Patrick Lange ist nicht nur auf dem Triathlon-Olymp angekommen, er hat ihn am Samstag sogar gegen die gesammelte Welt-Elite verteidigt - und das mit der mit Abstand schnellsten Siegerzeit, die Hawaii jemals gesehen hat.
So tickt der deutsche Ironman-Held
Dieser Rekord verblüfft umso mehr, da sich der deutsche Triathlon-Held erst vor gut zwei Jahren dazu entschlossen hatte, seinen Sport hauptberuflich auszuüben. Zuvor gehörte Lange zwar schon zu den Besten seiner Sportart, feierte auch im Mountainbike Erfolge auf nationaler Ebene, verdiente sein Geld letztlich aber als Physiotherapeut.
Lange bei erster Teilnahme Dritter
Mit 30 Jahren dann die Grundsatzentscheidung: Voller Fokus auf den Triathlon. Das heißt: 35 bis 40 Trainingsstunden pro Woche, rund 20.000 Kilometer auf dem Rad, 5.000 Kilometer in den Laufschuhen und 1.200 Kilometer im Wasser im Jahr - und vegetarische Ernährung.
Mit Trainer Faris Al-Sultan und Manager Jan Sibbersen baute sich Lange das perfekte Umfeld auf, um im fortgeschrittenen Sportler-Alter noch einmal das nächste Level zu erklimmen. Und der Plan ging schnell auf: Seinen ersten Ironman über die Langdistanz in Texas gewann Lange 2016 gleich. Auf Hawaii wurde er bei seiner ersten Teilnahme hinter seinen Landsmännern Jan Frodeno und Sebastian Kienle Dritter.
Al-Sultan als Vorbild und Trainer
Der Anteil des Duos Al-Sultan und Sibbersen daran, dass Lange sich nur ein Jahr später zum Weltmeister über die Langdistanz krönte, kann nicht groß genug eingeschätzt werden. Beide strotzen nur so vor Erfahrung: Al-Sultan gewann 2005 selbst auf Hawaii. Sibbersen stellte in diesem Jahr im Alter von 43 Jahren sensationell eine neue Bestzeit (46:30 Minuten) auf der 3,8 Kilometer langen Schwimm-Teilstrecke im Pazifik auf. Schützling Lange stieg erst vier Minuten nach seinem Manager aus dem Wasser, am Ende kam Sibberson als 1134. ins Ziel.
Trotz der großen Erfolge der Vergangenheit reiste Lange in diesem Jahr indes nicht als Top-Favorit nach Hawaii. Die Vorbereitung lief alles andere als problemlos. Olympiasieger Jan Frodeno, der am Wochenende verletzungsbedingt passen musste, schlug den Titelverteidiger im Vorfeld mehrfach.
Hawaii perfekt für Lange
Mit dementsprechend gedämpften Erwartungen reiste Lange auf die Pazifik-Insel - und explodierte förmlich. Hawaii ist schlichtweg die perfekte Umgebung für den 32-Jährigen. Während der Konkurrenz die unbeschreibliche Hitze zu schaffen macht, kommt Lange im Glutofen erst richtig auf Betriebstemperatur.
Sein großer Vorteil: Seine Statur. Lange wiegt bei einer Körpergröße von 1,78 Meter nur 63 Kilogramm und ist damit einer der leichtesten Weltklasse-Triathleten. Damit wird er zwar nie der schnellste Schwimmer oder Radfahrer im Feld werden, auf dem abschließenden Marathon fliegt er aber regelmäßig an seiner Konkurrenz vorbei.
Heiratsantrag im Ziel
Er funktioniert wie ein Dieselmotor, entwickelt seine Stärke erst je länger ein Rennen dauert. Auf den kürzeren Distanzen, die beispielsweise bei Olympia ausgetragen werden, gehört Lange keineswegs zur absoluten Weltspitze.
Auf der Langstrecke auf Hawaii scheint er dagegen fast unschlagbar - und setzte sich mit der Rekordzeit von 7:52:39 Stunden, in denen er knapp 10.000 Kalorien - so viele wie in 30 Cheeseburgern stecken - verbrannte, in diesem Jahr ein Denkmal für die Ewigkeit.
Wie viel Lange trotz aller Rekorde Familie und Freunde Wert sind, zeigte sich am Wochenende gleich nach dem Zieleinlauf. Im Moment seines größten sportlichen Erfolges machte er seiner Freundin Julia Hofmann einen Heiratsantrag und diese nahm freudestrahlend an. Momentan läuft bei Patrick Lange eben alles rund.