Kronprinz Haakon von Norwegen hatte seine helle Freude, seine zahlreichen Untertanen, die ihn nach Schweden begleitet hatten, waren auf der Tribüne völlig aus dem Häuschen. Ihnen zu Füßen standen im dichten Schneetreiben von Are zwei Landsleute, die ziemlich besten Freunde Kjetil Jansrud und Aksel Lund Svindal: lachend, feixend, überglücklich.
Svindal-Silber: Verlierer grummeln
Während der große Svindal (36) sich im letzten Rennen seiner Karriere den Abschied versilberte, durfte der von ihm so oft besiegte Jansrud (33) über das erste Gold bei einer WM und in einer Abfahrt jubeln. Übrigens als ältester Weltmeister der Geschichte in der alpinen Königsdisziplin.
"Das hätten wir uns nicht schöner erträumen können. Was für eine wunderbare Vorstellung von den beiden Jungs", sagte der einstige "Super-Elch" Kjetil Andre Aamodt, selbst mehrfacher Olympiasieger und Weltmeister, über seine beiden Landsleute. Die bekamen sich nach einem allerdings doch etwas fragwürdigen Rennen gar nicht ein vor guter Laune.
Josef Ferstl: "Nicht ganz fair"
Dass Jansrud, der sich vor zweieinhalb Wochen in Kitzbühel die linke Hand gebrochen hatte, seinem Kumpel eine Goldmedaille zum Abschied um 0,02 Sekunden verwehrt hatte - geschenkt! Dass Vincent Kriechmayr (Österreich/+0,33 Sekunden) vor Titelverteidiger Beat Feuz (Schweiz/+0,44) Bronze gewann - fast eine Randnotiz.
Zu den Geschlagenen gehörten am Berg Areskutan, auf dem die Abfahrtsstrecke wegen der äußeren Bedingungen um fast einen Kilometer auf 2172 m gekürzt worden war, neben dem hoch gewetteten Super-G-Weltmeister Dominik Paris (Italien/6.) auch die Deutschen.
In Abwesenheit des verletzten Kitzbühel-Siegers Thomas Dreßen war Dominik Schwaiger auf Rang 25 der Beste, der erkrankte Josef Ferstl konnte als 28. seine starke Leistung aus dem Super-G (6.) nicht bestätigen. "Ich will jetzt kein schlechter Verlierer sein, aber ich glaube es war nicht ganz fair", sagte Ferstl der ARD. Wegen der anhaltenden Niederschläge sammelte sich im Verlauf des Rennens immer mehr Schnee auf der Piste an.
Olympiasieger Mayer wundert sich
Den Norwegern war es egal: Nachdem der Start zweimal um eine halbe Stunde verschoben worden war, wurde zur Verblüffung vieler Rennläufer in der Tat gestartet, dabei gelang zunächst dem Kraftpaket Jansrud, im Weltcup in dieser Saison nie besser platziert als auf Rang 13, eine fast perfekte Fahrt. Als kurz darauf der Stilist Svindal über die Ziellinie raste, ging ein Aufschrei durch das Publikum. "Im Ziel war ich so glücklich. Ich habe gesehen, ich habe zwei Hundertstel auf Kjetil verloren, letztes Jahr war es genau umgekehrt. Perfekt! Ich habe mein letztes Rennen so genießen können, die Stimmung, es ist einfach unglaublich", sagte Svindal.
Es war in der Tat ein märchenhafter Tag für Svindal - und Jansrud. Letzterer sprach von "payback", von ausgleichender Gerechtigkeit. Jansrud hat immerhin fünf Olympiamedaillen gewonnen, aber er war auch viermal nur Zweiter oder Dritter, zuletzt bei den Spielen 2018 in Pyeongchang, als er in der Abfahrt von Svindal um 0,12 Sekunden besiegt wurde. Im Super-G von Südkorea fehlten ihm als Drittplatziertem 0,18 Sekunden zu Olympiasieger Matthias Mayer aus Österreich. Mayer, auch Abfahrtsolympiasieger 2014, belegte diesmal Rang fünf und berichtete im Zielraum von der Verwunderung am Start: "Es waren alle etwas überrascht als es hieß, wir starten. Aber es ist wie es ist."
Mit seiner Verwunderung war Mayer nicht alleine. "Ich habe mich ziemlich an die Ideallinie gehalten, aber egal, wo man gefahren ist, ist man immer im Tiefschnee gefahren. Das war nicht ideal. Im Nachhinein ist man immer schlauer, heute sind wir leider geschlagen", sagte Ferstl.