Kevin Volland tröstete den bemitleidenswerten Frankfurter Torhüter Kevin Trapp, Eintracht-Trainer Adi Hütter hastete mit versteinerter Miene in die Kabine:
Leverkusen demütigt Frankfurt

Deutschlands letzte Europapokal-Hoffnung Eintracht Frankfurt hat bei ihrer Generalprobe für das Halbfinal-Rückspiel in der Europa League ein denkwürdiges 1:6 (1:6)-Debakel erlebt.
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Vier Tage vor dem zweiten Teil des Duells beim FC Chelsea (Hinspiel 1:1) ging der saft- und kraftlose Champions-League-Anwärter beim direkten Konkurrenten Bayer Leverkusen vor allem in der ersten Halbzeit unter. (Europa League: FC Chelsea - Eintracht Frankfurt am Do. ab 21 Uhr im LIVETICKER)




"Das ist ein rabenschwarzer Tag", sagte Hütter bei Sky: "Ich haue nicht auf die Mannschaft drauf, das mache ich nicht. Man muss versuchen, die Jungs wieder in die Spur zu bringen. Aber wir haben uns schlecht präsentiert." (Das Spiel im LIVETICKER zum Nachlesen)
Frankfurter Fans feiern Mannschaft
Die Chance auf die Champions League sei allerdings "noch da", erklärte Hütter, "trotz unserer fürchterlichen Leistung heute. Wir müssen das Heimspiel gegen Mainz gewinnen." Am letzten Spieltag geht es für Frankfurt dann zum FC Bayern. Die mitgereisten Fans feierten ihre Lieblinge ungeachtet der herben Pleite. Höher hatte die Eintracht in der Bundesliga zuletzt am 23. März 1996 beim VfL Bochum (0:6) verloren.




"Die erste Halbzeit war sensationell. Wir wollten mit viel Energie ins Spiel gehen", sagte Bayers Kevin Volland nach dem Spiel. "Wir hatten sehr viel Ballbesitz, dadurch musste Frankfurt enorm viel laufen. Wir haben das dann clever gespielt. Wir hätten noch ein oder zwei Tore machen können, das wäre gut fürs Torverhältnis gewesen." (Service: Spielplan der Bundesliga)

Kai Havertz (2.), Julian Brandt (13.), Lucas Alario (23., 34.) und Charles Aranguiz (28.) sowie ein Eigentor von Martin Hinteregger (36.) sorgten für das Torfestival der Werkself. Bayers Nationalspieler Jonathan Tah (14.) traf per Eigentor für die Gäste. Leverkusen egalisierte damit einen Bundesligarekord: Zuvor war ein halbes Dutzend Treffer in der ersten Spielhälfte nur Borussia Dortmund, Hertha BSC, Bayern München und zuletzt 1978 Borussia Mönchengladbach geglückt.
Eintracht muss um Champions League bangen
Nach dieser unfassbaren Demontage und dem vierten Ligaspiel in Folge ohne Sieg muss DFB-Pokalsieger Frankfurt sogar wieder um seine erste Königsklassen-Teilnahme bangen. Die Werkself hingegen zog durch ihren vierten Sieg nacheinander nach Punkten mit der Eintracht gleich und hat das schon verloren geglaubte Saisonziel zwei Spieltage vor Schluss wieder im Blick. Beide Teams trennen nur noch fünf Treffer in der Tordifferenz.
"Das war ein wichtiger Sieg gegen einen direkten Konkurrenten. Wir haben noch nichts gewonnen, sind aber nah dran. Nun müssen wir gegen Schalke die gleiche Energie an den Tag legen", sagte Bosz nach der Partie.
"Leverkusen hat heute gezeigt, dass sie richtig gut Fußball spielen. Wir sind überhaupt nicht in die Zweikämpfe gekommen und haben unsere Aggressivität vermissen lassen. Heute hat nicht viel gepasst", erklärte Hütter.
Havertz trifft nach 110 Sekunden
Brandt schwärmte derweil vom Auftritt der Werkself: "Wir waren sehr gut vorm Tor und haben super auf das Gegentor zum 2:1 reagiert. Die erste Halbzeit war die Basis für die 90 Minuten", meinte der Nationalspieler. "In allen Gesichtern sieht man sehr viel Freude und Erleichterung. Wir mussten dranbleiben und da tut so ein Spiel sehr gut. Wir sind gut beraten, wenn wir von Spiel zu Spiel denken. Jetzt konzentrieren wir uns auf Schalke, wir sind auf einem guten Weg."
30.210 Zuschauer in der BayArena erlebten einen Traumstart der Leverkusener. Bereits nach 110 Sekunden nutzte Havertz eine gute Hereingabe von Aranguiz zu seinem 15. Saisontor. Elf Minuten später erhöhte Brandt für die wie entfesselt aufspielenden Hausherren.
Im Gegenzug fiel dann der Anschlusstreffer durch Tah, der den Ball nach einem Schuss von Filip Kostic unglücklich und entscheidend ins eigene Tor abfälschte. Leverkusen ließ sich davon aber nicht aus dem Tritt bringen und agierte weiter wie aus einem Guss. Alario und Aranguiz schlugen aus dieser Dominanz zwangsläufig Kapital.
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Bayer verpasst höheren Sieg
Spätestens nach dem vierten Gegentreffer sahen die Gäste dem Treiben der Bayer-Elf nur noch hilflos zu. Wiederum Alario mit seinem sechsten Saisontor und Hinteregger per Eigentor sorgten dann für den historischen Pausenstand. (Service: Tabelle der Bundesliga)
Eintracht-Coach Hütter reagierte noch vor dem Seitenwechsel und nahm die völlig indisponierten Jetro Willems und Evan Ndicka vom Feld. Der Österreicher brachte dafür in der 37. Minute Torjäger Luka Jovic und Mijat Gacinovic.
Nach dem Seitenwechsel waren die Frankfurter nur noch um Schadenbegrenzung bemüht. Leverkusen nahm einen Gang raus, hatte die Partie aber jederzeit im Griff und vergab noch weitere Großchancen.