Die märchenhafte Reise des neuen britischen Tennis-Lieblings Emma Raducanu in Wimbledon hat auf dramatische Weise ein Ende gefunden.
Wimbledon-Drama wirft Fragen auf
Die 18-Jährige, die als Nummer 338 der Welt dank einer Wildcard erstmals überhaupt in einem Grand-Slam-Hauptfeld stand, musste am Montag gegen die Australierin Ajla Tomljanovic beim Stand von 4:6, 0:3 nach einer Behandlungspause unter Tränen aufgeben und verpasste den Einzug ins Viertelfinale.
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Raducanu hatte mit Atemnot zu kämpfen und fasste sich während des Spiels mehrfach in die Brust- und Magengegend. Daraufhin wurde das junge Talent von Sanitätern vom Platz gebracht. Nach einer längeren Untersuchung überbrachte Schiedsrichterassistentin Denise Parnell die Nachricht, dass der Shootingstar nicht zurückkehren würde.
Fragwürdige Ansetzung der Partie
"Ich bin geschockt, Emma muss verletzt sein, wenn sie die Entscheidung getroffen hat, aufzugeben", sagte Konkurrentin Tomljanovic und fügte an: "Es tut mir wirklich leid für sie, ich hätte mir gewünscht, dass wir zu Ende hätten spielen können."
Die 28-Jährige deutete an, gehört zu haben, dass die Probleme Raducanus mit ihrer Aufregung zusammenhingen: "Ich habe etwas Ähnliches erlebt, aber nicht in diesem Ausmaß. Ich weiß, dass es eine reale Sache ist. Ich habe mit Sportlern gesprochen, die das durchgemacht haben. Als ich die Begründung hörte, habe ich mich fast noch schlechter gefühlt, weil ich weiß, wie schlimm sich das anfühlen kann."
Die Ansetzung des Matches zwischen der Wildcard-Starterin und Tomljanovic wirft allerdings Fragen auf. Das Duell wurde als dritte Partie des Tages angesetzt. Normalerweise sind alle Viertelfinals der Frauen nicht später als an zweiter Stelle im Programm zu finden, da einen Tag später bereits die nächste Runde ansteht.
Während Raducanu und Tomljanovic also erst um 19.53 Uhr den Court betraten, waren die anderen Einzelwettbewerbe der Damen längst beendet. Ashleigh Barty, die nun auf Tomljanovic trifft, feierte ihren Sieg gegen French-Open-Gewinnerin Barbora Krejcikova bereits um 14.42 Uhr.
McEnroe für Aussagen in der Kritik
Der Reiz, mit dem traditionellen Zeitplan zu brechen, liegt auf der Hand: Der Zeitpunkt am frühen Abend lockt mehr Zuschauer an - insbesondere wenn Großbritanniens neuer Tennis-Liebling im Einsatz ist. Doch es ist Vorsicht dabei geboten, die jungen Talente derart zu verheizen.
Am Beispiel von Naomi Osaka wurde zuletzt deutlich, dass selbst die erfahrenen Stars der Szene dem Druck nicht immer standhalten können. In einem öffentlichen Statement teilte die 23-jährige Japanerin mit, seit den US Open 2018 immer wieder unter Depressionen zu leiden und sagte nach ihrem Rückzug von den French Open auch ihre Wimbledon-Teilnahme ab.
US-Tennislegende John McEnroe erklärte nach Raducanus Match gegenüber der BBC: "Es scheint, als wäre es einfach zu viel geworden, was verständlich ist. Ich habe dieses Turnier mit 18 Jahren gespielt und in gewisser Weise war ich froh, dass ich verloren habe." Der große Rivale von Björn Borg fügte an, dass es eine Schande sei, dass der Youngster aufhören musste. Für seine Aussagen erntete McEnroe reichlich Kritik.
Raducanu löst Tennis-Hype wie einst Murray aus
Raducanu, Tochter einer Chinesin und eines Rumänen, hatte durch ihren überraschenden Vorstoß in die zweite Turnierwoche eine Tennis-Begeisterung auf der Insel ausgelöst, wie es zuletzt nur dem zweimaligen Wimbledonsieger Andy Murray gelang.
Nur zwei Wildcard-Starterinnen schafften es ins Viertelfinale von Wimbledon: Die Berlinerin Sabine Lisicki 2011 und 2008 die Chinesin Zheng Jie zogen sogar ins Halbfinale ein.
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Mit Sportinformationsdienst (SID)