Sascha Bajin macht keinen Hehl daraus, dass er für seinen Job viel in Kauf nimmt.
Eine deutsche Tennis-Erfolgsstory
"Ich habe in den letzten 15 Jahren viel geopfert, um in dieser Position zu sein. Ich bin aber bereit, diese Extrameile zu gehen", sagte er vor einigen Monaten im SPORT1-Podcast "Cross Court". So verpasste Bajin laut eigener Aussage die Hochzeiten seiner Mutter und seiner Schwester.
Für die Opfer wurde der 36-Jährige aber stets belohnt. Bajin ist der Mann mit dem Schlüssel zum Erfolg auf der Damen-Tour im Tennis: Er hat seinen Schützlingen schon satte 15 Grand Slams beschert!
Nun hat der Tennis-Trainer, der in München-Feldmoching aufwuchs, Karolina Pliskova im Wimbledon-Endspiel geführt. Die Tschechin trifft am Samstag auf Angelique Kerbers Bezwingerin Ashleigh Barty. Es kann der nächste große Titel eines Bajin-Schützlings werden. (NEWS: Alles zu Wimbledon)
Bajin begann im Team von Serena Williams
Als Spieler reichte es für Bajin bis zur 2. Liga bei Iphitos München, seine Profi-Ambitionen gab er auf, als er mit 15 seinen Vater durch einen Unfall verlor.
2003 öffnete sich dann die Tür doch noch zum Profitennis. Er wurde durch eine Empfehlung eines Kollegen zum Trainingspartner von Serena Williams.
Der Tennis-Podcast "Cross Court" mit neuer Wimbledon-Folge ist ab sofort auf podcast.sport1.de, in der SPORT1 App sowie auf den gängigen Streaming-Plattformen Spotify, Apple Podcasts, Google Podcast, Amazon Music, Deezer und Podigee abrufbar
Bis 2015 blieb der Deutsche an der Seite des Mega-Stars. Williams gewann in den acht Jahren der Zusammenarbeit satte 13 Grand Slams.
Naomi Osaka machte einen großen Sprung
Dass Bajin mehr war als ein beliebiger Statist in Serenas Erfolgskosmos, zeigte sein weiterer Werdegang: 2017 war Bajin Trainingspartner von Caroline Wozniacki und die Dänin holte mit den WTA-Championships einen großen Titel.
Die wohl wichtigste Zeit für Bajin war wohl aber die mit Naomi Osaka. Die schüchterne Japanerin galt bereits Anfang 2018 als Supertalent. Dann stieg der ruhige Deutsche als Coach ein - und Osaka explodierte innerhalb kürzester Zeit. (Wimbledon: Alle Spiele und Ergebnisse)
Sie gewann die US Open 2018 und holte auch den Titel bei den Australien Open 2019 wenig später. Zudem landete Osaka damit auf Rang eins in der Weltrangliste, als erste Japanerin. Bajin wurde prämiert mit der Ehrung als WTA-Trainer des Jahres 2018.
Im April 2019 endete die Erfolgsgeschichte abrupt, Osaka sprach von "unüberbrückbaren Differenzen", die beide nie näher ausführten. Für Bajin ging es über die Stationen Kristina Mladenovic und Dayana Yastremska schließlich zu Pliskova.
Pliskova noch ohne Erfolg bei Grand Slams
Im November 2020 stieg der Erfolgsgarant bei der 29-Jährigen ein - die zwar schon Nummer 1 der Welt war, aber bis heute auf einen Major-Triumph wartet.
Doch bei den vier größten Wettbewerben schaffte es die Tschechin lediglich einmal ins Finale - 2016 bei den US Open.
Bei "Cross Court" auf SPORT1 berichtete Bajin von dem Problem, das er bemerkt hatte: "Wenn man etwas zu sehr will, ist es genau so schlimm als wenn man es zu wenig will. Sie will wirklich. Aber alle reden darüber, dass sie außer einem Grand Slam alles gewonnen hat und diesen Makel hat, ohne Grand Slam die Nummer 1 gewesen zu sein."
Diese Diskussion habe in Pliskovas Kopf Spuren hinterlassen, so Bajin: "Wenn ich mit ihr rede, dann merkt man richtig, dass sie einfach verkrampft. Sie weiß nicht genau, wie sie ihre Nervosität in den Griff bekommt. Sie kann in entscheidenden Momenten nicht ihr bestes Tennis deshalb spielen. Wenn sie 80 Prozent von dem, was sie im Training zeigt, auf den Platz bringt, dann gewinnt sie so ein Ding auch."
Warum Bajin nur Frauen trainiert? Die Antwort ist simpel
Nun hat der Super-Coach offenbar die richtigen Schrauben gedreht. Er veränderte neben der Einstellung unter anderem den Aufschlag von Pliskova: Ihr Einzug ins Finale deutet klar darauf hin, dass das Duo auf dem richtigen Weg ist.
Warum er immer nur Damen trainiert? Bajin hatte dafür bei SPORT1 eine schlichte Erklärung: "Wenn du gute Arbeit als Trainer bei den Frauen leistest, macht es sich schneller bemerkbar, weil die Top 3 nicht so weit weg sind vom Rest wie bei den Herren. Jede kann einen Grand Slam gewinnen. Das macht es als Trainer so interessant für mich. Man ist auch als Trainer dabei, um große Titel zu gewinnen."
Der nächste ist zum Greifen nah.