"Normalerweise ziele ich auf den Anschreibetisch."
Frust statt Lust: Currys Wandlung
Stephen Curry spielte nach der frustrierenden Niederlage der Golden State Warriors im sechsten Finalspiel gegen die Cleveland Cavaliers die Situation herunter, als er die Kontrolle verlor.
Viereinhalb Minuten waren beim Stand von 87:99 aus Sicht der Warriors noch zu spielen, als Curry nach einem Rebound versuchte, LeBron James den Ball zu stibitzen. Der Versuch misslang; schlimmer noch: die Schiedsrichter werteten Currys Aktion als sein sechstes Foul, die Partie war für Curry beendet.
Currys Frust erreichte endgültig das Maximum, er kanalisierte ihn mit dem Wurf seines Mundschutzes in die Zuschauerränge. Curry traf den Sohn eines Cavs-Mitbesitzers, die Aktion und seine Beschwerde bei Referee Jason Philipps resultierten in Currys erster Disqualifikation der Karriere.
Curry entschuldigte sich direkt beim Fan. "An ihm wollte ich meinen Frust nicht auslassen", erklärte Curry, der mit einer satten Geldstrafe, wohl aber nicht mit einer Sperre rechnen muss.
Rekord-Saison ohne Wert?
Trainer Steve Kerr verteidigte seinen Schützling zwar und bezeichnete drei Foulpfiffe gegen Curry als "total lächerlich". Currys fantastische Saison und sein Image erhalten aber Narben.
Den Warriors, dem Team mit der besten Bilanz aller Zeiten in der regulären Saison, droht im entscheidenden Spiel 7 (Mo., ab 2 Uhr LIVE im TV auf SPORT1 US) ein historischer Einbruch. Noch nie hat ein Team in den Finals eine 1:3-Führung verspielt. Die 73 Siege würden klar an Wert verlieren, sollten die Warriors die Spielzeit nicht mit dem Titel krönen.
Mitverantwortlich dafür ist Curry, der im Finale wie schon im Vorjahr die in ihn gesteckten Erwartungen nicht erfüllen kann. Mit 23,5 Punkten, 4,8 Rebounds und 4,0 Assists bleibt er klar unter seinem Saison- und Playoff-Schnitt.
Mit Aktionen wie seinem Mundschutz-Wurf verspielt Curry zudem viele Sympathien. Dazu trägt auch seine Frau Ayesha bei, die sich derzeit als Twitter-Wüterich einen Namen macht.
Titel oder Tadel?
Trotz aller Beteuerungen, dass es ihm egal sei, wer als "Gesicht der NBA" gilt: Dass James Curry in den Finals klar in den Schatten stellt und damit auf dem besten Wege ist, ihn wieder vom Thron zu stoßen, wird auch den 28-Jährigen nicht kalt lassen.
Zumal Curry in Cleveland im direkten Duell von James kurz vor seinem Wutausbruch regelrecht gedemütigt wurde. James blockte einen Korbleger-Versuch Currys ins Aus und schenkte ihm anschließend einen netten Blick und ebenso nette Worte.
So hart es bei seiner historischen Saison klingen mag: Curry bleibt eine Chance, um sich und sein Team vor einem ungemütlichen Sommer zu bewahren.
Den Blick aufs Wesentliche hatte er schon beim Gang in die Kabine wiedererlangt. Curry richtete seinen Finger auf James und sprach: "Spiel 7. Ich komme".