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NBA: Wie Dirk Nowitzki 1998 beim Nike Hoop Summit groß aufspielte

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NBA: Wie Dirk Nowitzki 1998 beim Nike Hoop Summit groß aufspielte

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Der Tag, als Nowitzkis Stern aufging

Wäre die Karriere von Dirk Nowitzki anders verlaufen, wenn er beim Nike Hoop Summit 1998 nicht so gezaubert hätte? Weggefährten erinnern an die frühe Sternstunde.
Dirk Nowitzki gehört in seiner Wahlheimat USA zu den größten Legenden des Sports. Beim Spiel der Dallas Mavericks gegen die Golden State Warriors soll er nochmals geehrt werden.
Wäre die Karriere von Dirk Nowitzki anders verlaufen, wenn er beim Nike Hoop Summit 1998 nicht so gezaubert hätte? Weggefährten erinnern an die frühe Sternstunde.

Es ist der 29. März 1998. In San Antonio messen sich beim legendären Nike Hoop Summit die größten Talente, viele große NBA-Karrieren nahmen hier ihren Anfang.

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Am Ende des Tages gibt es bei den Scouts nur ein Thema: Den großen blonden Jungen aus Würzburg, der gerade die Toptalente der USA ganz alt hat aussehen lassen und sich selbst mitten in die Lottery der NBA katapultiert hat. Sein Name: Dirk Werner Nowitzki.

Mit 33 Punkten und 14 Rebounds war der Deutsche nicht nur der absolute Star des Abends, sondern führte Team World auch noch völlig überraschend zum Sieg gegen Team USA.

Wie groß die Zweifel zuvor waren und dass es beinahe nicht zum richtungsweisenden Auftritt gekommen wäre, darauf blickten Nowitzki und Weggefährten wie sein Mentor Holger Geschwindner 2019 bei ESPN zurück.

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Aufstieg mit Würzburg vs. NBA-Traum

Um ein Haar wäre der damals 19-Jährige gar nicht in die USA geflogen. Immerhin steckte er mit den Würzburg X-Rays gerade mitten in den Playoffs um den Aufstieg in die Bundesliga.

„Holger meinte zu mir: ‚Hey, ich glaube, das ist eine wirklich, wirklich gute Gelegenheit, dich mit einigen von den Besten in deinem Alter zu messen.‘ Und ich nur so: ‚Bist du verrückt? Davon haben wir geträumt, dafür haben wir die letzten Jahre gespielt‘“, erzählte Nowitzki vom Gespräch über den Hoop Summit und seine Gewissensbisse gegenüber Würzburg. „Wir haben ein riskantes Spiel gespielt“, gibt Geschwindner heute zu.

Bei der Bundeswehr musste Nowitzki um Erlaubnis fragen, um als Wehrdienstleistender in die USA reisen zu dürfen - beim Zweitligisten war das ein bisschen anders. "Holger meinte nur: 'Aaach, wir schleichen uns einfach raus.' Also habe ich am Sonntag noch gespielt und am Montagmorgen sind wir geflogen, ohne jemandem etwas zu sagen", blickt der NBA-Star zurück.

Der heutige Mavs-Macher Donnie Nelson (President of Basketball Operations) war damals Assistenztrainer sowohl der Mavericks als auch von Team World und erinnerte sich: „Sie waren total gerädert, als sie ankamen. Holger hatte diese gleiche Jeans an, die er schon seit 1973 trug. Und natürlich auch das Flanellhemd und die Lederjacke, die er sicher heute noch hat.“

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Nowitzki „zu nett, um ein Killer zu sein?“

Der echte Nowitzki ("Ich hatte ihn nur auf schlechten, körnigen Videos gesehen") hinterließ bei Nelson großen Eindruck - im wahrsten Sinne des Wortes: "Manche Europäer schrumpfen auf dem Flug hierrüber um zehn bis 15 Zentimeter. Aber als ich ihn gesehen habe, dachte ich gleich: 'Wow, der ist nicht geschrumpft.'"

Trotzdem war der heutige Basketball-Präsident der Mavs nicht restlos überzeugt vom 2,13-Meter-Mann. "Ich hatte Sorge, dass er ein zu netter Junge sein könnte, um ein Killer zu sein", gestand der Mavs-Boss: "Die meisten Jungs, auf die du bei solchen Spielen triffst, reißen dir gleich dein Herz raus, um es dir zu zeigen. Klar, er hatte die Arbeitseinstellung - aber ist er auch hart genug? Das habe ich mich gefragt."

Vater Don Nelson, damals Trainer der Mavs, war da schon glühender Fan: "Nach ein paar Trainingseinheiten beschlossen wir, ihn so gut wie möglich zu verstecken. Wir beschlossen, ihn zu draften, mit egal welchem Pick. Aber wir haben es nicht geschafft, ihn davon zu überzeugen, nicht zu spielen (beim Hoop Summit, Anm. d. Red.)."

Nowitzki lässt US-Stars verzweifeln

Warum ihn die Mavs gerne vor dem Rest der NBA versteckt hätten, zeigte Nowitzki dann an diesem 29. März 1998 eindrucksvoll.

Team USA mit den späteren NBA-Stars Rashard Lewis, Al Harrington, Stromile Swift und Quentin Richardson war der große Favorit, erdrückte die Nicht-Amis mit einer Ganzfeldpresse und ließ in der ersten Halbzeit wenig zu. „Ich dachte, sie pressen uns das ganze Spiel und wir verlieren den Ball 100 Mal“, gibt Nowitzki zu.

Nach der Pause übernahm der Deutsche dann und dezimierte die USA. "Dieser dünne Junge aus Deutschland sorgte dafür, dass ungefähr sechs US-Typen ausgefoult wurden", erinnerte sich der damalige ESPN-Kommentator Dan Shulman.

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"Da war dieser große, schlaksige Typ"

Am Ende des Tages ging der Big Man für 23 Freiwürfe an die Linie und verwandelte 19. Dazu kamen zwei Dreier bei drei Versuchen.

"Er war beeindruckend", blickte Harrington (danach 16 Jahre in der NBA) zurück: "Da war dieser große, schlaksige weiße Typ, von dem du noch nie gehört hattest - und hatte solche Sachen drauf. Er hat uns überrascht. Wir wussten einfach nicht, wie wir ihn verteidigen sollen. Wir hatten ihn noch nie gesehen - aber nach dem Spiel wussten wir, wer er war!"

Das Nowitzki-Camp durfte zu Recht feiern. "Er hat lächerliche Zahlen aufgelegt", schwärmte Teamkollege Darius Songaila (2003-2011 in der NBA), Don Nelson meinte nur: "Er hat einfach dominiert."

Ärger nach Rückkehr in Würzburg

Daheim in Deutschland erwartete den gefeierten Helden allerdings eine Menge Ärger.

„Nach dem Spiel mussten wir schnell wieder nach Hause fliegen“, erinnerte sich Geschwindner: „Sie haben uns gekillt in Deutschland. Sie haben uns richtig gekillt. Dirk war nicht beim Playoff-Spiel, die Jungs haben trotzdem gewonnen - aber das war egal. Die waren richtig sauer. Und ich war der Typ, der die Youngster in die Irre führt. Die Presse hat uns gekillt.“

Auch Nowitzki berichtete, das Team sei "echt angepisst" gewesen: "Am meisten hat sich einer der ausländischen Spieler aufgeregt, weil er einen Aufstiegs-Bonus im Vertrag hatte. Das war eine ordentliche Summe. Im Prinzip hat er mir vorgeworfen: Du setzt mein Geld aufs Spiel."

Aber am Ende wurde doch alles gut: Nowitzki griff nach seinem USA-Ausflug wieder in die Aufstiegs-Playoffs ein, Würzburg schaffte es tatsächlich in die Bundesliga.

Und die Mavs sicherten sich im NBA-Draft an neunter Position einen schlaksigen Jungen aus Würzburg. Der Rest ist Geschichte.