Dieser Abgang war abzusehen.
Ein Beben, das die NBA erschüttert
In der Nacht zu Mittwoch verloren die Houston Rockets zum zweiten Mal innerhalb von drei Tagen gegen die Los Angeles Lakers, die anschließende Pressekonferenz von James Harden war mehr als nur deutlich.
"Wir sind nicht einmal nahe dran. Ich meine das so und das gilt nicht nur für die Lakers, sondern auch für andere gute Teams. Wir sind einfach nicht gut genug, sei es das Talent oder unser Zusammenspiel, in allen Belangen", polterte der Superstar der Rockets in Richtung seiner Mitspieler.
Dann wurde der 31-Jährige noch deutlicher. "Ich liebe diese Stadt, ich habe alles gegeben, was ich habe. Diese Situation ist verrückt und die Probleme können nicht gelöst werden", kündigte er in der 90 Sekunden dauernden Ansprache quasi seinen Abschied an.
Harden geht zu den Nets
Knapp einen Tag später wurde bekannt, zu welchem Team es einen der besten NBA-Spieler verschlägt. The Beard spielt in Zukunft für die Brooklyn Nets. (NBA-Saison 2020/21: Alle Spiele und Ergebnisse)
Mit einem einfachen Trade ist es bei einem Spieler vom Kaliber eines James Harden jedoch nicht getan. Damit der unzufriedene Superstar seinen Willen bekommen konnte, wurden in den Mega-Trade gleich vier NBA-Teams involviert. Neben den Rockets und den Nets sind auch die Cleveland Cavaliers und die Indiana Pacers beteiligt.
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Für Harden bekommen die Rockets Victor Oladipo von den Pacers, Dante Exum von den Cavs, Rodions Kurucs von den Nets, dazu drei Erstrundenpicks aus Brooklyn, einen Erstrundenpick von den Bucks (via Cavaliers) und vier Pick Swaps der ersten Draft-Runde von den Nets.
Der Superstar und die Titelchancen sind weg, die Zukunft ist gesichert. Oladipos im Sommer auslaufender Vertrag bringt weitere Flexibilität, falls der zweimalige All-Star seine Zukunft woanders sieht.
Die Pacers erhalten im Gegenzug Caris LeVert von den Nets und einen Zweitrundenpick von den Rockets. Die Cavaliers wiederum bekommen Jarrett Allen und Taurean Prince von den Nets und gehen damit als heimlicher Gewinner aus dem Trade. Brooklyn selbst darf sich über Harden freuen. (NBA-Tabellen)
Trade sorgt für NBA-Beben
Der Vier-Team-Trade sorgte in der NBA für ein Beben.
Diverse Spieler und Ex-Profis kommentierten das Geschehen in den Sozialen Netzwerken. "Ok, das ist jetzt richtig schnell eskaliert", schrieb der künftige Hall of Famer Paul Pierce. "Die NBA ist verrückt, oder?", twitterte Hawks-Star Trae Young.
Der Anfang Dezember bei den Warriors zurückgetretene Andrew Bogut fasste mit seinem Tweet die letzte Zeit von Harden bei den Rockets treffend zusammen. "Der größte Gewinner des heutigen NBA-Trades: Die Stripperinnen rund um Brooklyn."
Vor wenigen Wochen hatte Harden für Aufsehen gesorgt, als er sich trotz der strikten Coronamaßnahmen in der NBA ohne Maske in einen Stripclub begab. Ohnehin war das Ende der Ära Harden bei den Rockets alles andere als rühmlich.
Kritik an Rockets-Teammitgliedern
Fast neun Jahre lang spielte der Shooting Guard für das Team, trotz zweier Conference-Finals reichte es nie für eine Teilnahme an den Finals. Dass er seine Zukunft bei einer anderen Franchise sieht, machte der immer unzufriedener werdende Harden bereits nach dem Playoff-Aus in der vergangenen Saison deutlich. Den anschließenden Trainingsstart ließ er sausen, hinter den Kulissen forcierte er seinen Abgang.
Auch die Stimmung im Team litt unter Hardens Verhalten, wie Teamkollege DeMarcus Cousins klarstellte.
"Alleine, wie er mit dem Training Camp umgegangen ist, wie er sich da verhalten hat. All diese Sperenzchen neben dem Feld. Die Respektlosigkeiten waren schon viel früher da, das ist nichts, was erst am vergangenen Tag begonnen hat", sagte er angesprochen auf die 90-sekündige Pressekonferenz seines Teamkollegen.
"Er kann über die Organisation denken, was er will, aber die 14 anderen Jungs in der Kabine haben ihm nichts getan", wütete Cousins weiter. "Nun waren wir die Leidtragenden dieser respektlosen Kommentare, was uns gegenüber komplett unfair ist."
Neuanfang in Brooklyn
Kritik, die an Harden abprallen dürfte.
Für den 31-Jährigen beginnt nun das Abenteuer New York. Bei den Nets erwartet ihn mit Kevin Durant ein alter Bekannter. Zwischen 2009 und 2012 spielten beide gemeinsam für die Oklahoma City Thunder, nun sind sie im Big Apple widervereint.
Mit Kyrie Irving bilden beide ein neues Superteam, das vom Line-Up her endgültig zu den absoluten Titelkandidaten in der NBA gehört und die Machtverhältnisse in der Liga über Jahre verändern könnte, wenngleich Zweifel angebracht sind, ob die Isolationskünstler nebenbei funktionieren können.
Harden ist dort gelandet, wo er hin wollte - nun liegt es auch an ihm, dass sein finaler Wunsch, Meister zu werden, in Erfüllung geht.