Für eine der vier deutschen Biathlon-Damen fühlte sich der Heimsieg in Ruhpolding am Donnerstag ganz besonders schön an. Denn Franziska Preuß hat eine extrem harte Zeit hinter sich. "Die letzten drei Wochen ging es mir richtig schlecht", gab die 22-Jährige im Gespräch mit SPORT1 Einblick in ihr Seelenleben.
Preuß: "Mir ging es richtig schlecht"

Start im Liebes-Duo entfällt
Lange kämpfte Preuß in dieser Saison mit gesundheitlichen Problemen, den Weltcup in Pokljuka im Dezember musste sie wegen eines Magen-Darm-Infekts absagen. Für die Rennen in Nove Mesto kämpfte sie sich zurück, um dann nach Weihnachten wieder krank zu werden.




Ihr geplanter Start auf Schalke gemeinsam mit ihrem Freund Simon Schempp entfiel deshalb. Für Oberhof schien sie kurzzeitig wieder fit zu sein, doch dann schlug der grippale Infekt erneut zu.
"Für ein paar Tage ging es wieder, und dann war wieder alles vorbei", schildert sie das Auf und Ab.
Zwangstrennung von Schempp
Vor allem psychisch versetzte das der Bayerin einen echten Tiefschlag. "Es war extrem hart für den Kopf. Man verliert dann einfach das Vertrauen in den eigenen Körper", beschreibt Preuß das mentale Problem.
Wenn es einem schlecht geht, wird man gerne mal vom Partner, vom Freund oder der Freundin in den Arm genommen. Doch auch das ging nicht: "Man muss sich leider aus dem Weg gehen, man will den anderen ja nicht anstecken."
Lob vom Bundestrainer
Erst am Sonntag Abend sahen sich Preuß und Schempp wieder. Am Montag stieg die gebürtige Wasserburgerin dann wieder ins Training ein. Die Trainer schenkten ihr dann gleich das Vertrauen und stellten sie für die Staffel auf.
"Wir wissen um die Stärken von Franziska am Schießstand", begründete Hönig hinterher die Entscheidung.
Letztendlich war es für Preuß dann gar nicht so wichtig, dass es mit dem Sieg vor heimischem Publikum klappte. Sie war froh, überhaupt wieder dabei sein zu dürfen. "Es war total schön, auch weil ich letztes Jahr ja auch nicht dabei war", beschrieb sie ihre Gefühle.
Selbstzweifel immer stärker
Im vergangenen Winter setzte ein Haarriss Preuß lange außer Gefecht, mit Infekten kämpft sie ohnehin ständig. Auch deshalb wurden die Selbstzweifel in den vergangenen Wochen immer stärker.
"Man zweifelt, ob man es vom Kopf her nochmal schafft, zurückzukommen", sagt Preuß. Die ständigen Krankheiten zehrten an Preuß‘ Nerven: "Dann liegt man auf der Couch und macht sich seine Gedanken."
Die Weltmeisterschaft am 8. Februar im österreichischen Hochfilzen rückte immer näher, sie zweifelte schon, ob sie die Titelkämpfe überhaupt als Teilnehmerin erleben dürfe.
Spaß wieder finden
Nun aber sieht es wieder gut aus für Preuß. Auch auf einen Staffelplatz bei der WM darf sie sich nach der guten Leistung vom Donnerstag wieder Hoffnungen machen. In den nächsten Tagen und Wochen will sie nun vor allem wieder mentale Stärke und Ausgeglichenheit aufbauen.
"Jetzt geht es darum, den Spaß wieder Richtung WM zu finden", erklärt sie ihre Marschroute.
Und natürlich will sie wieder mehr Zeit mit Freund Simon verbringen - vorausgesetzt, beide bleiben gesund.