Die deutschen Volleyballer haben den Sensations-Titel bei der Europameisterschaft in Polen nur um Haaresbreite verpasst.
Deutschland verpasst EM-Gold
Im Finale in Krakau verlor die Mannschaft von Bundestrainer Andrea Giani trotz einer überragenden Leistung gegen Rekordchampion Russland mit 2:3 (19:25, 25:20, 22:25, 25:17, 13:15), durfte sich aber nach der knappen Niederlage gegen den haushohen Favoriten mit der Silbermedaille trösten.
"Die Silbermedaille ist ein historischer Erfolg, wer hätte das vor ein paar Wochen gedacht. Dass wir uns so durchgesetzt haben, ist unglaublich und der Hammer", sagte Christian Dünnes, Sportdirektor beim Deutschen Volleyball-Verband (DVV).
Erste EM-Medaille überhaupt
Am Samstag hatte das Team mit dem 3:2 im Halbfinale gegen Serbien Geschichte geschrieben und die erste EM-Medaille einer deutschen Männermannschaft perfekt gemacht.
In der Targon-Arena verkauften sich die Deutschen extrem teuer, Russland wirkte nicht so übermächtig wie im bisherigen Turnierverlauf. Das DVV-Team fand im Angriff zwar zu Beginn nicht den richtigen Rhythmus, kämpfte sich dann aber in die Partie und konnte den viermaligen Olympiasieger zumindest massiv ärgern.
Deutschland fühlte sich in der Rolle des Underdogs sichtlich wohl, von Nervosität war nichts zu spüren.
Entscheidung im Tiebreak
Nachdem im ersten Satz schon einige gute Spielzüge gelungen waren, startete das Team um Georg Grozer mutig und selbstbewusst in den zweiten Durchgang. Gerade Grozer machte mit seinen Aufschlägen unglaublich viel Druck, die Mannschaft spielte sich in einen Rausch und nahm den Russen den ersten Satz im ganzen Turnier ab.
Trainer Sergej Schliapnikow wechselte nach der Pause durch, das russische Team wirkte zunehmend frustriert. Die 10.592 Zuschauer feuerten das deutsche Team frenetisch an, der Gegner wurde gnadenlos ausgepfiffen. Die Deutschen gaben auch nach dem 1:2 nicht auf, holten den Ausgleich und erzwangen so den Tiebreak - in dem das Glück dann fehlte.
DVV-Team wächst über sich hinaus
Schon beim 3:2 im Halbfinale gegen die favorisierten Serben hatten Grozer und Co. eine starke Aufholjagd hingelegt und ein bereits verloren geglaubtes Spiel noch gedreht. "Wir müssen uns in jedem Spiel verbessern und unsere Qualität steigern", hatte Giani bereits vor Turnierbeginn gefordert.
Seine Schützlinge taten genau das und wuchsen bei dem Turnier in Polen als Mannschaft über sich hinaus. Gerade in der Vorschlussrunde, als das Team nach zwei verlorenen Sätzen vor dem Aus stand, bewiesen sie Siegermentalität und Willenskraft. Auch dank Giani hielt die Mannschaft dem Druck stand.
Dass die neu formierte Auswahl am Ende gegen Russland knapp an einer Überraschung vorbeischrammte, schmälert die überragende Leistung der Spieler nicht - im Gegenteil. Der 14-malige Titelträger spielt derzeit eigentlich in einer anderen Liga als der europäische Rest, nur die Deutschen lieferten den Russen ein Duell auf Augenhöhe.