Es sollte das neue Symbol für die große Stärke der Golden State Warriors sein.
Ende der Warriors-Dynastie?
Doch was die Zuschauer zum Auftakt der neuen NBA-Saison im nagelneuen Chase Center von ihren "Kriegern" zu sehen bekamen, hatte wenig Glanz. Nicht einmal gekämpft hatten die Spieler der Franchise, die in den vergangenen Jahren die NBA dominierte wie nur wenige Teams zuvor.
Den Los Angeles Clippers - zugegebenermaßen ein heißer Anwärter auf den Titel in dieser Saison - gestatteten die Warriors eine Trefferquote aus dem Feld von 63(!) Prozent.
Nur jeder dritte Versuch der Gäste aus dem Feld fand bei der 122:141-Niederlage nicht den Weg in den Korb. Eine unterirdische Statistik für das Super-Team der letzten Jahre.
"Die Wahrheit ist, dass wir grottenschlecht sind"
Zwei Tage später gegen die im Umbruch befindlichen Oklahoma City Thunder wurde es nicht besser. 92:120 - deutlicher hat Golden State noch nie gegen OKC verloren, seitdem deren Franchise zur Saison 2008/09 von Seattle nach Oklahoma City gewandert ist.
Zwischenzeitlich lag der sechsmalige NBA-Meister gegen das Team von Dennis Schröder, der zum ersten Mal in dieser Saison richtig heiß lief, mit 41 Punkten zurück.
"Jeder hat von unserer Offense geschwärmt. Aber sie hat uns nicht groß gemacht", sagte Warriors-Leader Draymond Green. "Es war unsere Defense. Das sage ich schon seit Jahren."
Umso ernüchterter musste der Power Forward feststellen: "Unsere Verteidigung ist derzeit nicht existent. Ich glaube nicht einmal, dass wir im Moment wissen, was Defense überhaupt ist."
Greens Schlussfolgerung lässt in San Francisco bereits jetzt die Alarmglocken schrillen: "Die Wahrheit ist, dass wir im Moment grottenschlecht sind."
Daran änderten auch die 123 Punkte nichts, die sich die Warriors am 3. Spieltag gegen die ersatzgeschwächten New Orleans Pelicans einschenken ließen. Zumindest gelang dank 134 eigener Punkte im dritten Versuch der erste Sieg.
Thompson verletzt, Durant weg
Doch woran liegt es, dass der Serienfinalist der vergangenen Jahre in dieser Saison mit zwei herben Klatschen in die Saison gestartet und eine baldige Trendwende gerade defensiv noch nicht in Sicht ist?
"Wir müssen ganz von vorne beginnen", bringt Superstar Steph Curry die Situation der Warriors auf den Punkt. Der zweimalige MVP und Defensiv-Spezialist Green sind die beiden einzigen Verbliebenen aus dem Team, das zuletzt fünf Finalserien in Folge erreicht hat.
Curry ist derzeit mit 31 Jahren mit Abstand der Älteste im aktuellen Kader, auch Green gehört mit seinen 29 Jahren bereits zu den Senioren im Team, in dem neun von 15 Akteuren 23 Jahre oder jünger sind.
Langjährige Stützen wie Kevin Durant, der nach Brooklyn ging, Andre Iguodala, der zu den Memphis Grizzlies geschickt wurde, und der zurückgetretene Shaun Livingston sind nicht mehr da.
Dazu fällt mit Klay Thompson einer der absoluten Leistungsträger mit einem Kreuzbandriss aus, womöglich für die gesamte Saison. Die Dynastie der Warriors ging in diesem Sommer zu Ende.
Rookies plötzlich gefordert
Und mit Kevon Looney (23) fehlt derzeit auch noch ein Spieler, der für die Zukunft der Warriors stehen soll.
Der Big Man steht einstweilen wegen Beschwerden im Oberschenkel, verbunden mit einer Nervenkrankheit, nicht zur Verfügung. Wann er zurückkehren wird, ist nicht absehbar.
Ebenfalls verletzt fehlen derzeit Willie Cauley-Stein und Alec Burks, die beide erst zu Beginn der Saison von den Sacramento Kings zu den Warriors wechselten.
Und so müssen es jetzt erst einmal Spieler für das Überteam der letzten Jahre richten, die außerhalb von Expertenkreisen noch weitgehend unbekannt sind: Die Rookies Jordan Poole und Eric Paschall oder Jacob Evans, der erst in seine zweite NBA-Saison geht.
Wenn dann auch noch Leistungsträger wie Curry (unter 40 Prozent Wurfquote aus dem Feld an den ersten zwei Spielen) noch nicht so treffen wie gewohnt und Neuzugang D'Angelo Russell gegen OKC wegen eines Ausrasters von den Referees vorzeitig zum Duschen geschickt wird, ist nicht viel übrig vom Glanz alter Zeiten.
Warriors-Coach Kerr bleibt zuversichtlich
Coach Steve Kerr hatte allerdings schon vor Monaten vor dem Einbruch gewarnt. "In den vergangenen fünf Jahren haben wir in einer Welt gelebt, die es so eigentlich nicht geben sollte", gab er zu bedenken.
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Die harte Realität sei vielmehr das, was die Warriors derzeit verkörpern. "Wir müssen geduldig sein. Wir müssen weiter kämpfen und die Spieler fördern. Die wiederum müssen lernen", forderte Kerr.
Seine Zuversicht lässt er sich dennoch nicht nehmen: "Wir werden uns steigern. Das weiß ich."
Schon beim Sieg gegen die Pelicans war diese Steigerung teilweise zu sehen. Und dass es ohne Durant, Thompson oder Iguodala nicht so flüssig läuft wie in den letzten Jahren, mussten selbst eingefleischte Optimisten eingestehen.
Der Kampf um die Playoffs wird für den einstigen Dauer-Favoriten in diesem Jahr auf jeden Fall ein harter.