Ex-Nationalspieler Thomas Hitzlsperger hat seine Kritik an der Führungsspitze des Deutschen Fußballbundes (DFB) angesichts der Aufarbeitung des WM-Desasters bekräftigt. Zugleich gab er Philipp Lahm Recht für dessen wenig schmeichelhaftes Urteil über die junge Spielergeneration.
Hitzlsperger watscht Jungprofis ab
"Was falsch läuft, ist, dass es im Umfeld der Spieler heutzutage hauptsächlich Schulterklopfer gibt", monierte Hitzlsperger als ARD-Experte. "Auch bei den Beratern. Und die Spieler wählen fast nur noch aus bei den Leuten aus ihrem direkten Umfeld - da verlieren sie den Biss."
Schuld sei, dass es "natürlich auch unter den Beratern einen Konkurrenzkampf gibt um die jungen Spieler. Die Abhängigkeiten beginnen sehr früh."
Hitzlsperger erklärte, ein Beispiel für seine Behauptung kürzlich erst selbst erlebt zu haben: "Ich dachte, ich falle vom Stuhl: Da fragte mich ein junger Spieler, was denn der Verein für ihn und seine Karriere tun könne, statt sich erst mal zu fragen, was er denn selbst dafür machen könne."
Lahm übt Kritik an Löw
Ähnliches hatte auch Lahm vor wenigen Tagen beklagt. In der Zeit schrieb der Weltmeister von 2014, die junge Spielergeneration, die in Teilen auch Deutschland bei der WM in Russland vertrat, würde sich vorrangig auf die eigene Karriere konzentrieren. "Das muss nicht unbedingt ein Problem sein", befand Lahm, aber es bedürfe eines "kompetenten Umgangs".
Diesen Umgang forderte auch Hitzlsperger ein - wie vom DFB auch abermals in der Aufarbeitung des deutschen WM-Aus.
"Entscheidend ist, was die Leute aufnehmen. Am Ende blieb bei Oliver Bierhoff (Teammanager, Anm. d. Red.) und Reinhard Grindel (DFB-Präsident, Anm. der Red.) der Eindruck, dass nicht sauber aufgearbeitet worden ist."
Hitzlsperger: Versäumt, richtig zu handeln
Gleiches gelte für das Vorgehen in der Erdogan-Affäre.
"Die Bilder konnte man nicht verhindern, das ist passiert und war nun mal ein Fehler von Mesut Özil und Ilkay Gündogan", meinte der 36-Jährige, "aber man kann das korrigieren. Da hat man versäumt, richtig zu handeln."
Der DFB habe "immer geworben mit dem Hashtag #zssmn - ich habe danach aber kein 'Zusammen' gesehen. Die Mannschaft stand nicht zusammen hinter den Spielern, sie hat sie nicht verteidigt. Das war schon erstaunlich."
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