Die verbale Ohrfeige von Boris Becker hat offenbar gesessen, Angelique Kerber holt sich inmitten ihrer sportlichen Krise nun doch Unterstützung.
Kerber findet neuen Trainer
Nach mehreren Monaten ohne Coach hat die dreimalige Grand-Slam-Siegerin Ex-Profi Dirk Dier als Trainer engagiert. Wie Kerbers Management dem SID am Sonntag bestätigte, soll Dier die strauchelnde Spitzenspielerin zumindest während der anstehenden Asien-Tour betreuen.
Allerdings stellt der 47-Jährige zunächst lediglich eine Interimslösung dar. Dier ist derzeit als Bundestrainer beim Deutschen Tennis Bund (DTB) angestellt und wird für die Arbeit mit Kerber vom Verband freigestellt.
Kerber spielt diese Woche in Zhengzhou
"Es ist schön zu sehen, dass uns der DTB hier so entgegen kommt", sagte Kerber-Manager Aljoscha Thron. Erstmals soll der neue Trainer beim anstehenden WTA-Turnier in Zhengzhou/China, für das Kerber eine Wildcard erhielt, in ihrer Box sitzen.
Mit Dier arbeitete Kerber schon beim Fed-Cup-Team regelmäßig zusammen, wo der gebürtige Saarländer unter Barbara Rittner und nun unter Jens Gerlach als Co-Trainer fungiert.
Dier war ab 1990 zehn Jahre lang Profi, seine beste Weltranglistenplatzierung war Rang 118 im April 1996. In der Vergangenheit betreute er als Coach unter anderem die Doppel-Spezialistin Anna-Lena Grönefeld (34).
Kerber warte seit Juli auf einen Sieg
Kerber, einst die Nummer eins der Welt, hatte sich im Juli nach ihrem bitteren Zweitrunden-Aus in Wimbledon nach nur knapp siebenmonatiger Zusammenarbeit ohne Turniersieg von Trainer Rainer Schüttler getrennt. Seither trat sie ohne Coach an. Bei den US Open, die sie 2016 noch gewonnen hatte, scheiterte Kerber zuletzt in Runde eins. Ihr letzter Matcherfolg datiert von Anfang Juli in Wimbledon.
Unter anderem Deutschlands Tennis-Ikone Becker hatte Kerber deshalb zuletzt scharf kritisiert für ihren Umgang mit der ungelösten Trainerfrage. "Wenn jetzt nicht der Groschen fällt, wann dann?", fragte der 51-Jährige in seiner Funktion als Experte des TV-Senders Eurosport am Rande der US Open. Und auch Rittner, inzwischen Damen-Chefin im Deutschen Tennis Bund (DTB), gab zu, "kein gutes Gefühl" zu haben, "wenn nicht bald jemand an ihrer Seite ist".
Kerber hatte diese Kritik anfangs vehement zurück gewiesen und ihre Entscheidung, sich "alleine auf die Reise zu machen", verteidigt. Nun erfolgte offenbar ein Umdenken. Ob die Zusammenarbeit mit Dier tatsächlich die erhoffte Soforthilfe liefert, wird sich dabei umgehend zeigen. In Zhengzhou trifft Kerber am Montag in der ersten Runde auf die US-Amerikanerin Alison Riske.