Am Ende der Zielgeraden hüpfte Franziska Preuß ausgelassen auf und ab. Ihr Strahlen war das Sinnbild für die deutschen Biathletinnen bei der WM im finnischen Kontiolahti.
Preuß rast zu WM-Silber
Beim abschließenden Massenstart gewann die 21-Jährige aus Haag Silber hinter der Ukrainerin Walentyna Semerenko und damit ihre zweite Medaille nach dem überragenden Goldlauf in der Staffel.
Noch vor einem Jahr hatte Preuß bei den Olympischen Spielen in Sotschi bittere Tränen vergossen. Damals gab sie der sportlichen Krise aller deutschen Skijäger ein Gesicht.
"Grandiose Woche" für Preuß
"Ich hab vor der Saison gedacht: Eine WM-Medaille ist so weit weg, das schaffe ich sowieso nicht”, sagte Preuß nach dem Rennen in der ARD: “Das ist wie ein Traum. Was für eine grandiose Woche."
Mit einem Schießfehler hielt sie nach 12,5 km die Italienerin Karin Oberhofer (+12,6 Sekunden) in Schach und distanzierte auch ihre Staffel-Kolleginnen Franziska Hildebrand (fehlerfrei) und Laura Dahlmeier (zwei Strafrunden) auf Platz sechs und sieben.
Auf die fehlerfreie Semerenko fehlten Preuß 6,2 Sekunden.
Dahlmeier freut sich mit
Dahlmeier, die in der Verfolgung Silber gewonnen hatte, ärgerte sich trotz ihrer verpassten Medaillenchance nur kurz. Stattdessen gratulierte sie Preuß überschwänglich zu deren bislang größtem Einzel-Erfolg.
"Ich freue mich riesig für die Franzi. Sie hat es sich total verdient. Das ist ein echter Traum", sagte die ebenfalls 21-jährige Dahlmeier.
Stockverlust bremst Hildebrand
Hildebrand musste erstmal den Frust hinunterschlucken, auch sie hatte lange Zeit eine Medaille im Blick gehabt.
Ein Missgeschick nach dem dritten Schießen verhinderte jedoch Hildebrands Triumph. Die 27-Jährige, Startläuferin der Staffel, verlor einen Stock und damit den Anschluss an die Spitzengruppe.
Domratschewa ohne Medaille nach Hause
Titelverteidigerin und Olympiasiegerin Daria Domratschewa hatte zu diesem Zeitpunkt ebenfalls alle Chancen auf den dritten großen Titel im Massenstart nacheinander vergeben.
Die Weißrussin, die nach den ersten beiden Schießen souverän geführt hatte, schoss zwei Fahrkarten. So reichte es schließlich nur zu Blech - Domratschewa fährt ohne Medaille von der WM nach Hause.
Triumph ein Jahr nach dem Trauma
Noch in Sotschi war sie die dominierende Athletin ihrer Sportart gewesen, Preuß dagegen erlebte beim Staffel-Debakel den bittersten Moment ihrer noch jungen Karriere.
Gestürzt, mit nur noch einem Stock in der Hand und Schnee im Lauf ihres Gewehrs war sie durch die Loipe gestolpert, die Augen aufgequollen von Tränen. 387 Tage später hat sich das Schicksal gewendet. So schnell geht es manchmal im Sport.
Preuß’ Medaille war bereits die fünfte für den Deutschen Skiverband (DSV) in Kontiolahti. Erwartet hatte sie niemand, für Verfolgungs-Vize-Weltmeisterin Dahlmeier war der Massenstart nach dem Staffel-Triumph am Freitag sowieso nur noch "Zugabe".
Ohne Druck ging das deutsche Trio das Rennen an, im Kopf noch immer die emotionalen Momente der Siegerehrung vom Samstagabend, als zweimal die deutsche Hymne für beide erfolgreichen Staffeln gespielt wurde.