In der 39. Minute betrat Juri Knorr im WM-Hauptrundenspiel zwischen Deutschland und Spanien (28:32) erstmals das Feld.
DHB-Jungstar Knorr als Pechvogel
In Deutschlands Unterzahl rückte der enorm begabte Jungstar für Paul Drux, der die Zeitstrafe kassiert hatte, in den linken Rückraum. Jogi Bitter verließ dafür sein Tor.
Alfred Gislason vertraute in der entscheidenden Phase des Schicksalsspiels dem WM-Debütanten. Ein riskanter Plan, der zunächst aufging. Denn Nervosität war bei Knorr nicht zu spüren - der Rückraumspieler fügte sich blendend ein (Spielplan & Ergebnisse der Handball WM).
Knorr fängt furios an
Mutig tankte sich der 20-Jährige gegen Spaniens erfahrene Abwehrrecken durch und traf zum 21:19.
Im nächsten deutschen Angriff fand er Johannes Golla per Traumpass am Kreis, der auf 22:20 stellte. Der folgende Ballbesitz endete wieder mit einem erfolgreichen Anspiel Knorrs auf Golla, der unsanft gestoppt wurde.
Wenig später spielte Knorr Kai Häfner frei, der zum 24:21 traf. Der Debütant verlieh dem deutschen Spiel Schwung - und wollte dann des Guten zu viel.
Knorr verursacht Auszeit mit zwei Fehlpässen
Beim Stand von 25:22 versuchte Knorr, wieder Golla zu finden, doch die Aktion war zu durchsichtig. Spanien fing den Ball ab und verkürzte im Gegenangriff (Tabellen der Handball-WM).
Von seinem Fehlpass ließ sich der Mindener, der im Sommer zu den Rhein-Neckar Löwen wechselt, aber nicht beirren. Erneut war sein Pass auf Golla jedoch zu unpräzise, wieder rächte sich das, sodass die Spanier auf 24:25 heran kamen.
Gislason rief zur Auszeit. "Juri, das war sehr gut, nur diese zwei, drei Pässe waren zu viel Risiko", erklärte der Isländer und nahm Knorr raus.
Deutschland bricht gegen Spanien ein
Doch das Momentum war gekippt. Weil auch Knorrs Kollegen nun zu fehlerhaft agierten und zu Gislasons Unmut unzählige freie Wurfchancen ausließen, drehte Spanien die Partie und zog anschließend uneinholbar davon.
"Wir fangen an, mit zu viel Risiko zu spielen, nachdem wir eine Viertelstunde lang überragend gespielt haben", sagte Gislason nach der Partie im ZDF über den 0:6-Lauf und fast neun torlose Minuten (So läuft die Handball-WM 2021).
Mit den Gegenstöße verursachenden Pässen, technischen Fehlern und vergebenen Chancen "machen wir uns das Spiel kaputt".
Bitter: "Fehler brechen uns das Genick"
Auch Johannes Bitter, der sich trotz der Pleite an einem "geilen Spiel" erfreute, sprach zunächst von "zwei, drei dummen Fehlern", ehe er sich verbesserte: "Dumm will ich nicht sagen, das ist Quatsch".
Doch diese Fehler, "die uns das Genick brechen, weil wir dann drei Gegenstöße kriegen, hätten nicht sein müssen". Aber, so fügte Bitter an, "das kann alles passieren. Wir müssen nicht mit einem schlechten Gefühl rausgehen."
Gensheimer: "Juri wurde ins kalte Wasser geschmissen"
Deutlich bedienter wirkte Uwe Gensheimer (Die besten Torjäger der Handball-WM).
"Es ist ein schmaler Grat, wenn man nach einem kurzen Aufbau den schnellen Pass an den Kreis sucht", sagte der Kapitän, der in der Schlussphase einen Gegenstoß vergab: "Juri wurde da ein bisschen reingeschmissen in das kalte Wasser."
Er fügte an: "Er hat zwei überragende Anspiele gemacht und dann zwei Fehlpässe, das ist ihm natürlich verziehen." Denn auch der Routinier wusste, dass "wir dann auch zu viele Bälle wieder liegen gelassen haben".
Der 34-Jährige selbst, Marcel Schiller mit seinem ersten verworfenen Siebenmeter, Top-Torschütze Timo Kastening - die Liste derer, die vermeintlich sichere Treffer vergaben, war lang. Gensheimer schloss: "Das tut einfach nur weh."