Am Montag gab es gute Nachrichten für Felix Brych.
Jetzt schlägt Brychs große Stunde
Die Europäische Fußball-Union (UEFA) nominierte den Niederländer Danny Makkelie für das zweite Halbfinale am Mittwoch. Bereits am Dienstag schlägt in Wembley aber die große Stunde Brychs. Der Münchner erlebt seinen Karriere-Höhepunkt.
Der bei den UEFA-Bossen hoch angesehene Brych darf zum fünften Mal bei der Endrunde ran und leitet im Londoner Fußball-Tempel das Halbfinale zwischen Italien und Spanien (EM 2021: Italien - Spanien, Di., 21 Uhr im SPORT1-LIVETICKER)
Wagner: Brych hätte Endspiel "verdient"
Obwohl der 45-Jährige bereits Endspiele im DFB-Pokal (2015 und 2021), in der Europa League (2014) und der Champions League (2017) gepfiffen hat, stand er nie zuvor derart im Blickpunkt.
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Zugleich ist es ein Premiere. Trotz seiner Einsätze bei fünf großen Turnieren zuvor (Olympia 2012, Confed-Cup 2013, WM 2014, EM 2016, WM 2018) führte der Routinier bisher weder die Spanier noch die Italiener bei einer Endrunde aufs Feld. Zu gönnen ist Brych diese Ehre nach Ansicht von Experten mittlerweile allemal - und noch mehr.
EM 2021: Niederländer pfeift wohl Finale
Laut Schiedsrichter-Lehrwart Lutz Wagner hätte es der Jurist sogar "absolut verdient", das EM-Endspiel zu leiten. Brych wäre damit der zweite Deutsche nach Markus Merk 2004. Doch obwohl Brych bei der laufenden Endrunde für alle K.o.-Runden nominiert wurde, sieht es mit Blick auf das Finale nicht gut aus. Laut der niederländischen Tageszeitung AD wird Björn Kuipers am Sonntag das Endspiel pfeifen.
An der Hochachtung Wagners vor den bisherigen Leistungen Brychs ändert das aber nichts. "Er lässt sich nie verbiegen und ist durchaus bereit, auch unpopuläre Entscheidungen zu treffen", sagte der Funktionär des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Hinzu komme, dass Brych "extrem fit" sei: "Das sieht man daran, wie gut er steht."
Auch Patrick Ittrich hat nur Lob für seinen Kollegen parat. "Das Halbfinale ist Ausdruck seiner starken Leitungen bei dieser EM", äußerte der Bundesliga-Schiedsrichter bei MagentaTV: "Dass er zudem im Achtel- und Viertelfinale Spiele geleitet hat, ist ungewöhnlich. Felix Brych hat sich diese Anerkennung über die Jahre hinweg verdient."
Brych bei WM 2018 aus dem Turnier genommen
Ohnehin darf der EM-Verlauf bereits als eine Art Rehabilitierung Brychs gewertet werden. Schließlich war der viermalige deutsche Schiedsrichter des Jahres bei der WM-Endrunde 2018 in Russland nach nur einem Vorrundenspiel vom Weltverband FIFA aus dem Turnier genommen worden. Für Brych war das eine große Enttäuschung.
Grund war damals der Skandal, der nach dem Spiel zwischen der Schweiz und Serbien (2:1) vom damaligen serbischen Trainer Mladen Krstajic ausgelöst wurde. Der frühere Bundesliga-Profi hatte nach Brychs schwacher Leistung gepöbelt, dass der Deutsche vor das Kriegsverbrecher-Tribunal in Den Haag gestellt werden sollte. "Damals war Felix zwischen die Fronten geraten", sagte Wagner: "Umso mehr freut es mich, dass er nun so überzeugen kann."
Das hat Brych auch in weiten Teilen seiner bisherigen Karriere. 300 Bundesliga-Partien, 96 Europacup-Begegnungen und 54 Länderspiele stehen für ihn bislang zu Buche. Und falls Brych auch bei seinem 55. Länderspiel am Dienstag eine gute Figur macht, wird auch der Makel des anerkannten Phantomtors von Stefan Kießling im Oktober 2013 in Sinsheim weiter an Bedeutung verlieren.
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)