Clemens Tönnies gibt sein Amt als Aufsichtsratschef beim FC Schalke 04 nicht auf, sondern lässt es drei Monate ruhen. Er habe gegen das "Diskriminierungsverbot" des Klubs verstoßen, der Vorwurf des Rassismus sei aber "unbegründet".
So kam es zum Tönnies-Beschluss
Dieses Ergebnis der Versammlung des Schalker Ehrenrats am Dienstag hat massive Kritik und viel Rätselraten zur Folge, inzwischen sind neue Hintergründe offenbar geworden, wie es dazu gekommen ist.
Gutachten von prominentem Richter Thomas Fischer
Wie die Bild berichtet, stützt sich der Klub bei seiner Einschätzung auf ein vierseitiges Gutachten eines prominenten Juristen: Thomas Fischer, von 2000 bis 2017 Richter am Bundesgerichtshof.
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Der 66-Jährige ist weit über Expertenkreise hinaus bekannt, für seine TV-Auftritte und vor allem als Autor. Zwischen 2015 und 2017 schrieb er für die Online-Ausgabe der Zeit die Kolumne "Fischer im Recht", die wegen ihrer sprachlichen und analytischen Schärfe und ihrer Streitbarkeit ein großes Publikum fand und viel diskutiert wurde.
2018 beendete die Zeit die Zusammenarbeit mit Fischer, wegen eines Konflikts, der durch die von Fischer kritisierte Berichterstattung über die Belästigungsvorwürfe gegen den Filmregisseur Dieter Wedel ausgelöst wurde.
Seit Sommer 2018 schreibt Fischer für Spiegel Online.
Clemens Tönnies hatte noch nachgelegt
Tönnies hatte beim Tag des Handwerks in Paderborn empfohlen, im Sinne des Kampfes gegen den Klimawandel in Kraftwerke in Afrika zu investieren: "Dann würden die Afrikaner aufhören, Bäume zu fällen, und sie hören auf, wenn's dunkel ist, Kinder zu produzieren."
Wie mittlerweile durch eine von Neue Westfälische und Westfalenblatt veröffentlichte Audio-Aufnahme bekannt wurde, ergänzte er unter Gelächter des Publikums zudem noch den Satz: "Ich bin in Sambia gewesen. 14,6 Kinder pro Paar. Ja, was machen die, wenn's dunkel ist?"
Tönnies hat im Nachhinein sein Bedauern über Ton und Inhalt dieser Sätze ausgedrückt.
Kritik auch im Ehrenrat des FC Schalke 04
Obwohl der Klub letztlich zum Schluss kam, dass diese Äußerungen zwar diskriminierend, aber nicht rassistisch seien: Kontrovers diskutiert soll das Thema auch innerhalb des Ehrenrats worden sein.
Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, hätte vor allem Ehrenratsmitglied Kornelia Toporzysek, Richterin am Oberlandesgericht Düsseldorf, scharfe Kritik an den Äußerungen geübt. Die SZ gibt auch die Einschätzung eines Mithörers wieder: "Wenn das so weitergegangen wäre, dann hätte Tönnies in dieser Dienstagnacht hingeworfen."
Letztlich aber habe sich der Ehrenrat in langwierigen Gesprächen auf einen Kompromiss geeinigt ("Wir dürfen uns doch nicht selbst zerfleischen"). Nicht unwesentlich dabei sei die Einschätzung des Steuerberaters Bernhard Terhorst gewesen, dem ein guter Überblick über die wirtschaftliche Bedeutung Tönnies' für den Klub zugeschrieben wird. Terhorst hätte "zur Besonnenheit" geraten.
Tönnies vorerst nicht mehr im Stadion
Tönnies selbst hatte den Vorschlag eingebracht, drei Monate zu pausieren, der Ehrenrat nahm ihn an. Öffentliche Äußerungen zum Zustandekommen des Beschlusses lehnen sowohl er als auch die Mitglieder ab.
Tönnies wolle "erst einmal eine Pause" machen, zitiert ihn die SZ. Der Bild zufolge will er in nächster Zeit auch auf Stadionbesuche verzichten und "die Zeit nutzen, sich mit den Missständen in Afrika zu beschäftigen und die Diskussion darüber voranzubringen".