon die Mittel "ein irgendwie notwendiges Übel für Wrestler wegen der Schmerzen und der vielen Reisen".
Carlito habe nach einem Armbruch angefangen, Pillen zu nehmen: "Es geriet außer Kontrolle, als er anfing Rückenprobleme zu bekommen." Diese stünden in Zusammenhang mit Carlitos berühmtester Aktion, dem Backstabber: Das Manöver, bei dem Carlito nach hinten springt und den Rücken des Gegners auf seine angewinkelten Knie fallen lässt, belastet Rücken und Knie.
"Als Anti-Depressiva missbraucht"
Carlito selbst nahm seinem Vater die Aussagen übel. Er räumte in einem späteren, recht widersprüchlichen Interview zwar die Einnahme von Schmerzmitteln ein, bestritt jedoch ein Suchtproblem: "Ich bin nicht abhängig. Ich habe Rezepte und legitime Gründe, sie zu nehmen."
Im selben Atemzug sagte er dann, dass er die Pillen auch gegen den Frust über seine stockende Karriere einsetzte: "Ich glaube, ich habe sie als Anti-Depressiva missbraucht."
Trotz der Verstimmung trat Carlito nach seinem WWE-Aus vor allem für die WWC-Promotion seines Vaters in Puerto Rico an, wo Wrestling enorm populär und Carlito ein Star geblieben ist.
Gerüchte über ein mögliches WWE-Comeback gab es mehrfach, teils von ihm selbst thematisiert, erst vor kurzem von seinem Cousin Orlando (Epico), wie Primo im April von WWE entlassen. Immer hieß es, dass der mittlerweile 41-Jährige sich mit WWE nicht aufs Gehalt einigen hätte können. Zu größeren US-Konkurrenzligen wie TNA / Impact und AEW zog es Carlito aber auch nie
Dass die WWE-Fans Carlito nicht vergessen haben, zeigte sich 2014, als er seinen Vater in die Hall of Fame einführte. Er wurde laut bejubelt.