Wer ist der eine Spieler, mit dem kein anderer Teilnehmer in der Fantasy-Football-Liga rechnet? Diese Frage stellen sich unzählige Fantasy-Manager zu Beginn jeder neuen Saison.
Das Phänomen Fantasy Football
Laut Panthers-Linebacker Luke Kuechly lohnt es sich, bei Rookie-Running-Backs genauer hinzuschauen. In der Amazon-Erfolgsserie All or Nothing sagt er über den damaligen Rookie Saquon Barkley: "Es gibt einfach keine Aufnahmen von NFL-Spielen mit ihm. Das erschwert die Vorbereitung auf seine Spielweise."
In der Tat machte Barkley mit seiner spektakulären Saison 2018 nicht nur die New York Giants glücklich, sondern auch diverse NFL-Fans zu Champions. Das Phänomen Fantasy Football ist in den USA bereits eine Multi-Millionen-Dollar-Industrie, aber auch in Deutschland steigt die Popularität rasant an. SPORT1 gibt einen Einblick.
Worum geht es beim Fantasy Football?
Hier werden NFL-Fans an ihren Handy-Bildschirmen zu den Managern ihres eigenen Teams. Bei einem Draft, der zu Saisonbeginn abgehalten wird, stellen sie aus den virtuellen Ebenbildern der realen Spieler ihre Mannschaft zusammen.
Die Auswahl erfolgt dabei innerhalb der jeweiligen Fantasy-Liga, entweder mit Freunden und Bekannten oder mit zufällig vom Anbieter ausgewählten anderen Usern.
Die Teams der Teilnehmer punkten dann wöchentlich anhand der Leistungen der realen Spieler. Das Team mit den meisten Punkten gewinnt. Am Ende gibt es wie in der echten NFL Playoffs und einen Meister.
NFL, Yahoo und Co. bieten Echtzeit-Scoring
Das virtuelle Ebenbild eines realen Akteurs macht dabei Pluspunkte, wenn der reale Spieler im Spiel bei einem Spielzug Raumgewinn oder Punkte erzielt. Für letzteres ist die Ausbeute natürlich größer. Bei einem Turnover oder einem Raumverlust werden Punkte abgezogen.
Schlimmstenfalls kann ein Akteur daher auch über eine gesamte Partie nur Minuspunkte sammeln. Auswechseln geht beim Fantasy Football nach Beginn der Spiele nicht mehr.
Man kann unter dem Dach vieler verschiedener Plattformen eine Liga gründen: Bei der NFL, ESPN, Yahoo, Sleeper und noch vielen mehr. Im Gegensatz zu den Anfängen, als Spieler montags die Zeitungen durchwühlen mussten, gibt es heute in den Apps Echtzeit-Scoring – man kann also parallel zum Geschehen sein Team feiern oder verteufeln.
In Nordamerika 2017 fast 60 Millionen Spieler
In Nordamerika ist Fantasy Football ein voller Erfolg. Nach Angaben der Washington Post wurden hier im Jahr 2017 insgesamt 59,3 Millionen Fantasy Football-Spieler verzeichnet, Tendenz steigend. 1962, als die erste Fantasy Liga gegründet wurde, waren es demnach gerade einmal acht Teams.
Über die Bar des Erfinders, ein Mitbesitzer der Oakland Raiders, verbreitete sich das Spiel via Mund-zu-Mund-Propaganda. Mit dem Internet erlebte Fantasy Football einen regelrechten Boom.
Mittlerweile ist aus dem einstigen Freizeitspaß ein richtiges Business geworden. Fans auf der ganzen Welt treten bei verschiedenen Anbietern gegeneinander an. Bei vielen wird sogar um Geld gewettet. Laut der Washington Post gab 2017 ein Fantasy-Football-Spieler in den USA durchschnittlich 556 Dollar pro Jahr für Startgebühren, Draft-Hilfen (wie Magazine) oder einfache Liga-Beiträge aus.
Auch NFL-Profis sind dabei. Zuletzt startete JuJu Smith-Schuster von den Pittsburgh Steelers seine neue Promi-Liga. Viele Stars spüren aber auch die Schattenseiten: Immer häufiger werden sie via Social Media oder auf der Straße attackiert, wenn sie einem Fan eine Niederlage beschert haben.
Tipps für Einsteiger
Die Spielerwahl ist entscheidend, denn anders als hierzulande bei bekannten Fußball-Managern gibt es jeden NFL-Spieler pro Liga nur einmal. Es kann also nicht jeder mit Pat Mahomes als Quarterback spielen. Doch worauf kommt es an?
Die eingangs erwähnten Rookie-Running-Backs sind eine gute Option. Man sollte darauf achten, dass der gewählte Spieler in seinem realen Team auch Spielzeit bekommt. Nicht jeder Sechstrundenpick ist auch gleich der neue Heilsbringer des Fantasy-Teams. In dieser Saison fallen immer wieder Namen wie Josh Jacobs oder David Montgomery. Letzterer steht allerdings auf der „Nicht-Draften-Liste“ des Portals Bleacher Report, da in Chicago Tarik Cohen der nominelle Starter auf der Position ist.
Weiter sind die Statistiken aus dem Vorjahr ein guter Anhaltspunkt. Sie geben Aufschluss darüber, was der Spieler leisten kann. Die Anbieter geben auch immer Prognosen ab, wie viele Punkte ein Spieler in der Saison macht. Das kann ein Anhaltspunkt sein, allerdings weichen diese Vorhersagen oft stark von der Realität ab.
Jetzt aktuelle NFL-Fanartikel kaufen - hier geht's zum Shop | ANZEIGE
Bei NFL-News auf dem Laufenden bleiben
Es hilft auch, die Nachrichtenfront der NFL im Auge zu behalten. Streikt ein Spieler vor der Saison aus Vertragsgründen, ist das oft ein erstes Warnzeichen. Jeder, dessen Erstrundenwahl im letzten Jahr Le’Veon Bell war, dürfte sich deshalb immer noch ärgern. In dieser Saison stehen daher hinter Melvin Gordon (LA Chargers) und Ezekiel Elliott (Dallas Cowboys) dicke Fragezeichen.
Auch eine prall gefüllte Verletzungsakte kann einen Spieler in die Untiefen des Draftboards fallen lassen. Niemand möchte einen Spieler, der eine ganzen Saison verletzt ausfällt.
Mit Vorsicht sind Rookie-Quarterbacks zu genießen. Viele brauchen ein Jahr, bis sie sich in der besten Football-Liga der Welt zurechtfinden. Manche werden auch erst nach einer halben Saison zum ersten Mal eingesetzt. Auch bei Receivern gilt Vorsicht: Viele haben Probleme mit dem leicht veränderten Reglement und den höheren taktischen Anforderungen.
Vorsicht bei Mahomes
Besondere Achtung ist zudem bei Patrick Mahomes geboten. Der Chiefs-Quarterback ist Coverstar der neuesten Ausgabe des Madden-NFL-Videospiels von EA Sports. Glaubt man an den "Madden-Fluch", dann steht dem Shooting-Star ein Seuchenjahr bevor.
Zudem werden Quarterbacks ohnehin oft zu früh genommen, obwohl der Punkte-Unterschied - je nach Scoring der eigenen Liga - oft nicht so groß ist. Es wird sich zeigen, welcher tollkühne Fantasy-Manager bereit ist, dieses Risiko einzugehen.