Neulich in Indian Wells ließ Martina Navratilova die Vergangenheit aufleben.
Das wurde aus Martina Navratilova
Seite an Seite mit ihrer langjährigen Doppelpartnerin Pam Shriver kommentierte sie beim Turnier in Kalifornien die Matches ihrer Nachfolgerinnen.
Natürlich schlagfertig wie früher, in der guten, alten Zeit, in der das Duo nicht zu bezwingen war. 1984 gewannen Navratilova und Shriver alle vier Grand-Slam-Titel.
Und es ist nur eines von vielen Kapiteln einer unglaublichen Erfolgsgeschichte, auf die Navratilova heute an ihrem 65. Geburtstag zurückblicken kann.
Martina Navratilova "hat das Tennis revolutioniert"
167 Turniersiege im Einzel, 177 im Doppel, neun Einzelsiege in Wimbledon, 21 Jahre in Folge, in denen sie stets einen Titel gewann: All diese Rekorde der am 18. Oktober 1956 in Revnice bei Prag geborenen Navratilova sind bis heute unübertroffen.
Auch mit ihren 332 Wochen auf Platz 1 der Weltrangliste (nur Steffi Graf regierte länger) und 18 Grand-Slam-Siegen insgesamt ist sie in den ewigen Rankings weit vorn. Mehr Major-Titel holten bis heute nur Margaret Court (24), Serena Williams (23), Graf (22) und Helen Wills-Moody (19) - Navratilovas große Rivalin Chris Evert liegt gleichauf Rang 5 gleichauf vor Billie Jean King und Suzanne Lenglen (je 12).
„Sie hat das Spiel revolutioniert“, sagte die große Gegenspielerin Evert einst über Navratilova, der sie in insgesamt 14 Grand-Slam-Finals begegnet war - mit zehn Siegen für Navratilova: Derart austrainiert, offensiv und erfolgreich hatte vor ihr noch keine Frau Tennis gespielt.
Outing als lesbisch geschah unfreiwillig
Angriffslustig ging sie auch außerhalb des Platzes zu Werke, etwa bei manch deplatzierten privaten Fragen.
Ob ihr Erfolg etwas mit ihrer Homosexualität zu tun hätte, fragte etwa einer der Reporter bei ihrer vermeintlichen Abschieds-PK 1994 in New York. „Glaubst du etwa, der Ball hat Angst vor mir, weil ich lesbisch bin?“, antwortete Navratilova genervt: „Ich wusste nicht einmal, dass ich lesbisch bin, als ich angefangen habe. Mein Gott!“
Nach ihrem erzwungenen Outing - ein US-Journalist hatte Navratilovas Geheimnis 1981 veröffentlicht, obwohl sie ihn um Verschwiegenheit gebeten hatte - hatte sie sich bei dem Thema Schlagfertigkeit angewöhnt. Im selben Jahr hatte Navratilova noch ein weiteres persönlich prägendes Ereignis: Sechs Jahre, nachdem sie sich aus ihrer damals kommunistisch regierten Heimat in den Westen abgesetzt hatte, wurde sie US-Staatsbürgerin.
Bis heute präsent - jetzt auch als Serienstar
Navratilovas sportliche große Zeit endete in den Neunzigern, Steffi Graf brach ihre Vorherrschaft, Monica Seles erhöhte - bevor das Messer-Attentat von Günter Parche sie aus der Bahn warf - das Tempo von der Grundlinie ein weiteres Mal. Den letzten ihrer Wimbledonsiege feierte Navratilova 1990. Dass sie 1994 noch einmal auf dem Heiligen Rasen das Finale erreichte, erstaunte sie selbst mehr als die Zuschauer.
Sechs Jahre später kehrte sie erfolgreich im Doppel und Mixed zurück, 2002 spielte sie nach einer verlorenen Wette auch wieder Einzel. Erst 2006, nach einem letzten Mixed-Titel mit Bob Bryan bei den US Open, war endgültig Schluss, kurz vor ihrem 50. Geburtstag. Navratilova verdiente im Lauf ihrer Karriere 21,6 Millionen Dollar Preisgeld.
„Hab mal Tennis gespielt, rede jetzt nur noch drüber“, lautet heute Navratilovas lakonische Selbstbeschreibung bei Twitter, als öffentliche Figur präsent geblieben ist sie nicht nur dort: Navratilova trat als TV-Expertin in Erscheinung, als politische Aktivistin und auch als Romanautorin und Schauspielerin.
Zuletzt wirkte sie in der satirischen, von Netflix produzierten Serie „The Politician“ mit, als Pferdetrainerin und Liebhaberin der von Gwyneth Paltrow gespielten Mutter der Titelfigur.
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Mit Sportinformationsdienst (SID)