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Christian Träsch über Löw, Magath, FC Ingolstadt, VfL Wolfsburg

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Christian Träsch über Löw, Magath, FC Ingolstadt, VfL Wolfsburg

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Magath! Löw! Träsch spricht Klartext

Christian Träsch war Nationalspieler und spielte mit dem VfL Wolfsburg in der Europa League. Aktuell ist er vereinslos. SPORT1 besuchte ihn zu Hause.
Der frühere Nationalspieler Christian Träsch ist aktuell vereinslos. Im Interview spricht er über sein Aus beim FCI, Ex-Coach Magath und Jürgen Klopp als möglichen Bundestrainer.
Christian Träsch war Nationalspieler und spielte mit dem VfL Wolfsburg in der Europa League. Aktuell ist er vereinslos. SPORT1 besuchte ihn zu Hause.

Christian Träsch befindet sich gerade in der Warteschleife.

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Der 32-Jährige spielte in seiner Karriere als Profi für 1860 München, den VfB Stuttgart, den VfL Wolfsburg und den FC Ingolstadt.

Bei den Schanzern kam es nach dem Abstieg im Sommer zum überraschenden Aus für den früheren Nationalspieler. Seitdem wartet er auf eine neue Herausforderung.

SPORT1 besuchte Träsch zu Hause in Ingolstadt und erfuhr Interessantes von einem Profi, der sich fit hält, um für eine weitere Aufgabe im Profifußball bereit zu sein. 

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Im Interview spricht er über sein unschönes Aus bei den Schanzern, Bundestrainer Joachim Löw, die Beraterszene - und seine Zukunft.

SPORT1: Herr Träsch, Sie halten sich momentan beim VfB Eichstätt fit. Wie geht es Ihnen? 

Christian Träsch: Ich fühle mich momentan sehr gut. Es gab zuletzt Phasen, in denen das nicht der Fall war. Als die aktuelle Saison in der 1. und 2. Liga wieder losging, war ich unruhig, weil ich gedacht habe: "Okay, es kommt vielleicht noch was." Aber mittlerweile warte ich ab und halte mich fit. Und wenn ein Angebot kommt, dann freue ich mich, wenn nicht, dann nicht.

SPORT1: Warum ging es für Sie beim FC Ingolstadt nicht weiter?

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Träsch: Es ist alles sehr unglücklich gelaufen. Ich hatte mich in der Vorrunde am Kreuzband verletzt, bin zwar relativ schnell zurückgekommen, dann kam aber mit Tomas Oral ein neuer Trainer mit einer anderen Philosophie. Deshalb habe ich auch wenig gespielt. Wir sind dann abgestiegen und der FCI hat sich neu orientiert. Weshalb ich plötzlich nicht mehr gebraucht wurde, weiß ich nicht. Darüber wurde ich nicht wirklich aufgeklärt. Ich hege aber gegen niemanden einen Groll. Die Art und Weise unserer Trennung war nicht sehr schön. Aber so ist Fußball.

"Ich habe das Thema abgehakt" 

SPORT1: Wie verlief diese unschöne Trennung?

Träsch: Wir waren im Urlaub und ich bekam von Michael Henke (aktueller FCI-Sportdirektor, d. Red.) einen Anruf, der zwei Minuten dauerte. Mir wurde mitgeteilt, dass man mit mir nicht mehr plant. Dann habe ich erst mal fünf Wochen von niemanden etwas gehört. Schließlich habe ich die Gespräche gesucht, nur bin ich daraus auch nicht schlauer geworden. Doch ich wollte nach vorne schauen und das Kapitel abschließen. Ich hatte eine sehr schöne Zeit beim FCI, auch wenn es sportlich nicht gut lief. Im Fußball passieren leider manchmal kuriose Dinge und so war's bei mir. Ich habe das Thema abgehakt.

SPORT1: Wie groß war Ihre Enttäuschung über die Art und Weise?

Träsch: Die Enttäuschung war natürlich sehr groß. Ich bin gebürtiger Ingolstädter und habe mir mit meiner Familie hier eine Existenz aufgebaut, die über die Vertragszeit hinaus bestehen bleiben sollte. Ich hatte für vier Jahre für die 2. Liga unterschrieben mit einem Anschlussvertrag im Klub. Es ist aufgrund meiner Verletzung leider alles anders gekommen. Momentan möchte ich einfach ein bisschen Abstand vom FCI gewinnen. Aber wer weiß, was in der Zukunft passiert. Ich könnte mir immer noch vorstellen beim FCI eine Position zu übernehmen, weil der Verein in meinen Augen ein extrem hohes Potential hat.

SPORT1: Fühlen Sie sich noch fit genug, um in der 1. oder 2. Liga zu spielen?

Träsch: Momentan trainiere ich beim VfB Eichstätt mit und ich fühle mich körperlich sehr gut. Sie trainieren drei bis vier Mal pro Woche auf einem guten Niveau. Es macht wirklich Spaß. Ich mache nebenbei meine Läufe, meine Sprints, Krafttraining. Ich traue mir noch einiges zu.

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SPORT1: Ihr Berater hat Ihnen einige Angebote vorgelegt. Sie haben alle abgelehnt. Warum?

Träsch: Es hat einfach nicht gepasst. Es gab genügend Angebote, auch aus dem Ausland, die ich hätte machen können. Aber ich war nicht hundertprozentig überzeugt. Ich bin damals vom VfL Wolfsburg aus voller Überzeugung in die 2. Liga nach Ingolstadt gegangen, um wieder aufzusteigen. Das hat leider nicht funktioniert. Sollte ich ein Angebot erhalten, muss ich dafür brennen. Aber die Familie steht bei der Entscheidung für mich an erster Stelle.

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SPORT1: Marco Kurz wollte Sie unbedingt nach Melbourne holen.

Träsch: Das war das einzige Auslands-Angebot, das mich sehr gereizt hätte, weil Australien ein spannendes und schönes Land ist. Fußball ist zwar dort nicht die Sportart Nummer eins, aber immer mehr im Kommen. Marco Kurz und ich waren uns nahezu einig, aber meine Frau hatte Bedenken. Deshalb haben wir uns dann als Familie dagegen entschieden.

SPORT1: Sie fühlen sich fit und sind bereit für den Profifußball. Wie belastend ist die Situation für Sie gerade?

Träsch: Mittlerweile geht es. Zwischendurch war es anders. Einige Vereine haben sogar wegen meines Alters abgesagt. Meine Tochter sagte dann einen schönen Satz: "Es kommt doch nicht auf das Alter an, sondern auf die Qualität." Der Meinung bin ich natürlich auch. Der Jugendwahn, der momentan herrscht, ist fragwürdig. Man braucht auch erfahrene Spieler, die Qualität in die Mannschaft bringen. Ich fühle mich noch so gut, dass ich spielen möchte. Es wäre etwas anderes, wenn ich morgens aufstehen würde und Schmerzen hätte. Dann würde ich für mich das Kapitel schließen.

"Berater versprechen einem das Blaue vom Himmel"

SPORT1: Die Berater haben in der heutigen Zeit immer mehr Einfluss. Wie sehen Sie das?

Träsch: Das Problem ist, dass es in dieser Branche um immer mehr Geld geht. Jeder möchte etwas vom Kuchen abbekommen. Deswegen drängen auch einige Berater ihre Spieler zu etwas, was diese eigentlich gar nicht wollen, um einfach mehr Geld zu verdienen. Wenn du jung bist, unterliegst du oft der Verlockung des Geldes. Manche Berater versprechen einem das Blaue vom Himmel.

SPORT1: Haben Sie sich persönlich schon mal schlecht beraten gefühlt?

Träsch: Ich persönlich habe mich auch schon falsch entschieden. Der Wechsel nach Ingolstadt war meine Entscheidung. Und mein Berater, dem ich sehr vertraue, hat mir damals gesagt: "Christian, überleg' dir das gut, ob du freiwillig in die 2. Liga gehen willst!" Aber wir als Familie und ich als Fußballer haben das damals so entschieden. Vielleicht war das die falsche Entscheidung, obwohl es sehr schön war beim FCI. Es lief zwar wie bereits gesagt sportlich nicht, aber ich habe viele tolle Menschen kennen gelernt. Es hat sich daher gelohnt in die 2. Liga gegangen zu sein. Ich wurde dort mit offenen Armen empfangen. Wie die Fans am ersten Spieltag meinen Namen gerufen haben, das war Gänsehaut pur.

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SPORT1: Brauchten Sie immer die Sympathie und die Zustimmung Ihrer Fans?

Träsch: Ich war nie der filigrane Stürmer oder Techniker, der vorne für Aufsehen sorgt. Ich bin eher jemand, der hinten mal aufräumt und den einfachen beziehungsweise sicheren Pass spielt. Für Spektakel waren andere zuständig. Aber es ist schön, wenn man seinen Namen im Stadion hört und die Fans einen loben, dass man klasse gespielt hat.

"Es fehlt der tägliche Fußball"

SPORT1: Was fehlt Ihnen momentan am meisten?

Träsch: Es fehlt die Mannschaft, mit den Jungs in der Kabine jeden Tag zusammen zu sein und der tägliche Fußball. Bei mir geht es nicht um das große Geld. Ich möchte einfach Fußball spielen. Und deshalb will ich gerne noch weitermachen.

SPORT1: Sie sind damals vom VfB als absoluter Leistungsträger nach Wolfsburg gewechselt. War diese Entscheidung richtig?

Träsch: Auf jeden Fall. In Wolfsburg kamen meine beiden Töchter zur Welt. Das ist mehr wert als Geld und Fußball. Für mich war es die richtige Entscheidung. Damals in Stuttgart war ich an einem Punkt angekommen, an dem ich etwas Neues wollte. Der VfB wollte zehn Millionen Ablöse für ein Jahr haben. Das war für die damalige Zeit viel Geld. Felix Magath war zu dieser Zeit beim VfL und ich wollte unbedingt einmal unter ihm spielen. Dann hat sich die Möglichkeit ergeben. Natürlich lief in Wolfsburg nicht alles so rund, wie ich es mir vorgestellt hatte. Aber ich habe dort Champions League und Europa League gespielt und wurde Pokalsieger. Anfangs lastete ein ziemlich großer Druck auf mir, weil mich Magath sofort zum Kapitän machte. Im Nachhinein war das vielleicht ein Fehler. Aber wenn man als 23-Jähriger zu einem neuen Verein kommt und so eine Chance erhält, sagt man nicht nein. 

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SPORT1: Beschreiben Sie Felix Magath …

Träsch: Ich habe ihn in den Verhandlungen als Mensch kennen gelernt und bin gut mit ihm klargekommen. Natürlich war er als Trainer ein harter Hund. Es gibt schon die eine oder andere Trainingseinheit, bei der man vom Platz geht und sagt: "Das muss ich nicht noch mal haben". Magath hat das eine oder andere Mal sogar versucht, die Mannschaft gegen sich aufzubringen, um einen Zusammenhalt im Team zu schaffen. So ist wohl der VfL damals auch Meister geworden. Da hat kein Blatt zwischen Magath und die Mannschaft gepasst. Ob sein Stil heute noch funktionieren würde, sei dahingestellt. Er hätte aber immer noch die Qualität eine Mannschaft aus dem Keller zu holen.

SPORT1: Wie zufrieden sind Sie mit ihrer Zeit in der Nationalmannschaft?

Träsch: Ich bin froh, dass ich überhaupt für Deutschland spielen durfte. Es war eine sehr schöne, aber auch eine sehr bittere Zeit, denke ich an meine Verletzung 2010 vor der WM. Ich bin in einem Freundschaftsspiel gegen Südtirol unglücklich umgeknickt und habe mir alle Bänder und alle Kapseln gerissen. Was gewesen wäre, wenn ich die WM gespielt hätte, weiß ich nicht. Dennoch hatte ich eine sehr schöne Zeit in der Nationalmannschaft.

Löw-Abschied: "Kann ihm keiner verübeln"

SPORT1: Sie haben dort unter Joachim Löw gespielt. Viele glauben, dass er nach der EM im nächsten Jahr aufhören wird. Glauben Sie das auch? Und wer sollte sein Nachfolger werden?

Träsch: Löw hat sehr viel für den deutschen Fußball getan. Er wurde 2014 Weltmeister und hat den Spielstil verbessert. Sollte er aufhören, kann das ihm keiner verübeln. Als Nachfolger würde ich auf jeden Fall für einen deutschen Trainer plädieren. Jürgen Klopp wird ja immer wieder genannt. Ich glaube, er könnte Großes als Nationalcoach erreichen. Es macht jedes Wochenende Spaß, ihm bei Liverpool an der Seitenlinie zuzusehen, mit welchen Emotionen er arbeitet. Dennoch gibt es einige Trainer, die für Löws mögliche Nachfolge infrage kämen. Es bleibt spannend, was aus Löw wird und ob er überhaupt aufhört.

SPORT1: Welche Trainer war ihr Lieblingstrainer?

Träsch: Ich hatte mehrere Trainer, mit denen ich gerne zusammengearbeitet habe. Christian Gross beispielsweise beim VfB. Ich bin super mit ihm klargekommen und die Art und Weise seines Spiels habe ich gemocht. Es war der VfB-Coach mit dem besten Punkteschnitt. Ich fand ihn menschlich top. Er wirkte nach außen wie ein Eisklotz, hat aber immer sehr nett mit allen Spielern gesprochen. Er hat nicht nur die ersten 13 im Kader bevorzugt. Jeder war von ihm überzeugt. Er hat alle mitgenommen, das hat ihn ausgezeichnet.

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SPORT1: Sind Sie in Ihrer Karriere an dem einen oder anderen Weg falsch abgebogen?

Träsch: Das mag von außen betrachtet so erscheinen. Ich persönlich würde nichts anders machen. Ich hatte bisher eine sehr schöne Karriere - mit Höhen und Tiefen. Die Downs bleiben natürlich vor allem im Gedächtnis hängen. Aber es gibt keine Karriere, in der es nur Höhen gibt, wenn man mal Ronaldo und Messi außen vorlässt.

SPORT1: Wie sieht Ihre nähere Zukunft aus?
 
Träsch: Meine Deadline ist die Winter-Transferperiode, da muss es sich entscheiden, ob ich nochmals spielen kann oder nicht. Nach einem Jahr Pause ist es ansonsten schwer, als Spieler wieder im Profifußball Fuß zu fassen. Wir können uns nach wie vor das Ausland vorstellen. Die USA wären ein Thema, aber auch die Vereinigten Arabischen Emirate. Dennoch muss das Gesamtpaket stimmen, gerade für meine Familie.

SPORT1: Was, wenn nichts mehr kommen sollte?

Träsch: Es gibt viele spannende Dinge, die in Zukunft passieren könnten. Ich kann mir vorstellen in einem Verein zu arbeiten. Auch beim FCI, um mitzuhelfen, dass der Verein wieder nach oben kommt. Es gibt viele Möglichkeiten. Man wird sehen, was die Zeit bringt.